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Was habe ich getan?

Was habe ich getan?

Titel: Was habe ich getan? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Prowse
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der Schürze fernzuhalten, das Messer in der Schürzentasche zu lassen? Wäre es nicht für alle besser gewesen, dein Leben so weiterzuführen wie zuvor? Dann würdest du die Kinder wenigstens jeden Tag sehen.
    Bei diesen Gelegenheiten entfaltete sie stets einen der Briefe ihrer Schwester und verschlang, was sie geschrieben hatte.
    Francesca begann immer mit Hey, Katie, was die Uhr auf eine Zeit zurückdrehte, in der sie beide noch jung waren und sich nahestanden. Eine Zeit, bevor Mark Brooker das süße junge Mädchen, das keine ernsten Sorgen kannte, in seine Gewalt bekam. Der Ausdruck war jedoch mehr als ein die Zeit zurückdrehender Kosename. Er war auch eine Erinnerung daran, dass dieses Mädchen, als es Mark Brooker heiratete, zum letzten Mal aus ihrem freien Willen heraus gehandelt hatte und nicht als verängstigte Marionette. Hey, Katie war für Francesca inzwischen ein Ausdruck der Vergebung. Nun konnte sie endlich verstehen, was all die Jahre hinter dem kühlen und gekünstelten Verhalten ihrer Schwester gesteckt hatte. Es war ihre Art und Weise zu sagen: »Alles ist vergeben. Schwamm drüber!«
    Immer wieder las Kate die Informationsschnipsel über ihre Kinder und war ihrer Schwester unendlich dankbar, dass sie, als Kate in größter Not war, die beiden einfach geschnappt und in Sicherheit gebracht hatte, so wie Kate es vorausgesehen hatte. Ebenso fesselnd waren die beiläufigen Hinweise darauf, dass das normale Leben trotzdem weiterging: »Ich muss schnell die Lammpastete in den Ofen schieben!« Sie versetzten Kate in die Lage, sich die Familie um den Tisch sitzend auszumalen, wie sie sich miteinander unterhält und das Gericht verspeist, für das ihre Schwester bei Freunden und Bekannten berühmt war. Und dann gab es die wichtigeren Details: Dass Lydia an der Kunsthochschule für den Grundkurs angenommen worden ist. Dass Dominic Luke und dessen Vater dabei hilft, die Innenausstattung für ein Hotel zu planen. Für ein Boutiquehotel! Er hat fantastische Ideen, und zum Glück kommt die Firma langsam wieder auf die Beine.
    Nachdem Kate Francescas letztes Schreiben noch einmal gelesen hatte, war es für sie klar. Nein, es wäre nicht besser gewesen stillzuhalten und das Messer in der Tasche zu lassen. Mark hätte sie irgendwann umgebracht, da war sie sich sicher.
    Es hatte fast drei Jahre der Gefangenschaft gebraucht, bis Kate aufging, dass sie ihr Selbstvertrauen und ihr Selbstwertgefühl langsam zurückgewann. Während ihrer Ehe hatte sie kaum bemerkt, dass sie ihr abhandengekommen waren. Doch jetzt gewann sie allmählich den Eindruck, dass sie tatsächlich etwas wert war, dass sie etwas Wertvolles zu sagen hatte. Sie konnte zumindest Nein sagen, ohne sich schuldig zu fühlen – sie konnte tatsächlich zu allem Nein sagen, sei es zu einer Einladung zum Tee oder einer aggressiven sexuellen Anmache. Schließlich begriff sie, dass sie das Recht hatte, Nein zu sagen.
    Kate wusste jedoch, dass sie ihre Erfahrungen für immer und ewig in jeder Faser ihres Körpers mit sich herumtragen würde. Sie würde den Menschen, der sie einmal gewesen war, wie einen wassergetränkten Schwamm mit sich herumschleppen. Hätte sie die Wahl gehabt, dann hätte sie einen Gefühlsausbruch vorgezogen, lautstarkes Trauern, das sie geläutert zurückgelassen hätte. Aber das war nicht ihre Art. Stattdessen litt sie unter einer unterschwelligen Traurigkeit, die, solange sie unterdrückt wurde, den Rest ihres Lebens bestimmen würde. Das akzeptierte sie mit einer gewissen Resignation. Die Angst vor Mark war verschwunden. An ihrer Stelle lauerte ein Gespenst, das auf ihrer Schulter im Badezimmerspiegel auftauchen oder mitten in der Nacht unter ihre Decke kriechen konnte, um sich an sie zu schmiegen. Diese vorübergehenden Anflüge, diese Erinnerungen, die ihr einen Schauer über den Rücken jagten, waren dem erbärmlichen Terror, unter dem sie gelebt hatte, absolut vorzuziehen.
    Der Verlust des Kontakts zu ihren Kindern lag Kate wie ein Mühlstein auf der Brust. Der Schmerz ihrer Abwesenheit war stark und stechend. Er erschwerte ihr das Atmen und machte es ihr nahezu unmöglich, etwas zu essen. In ihren Träumen wurde sie von Erinnerungen verfolgt. Sie wachte regelmäßig tränenüberströmt auf, weil sie sich nicht mehr an das Grübchen in Lydias Kleinkinderfinger erinnern konnte oder an Dominics blauen Wollfäustling, den er auf dem vereisten Gartenweg verloren hatte. Die tiefe, nagende Sehnsucht, die sie nach ihnen verspürte,

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