Was ich dir schon immer sagen wollte
konnte. Doch so weit kam es nicht. Immerhin wurde der Unterricht früher beendet, und die Schulbusse fuhren am frühen Nachmittag mit eingeschalteten Scheinwerfern los. Normalerweise nahm ich den Whitechurch-Bus bis zur letzten Kreuzung westlich der Stadt und lief von da aus ungefähr eine dreiviertel Meile weit zu unserem Haus am Waldrand. Diesmal übernachtete ich, wie zwei oder drei Mal jeden Winter, im Haus meiner Großmutter in der Stadt.
Die Diele dieses Hauses war ganz und gar holzgetäfelt, poliert, duftend, glatt, anheimelnd wie das Innere einer Nussschale. Eine gelbe Lampe brannte im Esszimmer. Ich machte meine Hausaufgaben – was ich zu Hause nie tat, weil dort dafür weder Platz noch Zeit war – am Esszimmertisch, nachdem Tante Madge eine Zeitung ausgebreitet hatte, um die Tischdecke zu schonen. Tante Madge war meine Großtante, die Schwester meiner Großmutter, beide waren Witwen.
Tante Madge bügelte (sie bügelte alles, bis hinunter zur Unterwäsche und den Topflappen), und meine Großmutter bereitete einen Mohrrübenauflauf fürs Abendessen zu. Angenehme Gerüche. Im Vergleich dazu mein Zuhause. Das einzige geheizte Zimmer dort war die Küche; wir hatten einen Holzherd. Mein Bruder brachte Holz herein und hinterließ auf dem Linoleum Stapfen aus schmutzigem Schnee; ich beschimpfte ihn. Ständig drohten Schmutz und Chaos. Meine Mutter musste sich oft aufs Sofa legen und über ihre Beschwerden klagen. Ich stritt mich bei jeder Gelegenheit mit ihr, und sie sagte, wenn ich erst eigene Kinder hätte, würde mir das Herz brechen. Wir verkauften zu der Zeit Eier, und überall standen Körbe mit Eiern, an denen Stroh, Federn und Hühnermist klebten, und die darauf warteten, gesäubert zu werden. Ich war überzeugt, dass der Geruch nach Hühnerstall mit den Stiefeln und der Kleidung ins Haus getragen wurde und nicht loszuwerden war.
Im Esszimmer konnte ich zu zwei dunklen Ölgemälden hochschauen, gemalt von einer anderen Schwester meiner Großmutter, die bereits in mittleren Jahren gestorben war. Auf dem einen war ein Häuschen an einem Bach zu sehen, auf dem anderen ein Hund mit einem Vogel im Maul. Meine Mutter hatte darauf hingewiesen, dass der Vogel im Vergleich zu dem Hund zu groß war.
»Wenn, dann war das nicht Tinas Schuld«, sagte meine Großmutter. »Sie hat es von einem Kalender abgemalt.«
»Sie war begabt, aber sie hat es aufgegeben, als sie geheiratet hat«, sagte Tante Madge anerkennend.
In dem Zimmer befand sich auch eine Fotografie von meiner Großmutter und Tante Madge mit ihren Eltern und der Schwester, die gestorben war, und einer weiteren Schwester, die einen Katholiken geheiratet hatte, was fast so schlimm war, als wäre sie gestorben, obwohl später Frieden geschlossen wurde. Ich betrachtete dieses Bild nie eingehend, warf immer nur einen flüchtigen Blick darauf, aber nach dem Tod meiner Großmutter und Tante Madges Verbringung in ein Pflegeheim (wo sie immer noch lebt, weiter und weiter, nicht mehr zu erkennen und niemanden mehr erkennend, völlig ihrer selbst beraubt, verhutzelt wie ein Äffchen, jenseits von allem Gedächtnis und vielleicht aller Verwirrung, frei) nahm ich es an mich, und seitdem begleitet es mich überallhin.
Die Eltern sitzen. Die Mutter fest und ohne zu lächeln, in einem schwarzen Seidenkleid, die Haare spärlich und in der Mitte gescheitelt, die Augen hervorquellend und verblasst. Der Vater immer noch ansehnlich, bärtig, die Hand auf dem Knie, ein Patriarch. Ein bisschen irische Schauspielerei, Genuss an der Rolle, der ihm zu gönnen ist, da er ihr nun nicht mehr entfliehen kann? Als junger Mann war er in den Wirtshäusern beliebt; sogar nach der Geburt seiner Kinder war er bekannt dafür, viel zu trinken und gerne zu feiern. Aber er ließ von dieser Gewohnheit ab, kehrte seinen Freunden den Rücken und brachte seine Familie hierher, um Land im neu erschlossenen Huron-Gebiet zu bewirtschaften. Diese Fotografie war das Zeugnis und der Beleg seiner Errungenschaften: Ehrbarkeit, bescheidener Wohlstand, eine besänftigte Ehefrau in schwarzem Seidenkleid, die gut geratenen, hochgewachsenen Töchter.
Obwohl ihre Kleider wirklich fürchterlich aussehen; übersät mit Rüschen und bäurisch. Bis auf das von Tante Madge; das ist eng anliegend, schlicht, hochgeschlossen, schwarz mit ein wenig Glitzer, vielleicht von Jett. Sie trägt es mit einem Sinn für Stil, neigt den Kopf ein wenig zur Seite, lächelt ohne Verlegenheit in die Kamera. Sie konnte sehr gut
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