Was ich mir schon immer merken wollte
gesellschaftliche Machtsystem ein, das nach dem simplen Grundsatz »Nach unten treten, nach oben buckeln« funktioniert.
In seinem zunächst eher liberal geprägten Heimatstädtchen Netzig steigt Heßling nach dem Tod des Vaters zum Unternehmer auf und gerät in die Wirren der lokalen Politik. Nach dem Tod eines Arbeiters kommt es zu einem maßgeblich von Heßling angestrengten Verleumdungsprozess, in dessen Verlauf er sich mithilfe eines Regierungspräsidenten zum Gralshüter deutschnationalen Gedankenguts aufschwingt und so zum starken Mann Netzigs avanciert. Liberalismus und Demokratie haben gegen den heraufziehenden autoritären Obrigkeitswahn keine Chance.
Heinrich Mann zeichnete das Bild des deutschen Spießbürgers in perfekter parodistischer Überspitzung, die den Roman zu einem Meisterwerk deutscher Satire macht. Lediglich in einigen Sequenzen, in denen Mann die Gefahren des antidemokratischen Ungeists besonders hervorheben wollte, sparte er die Satire aus, was diese Szenen noch bedrohlicher und bedrückender macht.
Erhellendes
»Der Untertan« ist Teil der Trilogie »Das Kaiserreich«, zu der auch die Werke »Die Armen » (1917) und »Der Kopf« (1925) gehören.
Der zunächst vorgesehene Roman-Untertitel »Geschichte der öffentlichen Seele unter Wilhelm II.« ist von Mann wieder gestrichen worden.
Der Roman »Der Untertan« wurde 1951 von Wolfgang Staudte als DEFA-Produktion kongenial verfilmt.
Kafkaeske Welten
Der einer anonymen Macht hilflos ausgelieferte Mensch – dieses Thema bestimmt die Romane und Erzählungen des österreichischen Schriftstellers Franz Kafka (1883–1924).
Der in Prag geborene Sohn eines jüdischen Kaufmanns absolvierte auf Betreiben des Vaters ein Jurastudium, das er 1906 mit der Promotion abschloss. Nach einem Gerichtspraktikum arbeitete Kafka ab 1908 als Rechtsberater einer Versicherung, widmete sich in seiner Freizeit aber zunehmend der Schriftstellerei. 1912 verfasste der 29-Jährige in einer einzigen Nacht die Erzählung »Das Urteil« sowie kurz darauf »Die Verwandlung« und begann mit der Arbeit an seinem 1927 unter dem Titel »Amerika« erschienenen Roman »Der Verschollene«. In »Das Urteil« thematisierte Kafka einen Vater-Sohn-Konflikt, bei dem der seelisch vom Vater abhängige Sohn sich sogar dessen Todesurteil fügt. Das Verhältnis zu seinem eigenen Vater ist ein immer wiederkehrendes Motiv in Kafkas Werken. Die Zerstörung eines Menschen durch die eigene Familie thematisiert »Die Verwandlung«, in »Amerika« scheitert ein Immigrant bei dem Versuch, sich in den USA zu etablieren.
1914 schrieb Kafka seinen Roman »Der Prozess«, in dem ein Bankangestellter ohne Grund verhaftet, von einem imaginären Gericht verurteilt und schließlich erstochen wird. Nach weiteren kurzen Erzählungen, darunter »In der Strafkolonie« (1914), dem Ausbruch einer Lungentuberkulose (1917) und dem Versuch, sich mit seinem »Brief an den Vater« (1919) vom dominanten Familienpatriarchen zu befreien, arbeitete Kafka – von seiner Krankheit gezeichnet – ab 1922 an seinem Roman »Das Schloss«. Das unvollendete Werk beschreibt den vergeblichen Versuch eines Landvermessers, einen Auftrag in einem Schloss durchzuführen.
Nach dem testamentarischen Willen des 1924 seiner Tuberkulose erlegenen Schriftstellers sollten seine sämtlichen Manuskripte, die zu Lebzeiten Kafkas fast alle unveröffentlicht geblieben waren, vernichtet werden. Kafkas langjähriger Freund Max Brod hielt sich jedoch nicht an den Wunsch des Verstorbenen und begründete damit den posthumen Weltruhm des Autors.
Erhellendes
Seine Tagebücher übergab Kafka 1923 der tschechoslowakischen Journalistin Milena Jesenská, mit der er drei Jahre lang einen regen Briefwechsel geführt hatte.
Analyse des Kapitalismus
»Das Kapital« ist das ab 1850 entstandene fragmentarische Hauptwerk des deutschen Philosophen Karl Marx (1818–1883), das nach Marx’ Tod von dessen Freund und Kollegen Friedrich Engels (1820 bis 1895) herausgegeben wurde. Eine Komplettausgabe aller drei Bände erschien erst in den 1960er Jahren.
Als »Kritik der politischen Ökonomie« bezeichnete Marx im Untertitel die Aufgabe seines Werks, die er im ersten Band (1867) mit einer genauen Analyse des kapitalistischen Produktionsprozesses begann. Darin unterschied der in Trier geborene Philosoph als wichtigste Faktoren einer Ware deren Wert und Gebrauchswert, um dann auf den Doppelcharakter der in den Waren enthaltenen Arbeit und auf den Wert einer
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