Was ich dir noch sagen muss
hatte. Irgendwann hatte er dann jede Gelegenheit wahrgenommen und alles so hingebogen, dass sie schlecht dastand.
Liam, der unbedingt dieses Kind gewollt hatte und ihr dann ausgewichen war, indem er sich zum Sterben in sein Elternhaus zurückgezogen hatte. Und der schließlich diese Heirat mit seinem Bruder testamentarisch festgelegt hatte. Damit Nicole als eine Roth aufwuchs. Oder wollte er damit Cassandra das Leben noch nachträglich zur Hölle machen?
„Ist der Kaffee schon fertig?“
Erschrocken fuhr sie herum. „Was? Oh, ja.“
Dominic starrte sie mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen an. „Ist alles in Ordnung?“
„Natürlich.“ Es fiel ihr nicht leicht, Gelassenheit vorzutäuschen. Nicht, nachdem sie von seinen Eltern so beleidigt worden war.
„Es tut mir leid, was sie zu dir gesagt haben.“
„Warum? Du denkst doch genauso.“ Herausfordernd reckte sie ihr Kinn vor. Nur wenn sie weiterhin wütend war, würde sie das hier durchstehen können und nicht zusammenbrechen.
Dominics blaue Augen blickten auf einmal kalt. „Was ich denke, ist vollkommen egal. Ich habe dich geheiratet, Cassandra, und wir bleiben verheiratet, basta!“ Dann drehte er sich um und verließ die Küche.
Seine Reaktion tat Cassandra weh, doch irgendwie musste sie es schaffen, den Kaffee ins Wohnzimmer zu bringen. Sie würde sich dort zwar weiteren Feindseligkeiten aussetzen, aber sie konnte schließlich nicht in der Küche bleiben. Wie, um Gottes willen, hatte sie das verdient?
Dann musste sie an Nicole denken. Für sie hatte Cassandra eindeutig das Richtige getan. Egal, was passierte, Nicole würde ihr Geburtsrecht behalten und als eine Roth aufwachsen. Und wenn Liam ihr, Cassandra, das Leben damit hatte schwer machen wollen, dann würde sie das auch irgendwie durchstehen.
Als sie ins Wohnzimmer zurückkam, lächelte Laura sie steif an. „Ich möchte mich für das, was ich vorhin gesagt habe, entschuldigen, Cassandra. Es war völlig unangebracht.“
Fast hätte Cassandra das Tablett fallen lassen. Was war denn jetzt los? Schnell blickte sie zu Dominic hinüber. Sicher hatte er seine Mutter dazu gebracht, sich zu entschuldigen. Aber trotzdem fühlte Cassandra sich ein bisschen besser.
„Danke, Laura.“
„Ich habe mich ebenfalls danebenbenommen“, fügte Michael leise hinzu. Sein Gesichtsausdruck war angespannt, und Cassandra erkannte die Ähnlichkeit mit seinem Sohn Dominic. „Auch ich muss mich entschuldigen.“
Cassandra versuchte, sachlich zu reagieren. Aber sie war froh, dass sie sich mit dem Verteilen der Kaffeetassen beschäftigen konnte, denn sie wollte nicht, dass die anderen sahen, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. So gern würde sie sich wieder mit ihnen vertragen, aber das wollte sie sich auf keinen Fall anmerken lassen.
Als alle ihren Kaffee hatten, sprach Dominic als Erster. „Also, Dad, was habt ihr heute noch vor?“
Sein Vater lächelte schwach. „Willst du uns etwa loswerden, mein Sohn?“
„Nein, überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Wollt ihr zum Mittagessen bleiben?“
Michael schüttelte den Kopf. „Danke, aber deine Mutter und ich müssen bald nach Melbourne zurückfahren.“
In dem Moment brabbelte Nicole etwas Unverständliches vor sich hin und alle sahen zu ihr hinüber. Ausgelassen spielte sie in ihrem Laufstall und war so süß, dass Cassandra das Gefühl hatte, ihr Herz würde vor lauter Liebe überschäumen.
„Oh, seht euch nur das kleine Schätzchen an“, rief Laura und stellte ihre Tasse auf dem Couchtisch ab. „Ich muss sie einfach drücken.“ Sie stand auf, wurde plötzlich ganz blass und setzte sich wieder.
„Mum?“ Dominic war aufgesprungen.
Michael lehnte sich zu seiner Frau hinüber. „Liebling, was ist los? Du bist ganz blass.“
Es dauerte einen Moment, bis Laura sprach. „Es geht schon. Mir wurde nur gerade schwarz vor Augen.“
„Bist du sicher?“, fragte Michael stirnrunzelnd.
„Beruhige dich, Schatz. Es geht mir gut.“
„Jetzt hast du auch wieder etwas Farbe im Gesicht.“ Dominic betrachtete sie besorgt. „Es ist wohl alles etwas zu viel für dich, Mum. Ich möchte, dass ihr beide über Nacht hier bleibt und erst morgen nach Melbourne zurückfahrt.“
„Oh, aber …“
„Keine Widerrede. Ihr wart gerade zwei Stunden hierher unterwegs. Ihr müsst nicht sofort wieder zurückfahren.“
„Dominic hat recht“, lenkte Michael ein. „Ich glaube auch, dass es dir zu viel wird, Laura. Und mir auch, denn wir haben ja unseren
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