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Was ich dir noch sagen will

Was ich dir noch sagen will

Titel: Was ich dir noch sagen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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betrachteten? Zwar würden weder ihre Mutter und erst recht nicht ihr Vater das Thema von allein ansprechen. Aber Lisa ahnte, dass sie sich Gedanken machten.
    Vor dem Duschen wollte Lisa schnell noch in der Küche nachsehen, ob Erik nicht vielleicht doch schon mit dem Frühstück auf sie wartete. Aber die Wohnung war leer.
    Als sie wenig später geduscht und angezogen an den Kühlschrank zurückkehrte, um die Milch für ihren Kaffee zu entnehmen, klebte auf der Tetrapackung ein kleiner Zettel:
    Moin, meine Langschläferin,
    wollen wir heut vielleicht mal ins Kino?
    Ich komme erst am frühen Abend vom Training und klingle dann mal durch. E.
    Lisa starrte auf die Nachricht und war ein wenig enttäuscht darüber, dass Erik ihr nicht vorher gesagt hatte, dass es heute später werden würde.
    Aber vielleicht schafften sie es trotzdem, vor einem Kinobesuch noch etwas in Ruhe zu essen, dachte Lisa. Dann würden sie sich hoffentlich über ein paar Gedanken austauschen können, damit all das Gesagte von gestern nicht einfach weiter im luftleeren Raum herumwaberte und endlich aufhörte zu schmerzen.
    Nachdem Lisa die Küche ein bisschen aufgeräumt und sich einen Kaffee eingeschenkt hatte, griff sie nach dem Telefon, um Jutta anzurufen.
    «Und? Wie ist es gelaufen?», fragte ihre Freundin, noch bevor sie sie begrüßt hatte.
    «Weiß nicht», hörte Lisa sich nach einer kurzen Pause sagen.
    «Was heißt das: ‹Weiß nicht›?»
    «Erik hat gedacht, ich sei schwanger!»
    Nun vernahm Lisa bloß lautes Lachen und entgegnete: «So witzig war das gar nicht.»
    «Sorry, Süße! Aber das Gesicht hätte ich echt gern gesehen! Was hat er denn gesagt?»
    «Dass er kein Kind will.»
    Nun herrschte Stille in der Leitung, und Lisa musste schlucken. Mit der Reaktion hatte auch Jutta offensichtlich nicht gerechnet.
    «Das glaube ich nicht», sagte Jutta schließlich.
    «Na ja, er hat zumindest gesagt, dass er jetzt noch keins will.»
    «Aber das ist doch auch okay, oder nicht?»
    Lisa schwieg und dachte einen Moment darüber nach. «Eigentlich schon», seufzte sie. «Aber es fühlt sich nicht wirklich gut an.»
    «Und warum fühlt es sich nicht gut an? Ihr habt doch noch so viel Zeit!»
    «Also, so viel Zeit haben wir ja nun auch wieder nicht. Erst recht nicht, wenn wir irgendwann noch ein zweites Kind wollen.» Lisa klemmte sich den Hörer ans Kinn und spielte versonnen mit ihrem Ehering. «Außerdem hab ich das Gefühl, dass Erik mich nur vertröstet.»
    «Lass ihm doch die Zeit. Das wird schon. Er ist halt ein Mann …», versuchte Jutta zu beschwichtigen. «Ist er schon beim Training?»
    Als Lisa nur hilflos brummte, forderte Jutta ihre Freundin auf, sich spontan in einem ihrer Lieblingscafés zum Brunchen zu treffen.
    Lisa willigte gerne ein und war sehr dankbar dafür, dass ihr somit ein einsamer Sonntagnachmittag voll trüber Grübeleien erspart blieb.
     
    Bereits eine halbe Stunde später, nachdem Lisa auf die Straße getreten war, machten die kreisenden Gedanken glücklicherweise eine Pause. Sie freute sich, dass der Oktober sich trotz kühler Temperaturen von seiner wahrlich goldenen Seite zeigte.
    Die Sonne schien durch die Bäume und verlieh der Allee, in der sie wohnten, einen ganz besonderen Glanz. Sie hüllte die gelbbraunen Blätter in ein gedämpftes, warmes Licht. Und auch das Laub, das sich bereits zwischen Bürgersteig und Fahrbahn in buntschimmernden Haufen ansammelte, sah herrlich einladend aus, um darin munter herumzustapfen.
    Als sie im Café ankam, war Lisa froh, dass Jutta bereits einen Tisch für sie gefunden hatte.
    Wie immer begrüßten sie sich mit einem Kuss und einer Umarmung. Anschließend bestellte Jutta zwei Schalen Milchkaffee bei der Bedienung und kündigte an, dass sie beide, wie jedes Mal, wenn sie hier in der
Milchbar
waren, am Brunchbuffet teilnehmen würden.
    Lisa bewunderte ihre Freundin für ihre Zielstrebigkeit und ihre Direktheit.
    Nachdem sie mit vollgeladenen Tellern wieder Platz genommen hatten, kam Jutta auch sofort auf das Wesentliche zu sprechen.
    «Ich hab nochmal über alles nachgedacht», erklärte sie und biss von einem Quarkbrötchen ab. «Ich glaube wirklich, Erik braucht einfach nur noch ein bisschen Zeit.»
    Lisa seufzte und vermischte erst einmal ihren Obstsalat.
    «Ich meine», fuhr Jutta mit vollem Mund fort, «wenn er genug Zeit hat, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, kommt der Wunsch von ganz allein.»
    «Aber ich dachte eben, der ist schon längst da!», entgegnete

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