Was ich dir noch sagen muss
oder ob er sie beschützte. Sie konnte gut auf sich selbst aufpassen.
Dann fiel es ihr wieder ein. Sie sah auf und schluckte. „Was ist, wenn ich schwanger bin?“
Ihre Blicke trafen sich, und sie entdeckte ein merkwürdiges Glitzern in seinen Augen. „Das würde mir nichts ausmachen.“
„Wie bitte?“
„Im Moment wäre es natürlich nicht so passend, aber irgendwann hätte ich schon gern Kinder. Und wenn es jetzt passiert ist, können wir es nicht ändern.“
Eine Schwangerschaft käme ihr jetzt gar nicht gelegen. Auf keinen Fall! Oder vielleicht doch?
Bei dem Gedanken, sein Kind in sich zu tragen, wurde ihr mulmig.
Dann wurde ihr bewusst, was das bedeuten würde. Cassandra wäre für immer an Dominic gebunden. Sie würde niemals von ihm wegkommen. Dadurch, dass Nicole nur seine Nichte und nicht seine Tochter war, hatte Cassandra wenigstens das Gefühl, ein wenig Freiraum zu haben. Vielleicht könnten Nicole und sie ja sogar irgendwann ein eigenes Leben führen …
Das Zuschlagen einer Autotür riss sie jäh aus ihren Gedanken. Eine zweite Autotür klappte zu.
Dominic runzelte die Stirn und ging ans Wohnzimmerfenster. Er fluchte. „Wir haben Besuch.“
„Besuch? Du meinst die Haushälterin?“
„Nein, meine Eltern.“
Cassandra konnte gerade noch ein Stöhnen unterdrücken, als Dominic zur Haustür ging. Ausgerechnet ihre Schwiegereltern! Die wollte sie jetzt ganz sicher nicht sehen. Das gibt sicher wieder nur Probleme, dachte Cassandra, während sie Nicole aus ihrem Hochstuhl hob und mit ihr auf dem Arm Dominic folgte.
„Mum? Dad?“, hörte sie ihn sagen. „Was macht ihr denn hier?“
Seine Eltern waren beide Ende fünfzig. Sein Vater war groß und gut aussehend, während Dominics Mutter klein und zierlich war. Beide kamen aus den besten Familien der australischen Aristokratie. Es erstaunte Cassandra noch heute, dass sie sie überhaupt aufgenommen hatten.
Na ja, zunächst.
Laura Roths Gesicht wirkte angespannt, als sie ihren ältesten Sohn ansah. Der Zug um ihre Lippen verhärtete sich, als sie Cassandra mit Nicole auf dem Arm neben Dominic im Türrahmen entdeckte.
Erst als ihr Blick auf ihr Enkelkind fiel, wurde ihr Ausdruck weicher. Schnell kam sie die Treppe herauf und streckte die Arme nach Nicole aus. „Da ist ja unsere kleine Enkelin!“ Nicole ließ sich bereitwillig von Laura in die Arme nehmen. „Na, sieh mal einer an! Sie ist schon wieder gewachsen. Sie sieht ihrem Vater so …“ Laura brach in Tränen aus.
Dominic reagierte als Erster. Schnell nahm er Nicole und hielt sie fest, während sein Vater seine Frau in die Arme zog. „Ganz ruhig, mein Schatz. Weine nicht“, murmelte er ihr ins Ohr.
Cassandra konnte einfach nur dastehen. Sie spürte eine große Traurigkeit in sich aufsteigen, als sie sah, wie ihre Schwiegermutter bitterlich weinte. Es musste für Eltern schrecklich sein, ein Kind zu verlieren.
„Mum, du solltest nicht hier sein“, murmelte Dominic mit heiserer Stimme.
Laura schluchzte und vergrub ihr Gesicht an der Brust ihres Mannes. „Wir mussten herkommen, mein Sohn“, antwortete Dominics Vater mit ernster Stimme. Cassandra sah, wie Dominic erstarrte. „Lass uns doch erst einmal hineingehen, mein Schatz“, sagte Michael an seine Frau gewandt und drückte ihr ein Taschentuch in die Hand.
Laura seufzte tief, löste sich von ihrem Mann und trocknete sich die Augen. „Es geht jetzt besser, Liebling. Es war für mich nur ein Schock, Nicole zu sehen.“ Wieder kamen ihr die Tränen.
„Wie wär’s mit Kaffee?“, fragte Cassandra schnell. „Oder vielleicht wollt ihr ja etwas essen. Habt ihr schon gefrühstückt?“
„Wir haben unterwegs gegessen“, antwortete Michael höflich, während er Laura ins Haus führte, „aber Kaffee wäre prima.“
Cassandra folgte den anderen. Dominic trug Nicole, und sein Gesicht war verschlossen. Kein gutes Zeichen.
„Ich mache mal Kaffee“, murmelte Cassandra, als sich ihre Schwiegereltern aufs Sofa gesetzt hatten. Ihre Anwesenheit bedrückte sie, und sie war froh, ihnen entrinnen zu können.
„Warte!“ Michaels Stimme hatte einen barschen Ton angenommen, und Cassandra blieb abrupt stehen. „Wir müssen dir und Dominic zuerst noch etwas sagen.“
Cassandra warf Dominic einen Blick zu. Er wirkte angespannt und nickte kurz aufmunternd zu ihr hinüber. Dann setzte er Nicole in ihren Laufstall und stellte sich vor den offenen Kamin. Cassandra nahm auf einem der Lehnsessel Platz. Michael hielt die Hand seiner
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