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Was ihm fehlen wird, wenn er tot ist: Roman (German Edition)

Was ihm fehlen wird, wenn er tot ist: Roman (German Edition)

Titel: Was ihm fehlen wird, wenn er tot ist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Hoffmann
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Kind drinlag. Sagt er.
    Er atmet in die Pause. Ganz ruhig, sein Herz schlägt aufgeregt, schlägt laut, er schnauft, schnauft gleichmäßig, er will weitererzählen.
    Wir mussten nach Hause. Die Schubkarre lief voller Wasser. Auskippen war zu gefährlich, der Stein wäre ins Rutschen gekommen, und beim Aufladen waren wir noch zu viert gewesen, hatten ihn hineingehievt über ein schweres Dielenbrett, hatten ihn hineinrugeln lassen. Das war ein neues Wort gewesen. Wort aus Aichhardt. Falsch für einen großen Stein, aber meinem Vater hätte es gefallen. Das hatte meine Mutter nie gesagt. Rugeln.
    Johannes Bucherer! Aber Magda, die war doch viel jünger als ihre Schwester, als Paula, die war doch so schüchtern, die hat doch noch nie mit einem Mann geschlafen, nein. Dachte ich. Wer war dieses Kind? In meinem Kopf flatterten Bilder herbei, Paula und ihr Körper, der ausladend war, groß genug, um ein Kind wie einen Stein zu transportieren, groß genug für zwei. Aber hätte ich erkennen können, dass sie geboren hat? Solche Dinge habe ich überlegt. Sie war doch meine erste Frau. Sie fühlte sich gut an.
    Komm jetzt, Mensch, sagte Wiech, aber ich musste mich losreißen, wie ein Bann lag der Name über diesem einen Moment am Grab, lag das Kind auf meinem Körper und machte mich so bewegungslos wie die Angst, Paula begegnen zu müssen; wie der gleichzeitige Wunsch, Paula sofort zu fragen, wer ist das, das Kind, und von wem? Ein Zerren und Reißen, ein Bleiben und Gehenwollen, der Wunsch zu verharren und loszurennen, ein sich von allen Seiten überkreuzendes Streben und Widerstreben in meinem Körper, dass ich wünschte, ich könnte für einen Moment einfach einschlafen. Nicht mehr da sein. Aufwachen, ohne den Namen auf dem Grabstein gesehen zu haben, aufwachen und der Name wäre weg.
    Wir hoben die Schubkarre an, jeweils einer an jedem Griff, rollten zum Tor, schwankten immer wieder bedenklich, weil Wiech sich so sehr bücken musste, damit wir auf gleicher Höhe schieben konnten, weil sich der lange dünne Körper und der nicht so lange kräftige Körper immer wieder behinderten, bis wir schließlich vorne an der Landstraße entschieden, uns abzuwechseln. Ich wollte schieben, als Erster, wollte das Gewicht des schweren Steins in meinen Armen spüren, in meinen Beinen, wollte lieber keuchen als denken und lieber jammern als mehr wissen. Aber länger als bis zu den drei Eichen hielt ich nicht durch, und wir mussten wechseln. Ich schwitzte, ich spürte den Regen auf den Schultern, das Wasser den Rücken hinabrinnen, die Ritze zwischen den Arschbacken hinabfließen, weil längst die Kleider so nass waren, dass nichts mehr saugte. Ich fror nicht, es war gut mit dem Regen.
    Und Wiech schwieg, wie er meist schwieg und nur sprach, wenn er gefragt wurde, und weil es unmöglich war, etwas zu fragen, während ich die zwei Zentner Stein vor mir herschob, und weil es Wiech unmöglich war, zu antworten, während er das Ding in Richtung Aichhardt karrte, schwiegen wir bis zum Steinbruch. Da lehnten wir uns für einen Augenblick an den Baum neben dem Feldkruzifix Richtung Möncherkinnen, schlugen beide mit dem Daumen ein Kreuz über der Stirn und leckten uns das Wasser, das immer noch salzig schmeckte, von den Lippen und vom Handrücken. Wiech griff in die Äste des Baumes, streckte seine Arme himmelwärts, packte einen stabilen Ast, ließ sich für einen Augenblick baumeln, dass noch mehr Wasser von den großen Blättern fiel, aber sein Rücken sich langzog, wieder in seine eigentliche Form kam, und auf meine Frage, Wiechek, ist das das Kind von Paula?, antwortete er: Warum ist das wichtig?
    Und wie getrieben ich die Schubkarre nahm, sie mit aller Kraft anhob, dass das Wasser hinausschwappte, was gut war, und Fuß vor Fuß setzte, den Geräuschen des Wassers in meinen Schuhen zuhörte, dem Quietschen und Knarzen, dem Grunzen unter meinen Füßen, und das Aufweichen der Haut spürte, nicht daran dachte, dass das Blasen gab, schneller ging als zuvor, aber doch so langsam, dass ich zehn Meter hinter Wiechek zurückfiel, der in seinen eigenen nassen Körper versunken vor mir herstapfte. Wir mussten uns noch drei Mal abwechseln, bis wir beim Steinmetz ankamen, der ein bösartiger Mann war und nichts Freundliches sagte, nie ein Wort des Dankes, aber das waren wir gewohnt, der uns nur befahl, den Stein unters Scheunendach zu legen und abzuhauen. Wir gehorchten, ohne mit der Hand aus dem Wasserzuber zu schöpfen, auch wenn’s bis ins Dorf noch

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