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Was habe ich getan?

Was habe ich getan?

Titel: Was habe ich getan? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Prowse
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lenkte sie von allem ab, was sie zu tun versuchte. Sie war lähmend und allgegenwärtig und begleitete sie jeden Tag, in jeder Sekunde bei allen ihren Arbeiten. Doch wie jemand, der in der Wüste nach Wasser dürstet, konnte sie das Problem nicht lösen. Worte der Entschuldigung und Erklärung lagen ihr auf der Zunge, aber da keines der Kinder zuhörte, schienen ihre Bemühungen vergebens. Die Frustration trieb ihr häufig Tränen in die Augen. So sehr sie sich auch bemühte, ihre Gefängniswärterinnen konnten oder wollten nicht verstehen, dass es nicht das Gefängnis an sich war, das ihr zusetzte, sondern die Zeit, die sie allein mit ihren Kindern brauchte. Nur eine Stunde oder zwei, in denen sie ihnen alles erklären, sie trösten konnte. Konnte denn niemand die beiden zwingen, sie zu besuchen? Bitte.
    Das Bild, wie sie sie als Neugeborene gestillt hatte, jedes Baby winzig, perfekt und geliebt, war ihr stets präsent. Sie malte sich ihre winzigen, gespreizten Finger an ihrer gedehnten weißen Haut aus, auf der sich schmale blaue Adern zu ihren suchenden Rosenknospenmündchen schlängelten. Sie beobachtete, wie ihre Lider allmählich mit langsamen, trägen Wimpernschlägen zufielen, das Bäuchlein voll, bereit einzuschlafen. Dann zog sich ihr Bauch durch das vertraute Gefühl der Sehnsucht zusammen, ganz ähnlich wie damals beim Stillen. Wenn sie die Uhr doch nur auf diese Zeit zurückdrehen und den Mut finden könnte …
    Das gleichmäßige Klatschen von Flip-Flops auf dem Linoleumboden sagte Kate, dass die Post kam. Die schmuddelige junge Frau, deren Aufgabe es war, die Briefe auszuteilen, verlangsamte ihren Wagen und blätterte einen Stapel brauner Briefumschläge durch. Kate konnte immer spüren, wenn ein Brief zu ihr unterwegs war. Sie lächelte, während sie sich vorstellte, wie ihre Schwester ihn an ihrem kleinen Schreibtisch schrieb, zwischendurch einen Schluck Kaffee trank und die Küchenschränke abwischte. Die wunderbare Francesca.
    Das Post-Mädchen warf einen Umschlag durch die offene Tür auf Kates Bett. Da das Mädchen selbst nie einen Brief erhalten hatte, wusste es nichts davon, wie viel Freude und Ablenkung ein solcher bringen konnte.
    »Danke.« Kate meinte es ehrlich.
    Die junge Frau nickte ganz kurz. Sie legte keinen Wert auf das Dankeschön. Ihr ging es nur um die paar Pence, die sie für ihre Mühen bekam.
    Wie ein Feinschmecker, der einen erlesenen Wein oder einen guten Käse kostet, hatte Kate gelernt, die Sache nicht zu überstürzen. Sie schob das Öffnen des Briefes immer hinaus, hielt den Umschlag fest, überprüfte den Verschluss und wog das Kuvert in der Hand, bevor sie die krakelig geschriebene Adresse betrachtete. Diskret legte sie den Daumen über ihre Gefängnisnummer, die mit schwarzer Tinte oben in die linke Ecke geschrieben war. Sie ignorierte, dass der dünne Klebestreifen bereits entfernt worden war, um den Inhalt zu überfliegen, und dass der Stempel Geprüft in roter Farbe auf der Umschlagklappe prangte. Für eine Sekunde oder zwei gelang es ihr, den Gedanken zu verdrängen, dass ein Gefängnisbeamter den Klatsch und Tratsch bereits gelesen hatte, der eigentlich nur für sie gedacht war, und so zu tun, als wäre sie eine andere, die Nachrichten erhielt und die Verbindung mit dem Rest der Welt genoss.
    Kate drehte das harmlose braune Rechteck hin und her, bis es flach auf ihrer Hand lag. Ihr Herz machte einen Sprung. Es war nicht die geschwungene Schrift des Füllers ihrer Schwester, die ihr entgegen starrte, sondern die unverwechselbaren winzigen, präzisen Striche der Handschrift ihrer Tochter.
    »Ach! Er ist von meiner Tochter!«
    Kate wusste nicht, wem sie das zurief, da sie die Worte fast unbeabsichtigt ausstieß. Die Freude sprudelte ihr aus dem Mund.
    »Schön für dich«, kam die gleichgültige Antwort aus einer der Nachbarzellen.
    Das war erst der zweite Brief, den sie in drei Jahren von Lydia erhielt. Kate hatte das dünne Blatt des Vorgängers so gut wie verschlissen. Dieser kostbare neue Talisman würde ihre Gedanken stundenlang beschäftigen. Sie würde sich sehr schnell jedes Wort einprägen, doch der Text und seine Bedeutung waren nicht alles. Das Stück Papier in den Händen zu halten, auf dem die Finger ihres kleinen Mädchens gelegen hatten, und die Worte nachzufahren, verband sie in einer Weise mit ihr, wie es die Erinnerung allein nicht vermochte. Am Papier zu schnuppern, an dem ein leichter Hauch des Parfums ihrer Tochter hing, übertragen durch die

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