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Was ich dich traeumen lasse

Was ich dich traeumen lasse

Titel: Was ich dich traeumen lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Moll
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zu dir.«
    Â»Ich fahre zu mir. Du fährst nach Hause.«
    Du sagtest nichts mehr. Fuhrst auf meine Höhe. Schautest mich an. Ich konnte deinen Blick nicht deuten. Also trat ich in die Pedale. Fuhr dir davon.
    Natürlich holtest du mich ein. Mit links. Wir lieferten uns ein Rennen, bis wir vor meiner Tür standen.
    Du schautest zum Haus. Du sagtest nichts. Aber in mir türmten sich die Sätze auf, die ich meinte, aus deinem Kopf herauslesen zu können. So eine ist sie also.
    Â»Was mach ich jetzt für einen Eindruck auf deine Mutter. Wir sehen uns zum ersten Mal und ich bin voller Moos und nass geschwitzt«, sagtest du. Und ich: »Tschüss.«
    Du sahst aus wie jemand, der die Welt nicht mehr versteht. Und ich schloss die Tür auf und verschwand so schnell wie möglich im Treppenhaus. Ohne Kuss. Ohne Umarmung. Wie beim ersten Mal.
    Ich bekam nicht mit, dass du den Fuß in die zufallende Tür stelltest, dich im Flur herumdrücktest, weil du nicht wusstest, was du machen sollst. Oben angekommen, sah ich an dem hellen Streifen Licht, der unter der Wohnungstür hindurchfiel, dass sie wach war. Geräusche waren zu hören. Irgendwas schepperte. Ich schloss auf und rannte in die Küche. Ein Glas war zerbrochen. Ein leeres Glas. Ich schaute zum Tisch. Dort stand nur eine Flasche Apfelsaft.
    Sie starrte mich an, mit in Tränen schwimmenden Augen. Sie war barfuß in eine Scherbe getreten. Blut quoll auf den Fußboden.
    Â»Mach den Bademantel zu, Mama«, sagte ich und bückte mich, um die Scherben um sie herum aufzusammeln. »Hörst du nicht, mach den Bademantel zu!«
    Sie tat es nicht. Sie fing an zu weinen. Laut und nass. »Wieso immer ich?«, fragte sie.
    Und ich sagte: »Wir sind eingeschlafen. Ich wollte dich anrufen, aber…«
    Sie hörte gar nicht zu. Sie fragte: »Wieso werde ich immer und immer wieder verlassen?« Und dann sagte sie: »Das Einzige, was ich ihm wert bin, ist eine SMS. Er macht Schluss mit einer SMS.«
    Erst da verstand ich, dass ihr meine Abwesenheit noch gar nicht aufgefallen war. Dass es um etwas völlig anderes ging.
    Â»Ich brauche was«, sagte sie und sah sich um, als würde sie das Gesuchte auf dem Küchenboden finden.
    Â»Nein, brauchst du nicht«, sagte ich.
    Sie wollte zur Tür hinauslaufen, vielleicht zum Kiosk, zur Tankstelle, aber dann blieb sie wie angewurzelt stehen.
    Ich brauchte einen Moment, einen lang gezogenen, einen, der in Zeitlupe abläuft, um zu verstehen, dass sie nicht ins Leere starrte. Auch nicht auf ihren Lover, der wieder zurückgekommen war, wie er immer zurückgekommen war. Um sich zu versöhnen. Um zu bereuen. Um zurück in den Teufelskreis ihrer Beziehung und ihre Arme zu stolpern. Sie starrte auf dich.
    Ich sprang auf und stellte mich vor sie. »Mach den verdammten Bademantel zu, verflucht noch mal!«, sagte ich.
    Sie tat es.
    Und du sagtest. »Scherben bringen Glück.«
    * * *
    Â»Er ist wach!« Sie sieht aus, als habe man ihr ein neues Gesicht verpasst. Irgendwie irre. »Gestern Abend. Ich habe ihm wie immer einen Kuss gegeben. Aber dieses Mal. Ich hab ihn wach geküsst. Verstehst du?« Sie fasst mich an der Hand. Ihre Hand ist heiß, als hätte sie Fieber. »Ist das nicht ein Wunder?«
    .Sag bloß, du glaubst an Wunder?
    .Klar glaub ich dran. Du nicht?
    .Negativ.
    .Und wie erklärst du dir dann, dass wir uns getroffen haben?
    .Zufall.
    .Unsinn. Das war ein Wunder. Ich meine, überleg doch mal. Wenn du nicht von Berlin hierhergezogen wärst. Und wenn ich dann nicht so lang nach Afrika gefahren wäre, damit du merkst, dass du mich vermisst.
    .Das sind alles Zufälle.
    .Die Liebe ist ein Wunder. Das wirst doch selbst du nicht abstreiten.
    .Die Liebe ist ein Zufall. Genauso wie ein Autounfall.
    .Wenn du es nicht anders willst. Autounfälle sind auch Wunder.
    Â»Er hat die Augen aufgeschlagen und mich angeschaut. Nicht irgendwohin, genau in meine Augen. Sie haben zu mir gesprochen. Es ist wirklich wahnsinnig. Und seine Hand. Er hat meine gedrückt. Ja, wirklich. Ich konnte spüren, wie er versuchte, meine Hand zu drücken. Er ist wach. Ist das nicht ein Wunder?«
    Sie fährt sich mit der Hand über das Gesicht, als wollte sie etwas wegwischen.
    Â Â»Ich bleib jetzt vierundzwanzig Stunden bei ihm. Ich will jeden Fortschritt erleben. Sie sagen, ich soll nicht zu viel erwarten. Aber ich bin so aufgeregt.

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