Was ich dir noch sagen will
in dem sie wohnten, versetzte es ihr einen kleinen Stich, dass in der Wohnung kein Licht brannte. Erik war offenbar noch nicht nach Hause gekommen.
Lisa ging mittlerweile so zügig, dass sie allmählich in Laufschritt verfiel. Und je näher sie sich ihrem Hauseingang näherte, desto stärker fühlte sie ihr Herz klopfen. Nun sah sie, dass Erik tatsächlich mit seinem Rennrad losgefahren sein musste. Zumindest stand es nicht an seinem Platz, angekettet am überdachten Fahrradständer.
Wieso nur hatte sie ihr Handy nicht mitgenommen? Dann hätte sie Erik gleich jetzt angerufen, statt weitere Minuten sinnlos verstreichen zu lassen.
Als sie endlich oben ankam und die Tür aufschloss, rannte sie sofort zu ihrem Handy, um nachzusehen, ob er angerufen hatte. Doch es gab keine neuen Nachrichten und auch keine SMS . Enttäuscht drehte sie sich zum Telefon auf der Kommode und sah, dass der Anrufbeantworter blinkte. Sie legte das Handy beiseite und ging auf das rotleuchtende Signal zu. Wer sonst würde mitten in der Nacht noch bei ihnen anrufen?
Lisa drückte auf den Wiedergabe-Knopf, doch es war keine Ansage zu hören. Ob das Erik war?, fragte sich Lisa.
Erneut griff sie nach dem Handy. Doch gerade als sie seine Nummer wählen wollte, klingelte es an der Tür.
Lisa erschrak, beruhigte sich dann aber mit dem Gedanken, dass Erik in seiner Wut offenbar seinen Schlüssel vergessen haben musste.
Sie drückte den Summerknopf für die Haustür unten und öffnete die Wohnungstür einen Spalt weit. Anschließend rannte sie ins Bad, um sich blitzschnell die Haare zu kämmen und die verheulten Augen mit kaltem Wasser zu benetzen.
«Frau Grothe?», hörte sie wenig später eine fremde männliche Stimme in den Flur rufen.
Lisa erstarrte.
«Hallo? Frau Grothe?»
Mit unsicheren Schritten kam Lisa aus dem Bad in den Flur zurück und sah, wie sich die Wohnungstür öffnete.
Plötzlich standen zwei Polizisten vor ihr.
«Frau Grothe?», fragte der Jüngere und blickte sie fragend an.
Lisa nickte zaghaft.
«Ich bin Polizeiobermeister Janßen, und das ist mein Kollege Polizeihauptmeister Meier, guten Abend.»
Der Mann hielt kurz seinen Ausweis hoch, doch Lisa schenkte ihm keine Aufmerksamkeit. Sie spürte nur noch, wie ihr Herz vor Angst bis zum Hals schlug, und hörte sich mit zitternder Stimme sagen: «Was wollen Sie? Ist etwas passiert?»
«Dürfen wir kurz reinkommen?», fragte der andere Mann.
Lisa nickte und ließ die beiden Polizisten herein. Mit mechanischen Bewegungen schloss sie die Tür.
«Frau Grothe, wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Mann in einen Verkehrsunfall verwickelt war. Er wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.»
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20.
Wie in Trance saß Lisa auf dem langen, kalten Krankenhausflur. Jedes Mal, wenn sich die große Schwingtür nervtötend langsam mit einem Summton öffnete, schreckte sie hoch.
Bereits über eine quälend lange Stunde war vergangen, seit sie von den beiden Polizisten in ein Taxi gesetzt und zum Uniklinikum Eppendorf gefahren worden war. Eine Schwester hatte sie gebeten, hier einen Moment Platz zu nehmen. Aber wie lange sollte sie hier noch tatenlos rumsitzen?
Ein junger Arzt lief hektisch an ihr vorbei, ohne sie auch nur anzusehen. Sie blickte ihm hinterher und konnte am anderen Ende des Flurs endlich zwei vertraute Gesichter ausmachen. Es waren Lenny und ihr Vater!
Lisa sprang auf, um ihnen direkt in die Arme zu laufen. Sobald sie ihren Vater geherzt und sich dann an Lenny festgeklammert und ihr Gesicht an seiner starken Schulter vergraben hatte, schluchzte sie herzerweichend.
«Danke, dass ihr gekommen seid», sagte sie unter Tränen.
Hans streichelte ihr sanft über den Rücken und redete beruhigend auf sie ein. «Liebes, beruhig dich. Alles wird gut.»
Lisa sah auf. Wie gerne hätte sie ihm geglaubt!
«Weißt du denn schon Näheres?», fragte Lenny. «Wie geht es ihm?»
Lisa schüttelte den Kopf und sagte stockend: «Es war … Es war wohl ein schwerer Unfall. Ein Kleinwagen. Erik ist … Er ist dem Fahrer direkt vors Auto gefahren und dann –»
«Und was genau er hat, konnten die Ärzte …» Auch Lenny stockte.
«Die Schwester hat gesagt, dass … dass sie nichts Genaues sagen können, solange er noch untersucht wird.» Und mit zitternder Stimme fügte Lisa noch hinzu: «Aber ich habe aufgeschnappt, dass was mit der Halswirbelsäule ist!» Erneut musste sie mit den Tränen kämpfen. Doch sie wollte unbedingt stark sein
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