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Was ich dich traeumen lasse

Was ich dich traeumen lasse

Titel: Was ich dich traeumen lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Moll
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schon alles über mich. Du hattest alles erzählt.
    Weißt du noch, dein Vater holte ein Fotoalbum und zeigte mir, wie du als kleiner Junge aussahst. Du hattest Locken. Irgendwann sind sie verschwunden. Und du warst immer schmutzig und in Bewegung. Kein Bild, auf dem du nicht lachtest.
    Dein Vater machte gar keine dämlichen Witze. Nur gute. In einem Haus mit hellen Tapeten und weißen Sofas. Mit einem offenen Kamin und einem Flügel. Mit einer Mutter, die backt und »Fühl dich bei uns wie zu Hause« sagt. Mit einer Schwester, die behauptet, dass sie es cool findet, jetzt so was wie eine kleine Schwester zu haben, mit der sie ihren Bruder aufziehen kann.
    Â»Gefallen sie dir?«, fragtest du, als wir uns in dein Zimmer zurückzogen. Was für eine Frage! Sie gefielen mir viel zu sehr. Und in dem Moment schwor ich mir, dass du niemals mit zu mir nach Hause kommen würdest. Dass ich, so oft es nur ging, in dieser Welt verweilen wollte. Eintauchen, mich wälzen, einsaugen. Bis ich genauso rein sein würde wie ihr.
    Ich setzte mich auf dein Bett und hopste auf und ab. »Gut gefedert«, sagte ich, obwohl ich das gar nicht sagen wollte. Überhaupt nicht. Aber du wolltest es hören: »Sie haben nichts dagegen, dass du hier übernachtest.«
    Du nahmst meine Hand, küsstest meinen Nacken und schautest mich an, mit diesem schief gelegten Kopf. »Du musst da noch eine Sache wissen.«
    Â»Du bist gar nicht der Sohn dieser wunderbaren Bilderbuchfamilie. Du bist nur der Hausmeiser. Ich wusste es!«
    Du lachtest: »Ich bin noch Jungfrau. Du hast bestimmt schon Hunderte von Männern gehabt und ich habe von Tuten und Blasen keine Ahnung.«
    Ich musste das einfach sagen: »Nicht mal vom Blasen?«
    Wir lachten so sehr, weißt du noch, dass wir hintenüber aufs Bett kippten. Und dann sagte ich: »Ich bin auch noch Jungfrau.«
    Du warst so erleichtert. Und ich habe mich, obwohl es die Wahrheit war, gefühlt, als würde ich lügen. Ich hatte zumindest vom Blasen schon eine Menge Ahnung.
    * * *
    Mein Telefon klingelt, als ich in der Auffahrt stehe. Sie sieht immer noch groß aus. Nicht mehr so groß wie der Schulhof, aber so groß, dass ich mich klein fühle.
    Ich sehe die Nummer, zögere, dann hebe ich ab.
    Â»Mein Gott, Elena, wir haben es eben erfahren. Ich bin sofort aus der Klasse gerannt, um dich anzurufen. Wo bist du? Wie geht es dir? Das ist so furchtbar!«
    Â»Ich bin grad aus dem Krankenhaus raus. Bin bei Rico. Muss ein paar Sachen zusammensuchen.«
    Â»Wie geht es ihm?«
    Â»Er liegt im Koma.«
    Â»Ja. Klar. Aber …«
    Â»Sie warten ab.«
    Â»Soll ich kommen?«
    Â»Nein. Erst mal nur die Familie.«
    Â»Elena! Du musst total fertig sein.«
    Â»Es geht mir gut.«
    Â»Ja?«
    Â»Es bringt ja nichts, wenn ich jetzt heulend in der Ecke sitze. Er muss wieder zu sich kommen. Er wird wieder zu sich kommen. Und ich helfe ihm dabei.«
    Â»Ja! Klar!«
    Â»Das wird schon wieder!«
    Â»Natürlich!«
    Sie schweigt.
    .Kannst du eigentlich nie die Klappe halten?
    .Schwer.
    .Rede doch mal mit dir selbst. So von Mann zu Mann. Also innerlich. Man nennt das auch denken. Ein Vorgang, der sehr nützlich sein kann.
    .Ich rede aber lieber mit dir.
    .Und ich hab manchmal gern meine Ruhe.
    .Und, kommt was Gutes dabei raus, wenn du so vor dich hin denkst? Ich sehe immer nur diese Falte auf deiner Stirn, wenn du denkst.
    .Es muss ja nicht immer alles gut sein.
    .Nicht?
    .Nein. So ist das Leben nicht, Rico. Immer gut. Wie kannst du überhaupt noch gut erkennen, wenn du nie das Gegenteil siehst?
    .Du meinst, ich sollte mir mal gehörig die Laune vermiesen, um danach umso besser genießen zu können, dass alles gut ist.
    .Ja.
    .Was Blöderes habe ich noch nie gehört.
    Am Telefon schweigen ist falsch.
    Â»Ich muss jetzt«, sage ich.
    Â»Ich mach euch Kopien vom Stoff aus unseren gemeinsamen Kursen. Und Aron auch.«
    Â»Ja. Gut.«
    Â»Soll ich heute Abend vorbeikommen?«
    Â»Ich hab noch viel zu tun.«
    Â»Dornsted sagt, du bist bis Ende der Woche freigestellt.«
    Â»Ja.«
    Â»So viel verpasst ihr dann nicht. Er will erst mal nur wiederholen. Neuer Stoff kommt später dran.«
    Â»Gut.«
    Â»Sag uns sofort Bescheid, wenn es ihm besser geht.«
    Â»Klar.«
    Â»Und grüß ihn schön. Oder … geht ja nicht.«
    Â»Doch, geht. Es ist durchaus möglich, dass er

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