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Was habe ich getan?

Was habe ich getan?

Titel: Was habe ich getan? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Prowse
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und in unmittelbarer Nähe. Dadurch war man gezwungen, wirklich zuzuhören und ihre Bedeutung zu verarbeiten. Schreien war nur etwas für Anfänger.
    Nicht einmal in der Nacht war es still. Die Zellen hallten vom unweigerlich lauten Schluchzen der jungen Häftlinge und der Neuankömmlinge wieder. Kate fand das herzzerreißend. Sie konnte es sich nicht verkneifen, das Bild ihrer Tochter Lydia auf die weinenden Gesichter zu projizieren, und sehnte sich danach, sie mit einer Umarmung und einem freundlichen Wort zu trösten. Ihr Heulen wurde von dem Getrommel verzweifelter, wütender Hände unterbrochen, die mit Schuhen und Haarbürsten gegen Metallgitter und Bettgestelle schlugen und einen Rhythmus klopften, einen Morsecode: Lasst mich raus hier, ich will nach Hause. Bitte lasst mich nach Hause gehen.
    In den frühen Morgenstunden bellten mitleidlose Wärterinnen und übermüdete Insassen Befehle: »Seid endlich ruhig, haltet den Mund und schaltet das verdammte Licht aus!« Sobald die Gefangenen schließlich verstummten und die Wärterinnen sich in ihr Büro zurückgezogen hatten, erwachte das Gebäude selbst zum Leben. Die Rohrleitungen aus viktorianischer Zeit knarrten und ächzten, Heizkörper knackten und knarzten, Glühbirnen surrten in ihren Fassungen, und der Wind pfiff durch die Ritzen zwischen Fensterscheibe und Rahmen.
    Für Kate stellte der unablässige Lärm eine der größten Herausforderungen des Gefängnislebens dar, etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Sie hatte sich gegen den Verlust der Freiheit und die Langeweile gewappnet, doch es waren die kleinen Dinge, die die stärksten und gänzlich unerwarteten Auswirkungen hatten. Am meisten litt Kate unter völlig unbedeutenden Entbehrungen, die sie frustrierten. Ihre Füße in zu heiß getrocknete, steife Socken zwängen zu müssen war täglich eine Qual. Nicht in der Lage zu sein, sich selbst eine Tasse Tee zu kochen, entmutigte sie so sehr, dass sie fast in eine Depression versank. Die kühle, milchige Brühe, die ihr drei Mal am Tag serviert wurde, war das genaue Gegenteil dessen, was sie unter einem guten Tee verstand. Selbst nach drei Jahren hatte sie sich nicht daran gewöhnt.
    Aber sie hatte sich nie danach gesehnt, wieder in Mountbriers, in der Küche des Schuldirektors, zu stehen – nicht ein einziges Mal, niemals.
    Bei ihrer Ankunft war es ziemlich anstrengend gewesen, sich an den Tagesablauf, die Regeln und den Fachjargon der seltsamen Umgebung zu gewöhnen. Das meiste lernte sie, indem sie die anderen Gefangenen beobachtete und ihre Reaktionen auf den Klang einer Glocke und unverständliche Rufe nachahmte.
    Sie stellte fest, dass Neuankömmlinge in zwei Kategorien zu unterteilen waren: Jene, die gegen das System aufbegehrten, das sie ungerechterweise aus einem Leben gerissen hatte, das ihnen gefiel. Sie nutzten jede Gelegenheit zu toben, zu protestieren oder um sich zu schlagen. Daneben gab es jene, die, wie sie, eine gewisse Fröhlichkeit an den Tag legten. Das ließ darauf schließen, dass das Gefängnis in Wahrheit eine Zuflucht vor dem darstellte, was ihnen draußen Schaden zugefügt hatte.
    In den ersten Wochen ihrer Haft musste Kate sich immer wieder daran erinnern, wo sie war und warum. Es war genau so, wie irgendjemand einmal behauptet hatte: eine Art von Wahnsinn, ob vorübergehend oder nicht. Innerhalb von wenigen Stunden war sie Single, Witwe und Mörderin geworden. Sie war von ihren Kindern getrennt worden, und Mark war tot.
    Die Kinder waren bei ihrer Schwester in Hallton, North Yorkshire. Zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten geriet Kate plötzlich in Panik, ob es ihnen auch wirklich gut ging. Hatte sie Francesca je gesagt, dass Dominic auf Cashewkerne allergisch reagierte? Was war, wenn sie ihm nichtsahnend welche gab, und er sein Gegenmittel nicht bei sich hatte? Die Angst vor den möglicherweise fatalen Folgen quälte sie tagelang, sie konnte an nichts anderes mehr denken.
    Hätte Kate logisch gedacht, dann hätte sie sich beruhigt. Ihr Sohn war im Teenageralter und durchaus in der Lage, seine Tante auf seine Allergie aufmerksam zu machen, aber sie war kein logisch denkender Mensch mehr. Sie war ein Mensch, der versuchte, mit der Ungeheuerlichkeit zurechtzukommen, von den eigenen Kindern getrennt zu leben.
    Wenn es mit dem Einschlafen nicht klappen wollte, stellte Kate sich immer wieder die gleichen entscheidenden Fragen: Bereust du es? Kannst du dir vorstellen, dass es besser gewesen wäre, ruhig zu bleiben, die Hand von

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