Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was ich dich traeumen lasse

Was ich dich traeumen lasse

Titel: Was ich dich traeumen lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Moll
Vom Netzwerk:
Termin.«
    Â»Name?«
    Â»Elena Linz.«
    Sie sieht mich an, wie jemand, der Bescheid weiß. Sie macht sich das Bild zur Geschichte. »Setz dich dort hin. Frau Möller holt dich gleich rein.«
    Ich setze mich in eine Coach, die mich mit ihren weichen roten Polstern umfängt. Vor mir auf dem Tisch liegen Zeitschriften. Eine Blumenvase voller Sonnenblumen steht daneben. Eine Karaffe mit Wasser, Gläser. Als wenn dieser Teil der Schule nichts mit dem Rest zu tun hätte.
    Ich war noch nie hier. Und ich kenne auch niemanden, der hier war. Und trotzdem scheint es auf unserer Schule so viele Gestörte zu geben, dass sich sogar eine Vorzimmerdame lohnt. Vielleicht reicht es schon, ein bisschen von der Norm abzuweichen, um hier zu landen.
    .Was machst du da?
    .Wonach sieht es denn aus?
    .Es sieht gestört aus. Als wenn du den Ahorn umarmen würdest.
    .Ich umarme den Ahorn.
    .Ist dir eine Sicherung rausgesprungen?
    .Nein.
    .Was soll das dann?
    .Das gibt Energie.
    .Wer hat dir den Scheiß erzählt?
    .Jemand.
    .Er.
    .Ja, er.
    .Und du glaubst das?
    .Nein. Aber ich würde gern.
    Â»Elena? Wie schön, dass Sie da sind. Bitte hier herein.«
    Sie sieht aus wie so eine. Die Brille. Die Frisur. Die Strickjacke. Ich gehe hinter ihr her in einen Raum, der aussieht wie so einer. Die Tapete. Die Sessel. Die Dose mit Taschentüchern.
    Â»Setz dich.«
    Â»Nicht legen?«
    Sie lacht. »Wenn dir das lieber ist.«
    Â»Ist es nicht.«
    Â»Ich bin froh, dass du gekommen bist.«
    Â»Hatte ich eine Wahl?«
    Â»Nein.« Sie lacht wieder.
    Â»Möchtest du etwas trinken?«
    Â»Gin Tonic.«
    Schon wieder Lachen. »Wasser?«
    Â»Nein.«
    Â»Du weißt, wieso du hier bist?«
    Â»Weil ich nicht zum Unterricht komme und Sie mich rausschmeißen wollen.«
    Â»Weil du in einer tiefen Krise steckst und ich dir helfen möchte.« Sie nimmt einen flachen Ordner, blättert darin. »Hier steht, du bist eine ausgesprochen gute Schülerin. Fleißig, ehrgeizig. Fehlstunden Fehlanzeige. Bis jetzt.« Sie schaut mich an, wiegt den Kopf. »Und dann ist deinem Freund dieser schreckliche Unfall passiert?«
    Â»Ist das eine rhetorische Frage?«
    Â»Es hat dich aus der Bahn geworfen.«
    Â»Es hat ihn auf die Bahn geworfen.«
    Â»Erzähl mir von dem Unfall.«
    Â»Steht das nicht da drin?«
    Â»Ich möchte es von dir hören.«
    Â»Ein Lkw kam, er fuhr meinen Freund um. Hören Sie, ist es möglich, dass Sie mir irgendetwas schreiben? Ein Attest oder so. Dass ich entschuldigt fehle. Sagen wir, erst mal bis Ende nächsten Monats. Wenn er bis dahin wach wird, schaffen wir es vielleicht noch. Wenn nicht, will ich das Jahr sowieso wiederholen. Ich kann nur nicht gebrauchen, dass ich komplett von der Schule fliege.«
    Â»Nein, das kann ich nicht. Aber wir können zusammen herausbekommen, wie du deinen Schmerz und die Schule unter einen Hut kriegen kannst. Es hilft, sich die Dinge von der Seele zu reden. Manchmal ist eine außenstehende Person besser geeignet.«
    Â»Sie stehen nicht außen. Sie sind eine von der Schule.«
    Sie lacht wieder.
    Â»Was hast du gefühlt, als der Lkw deinen Freund erfasst hat?«
    Â»Ich hab mich erschrocken.«
    Â»Versuch es doch einmal etwas genauer.«
    Â»Total krass erschrocken.«
    Â»Ich gehe davon aus, dass du immer noch unter Schock stehst. Es ist wichtig, dass du dich deinen Gefühlen stellst und sie herauslässt, Elena.«
    Â»Es geht aber nicht darum, was ich fühle. Es geht darum, dass Rico wieder aufwacht.«
    Â»Du denkst, du kannst deine Gefühle für später aufsparen?«
    Â»Sie verstehen das nicht.«
    Â»Gefühle, die ungefühlt bleiben, sind wie Gift, das sich in dir einlagert. Irgendwann führen sie dazu, dass du krank wirst.«
    Â»Kann ich jetzt gehen?«
    Â»Elena. Du musst dir helfen lassen. Auch du bist ein Opfer dieses Unfalls.«
    Â»Ich hab keinen Kratzer.«
    Â»Deine Seele aber.«
    Â»Ich gehe jetzt.«
    Ich gehe.
    * * *
    Weißt du noch, irgendwie schafften wir es bis zur Straße. Die Laternen waren so hell, dass sie uns blendeten. Wir stiegen auf die Räder und radelten los. Der Wind war kühl. Mücken flogen uns ins Gesicht. Eine in meinen Mund. Ich schluckte sie runter.
    Â»Du musst jetzt abbiegen«, sagte ich.
    Und du: »Wie, abbiegen?«
    Â»Na, da lang geht’s zu euch.«
    Â»Wir fahren aber doch

Weitere Kostenlose Bücher