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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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ließ seine Gitarre im Gras liegen. Ich hob sie auf und ging den beiden nach. Als ich sie eingeholt hatte, sah ich, wie sie sich mit bleichen, wutverzerrten Gesichtern gegenüberstanden. Die Wasserpistole lag zerbrochen neben ihnen auf dem Boden.
    »Du hast mir das Handgelenk verdreht«, rief Trudie anklagend. »Außerdem hast du kein Recht, meine Sachen kaputtzumachen.« Empört stampfte sie davon.
    Ich hängte mich bei Danny ein. »Sie ist so kindisch«, sagte ich. »Ignorier es einfach.«
    »Aber sie hat die ganze Stimmung zerstört.«
    »Nein, es war wunderschön.«
    »Doch«, beharrte er trotzig. »Sie hat uns diesen besonderen Moment verdorben.«
    »Wir werden noch viele besondere Momente haben.«
    In dem Augenblick tauchte Simon in einem der oberen Fenster auf und rief Danny zu, er werde in einer Minute unten sein. Obwohl auch ich leicht verärgert über Trudie war, wusste ich, dass sie nur Spaß gemacht hatte, und sobald die Jungs mit ihrer Arbeit begannen, ging ich zu ihr, um meinen Friedenswillen zu bekunden.
    Nachdem wir halbherzig ein wenig aufgeräumt hatten, schlug Trudie einen Waldspaziergang vor. Obwohl der
Wald nur wenige Felder entfernt war und man über einen Fußweg, der an einer Seite des Gartens entlang verlief, direkt dorthin gelangte, hatten wir uns noch nie dazu aufgerafft. Ehrlich gesagt, hatte keiner von uns das geringste Interesse an dem Wald gehabt, bis Trudie sich auf die Agnes-Payne-Geschichte fixiert hatte und seitdem in regelmäßigen Abständen vorschlug, den Wald gemeinsam zu erkunden. Zum Glück war uns immer ein guter Grund eingefallen, um die Sache aufzuschieben  –  wir mussten in die Stadt fahren und Milch besorgen, oder die Zeit war zu knapp, da wir in Kürze mit der Vorbereitung des Abendessens beginnen mussten  –, aber als sie den Vorschlag an dem Tag mit dem Wasserpistolen-Zwischenfall machte, fiel mir nicht eine einzige Ausrede ein, und so verlegte ich mich auf: »Ich würde lieber hierbleiben und lesen«, was sich sogar in meinen eigenen Ohren ziemlich lahm anhörte.
    »Ach, komm schon, Katy«, sagte sie, »du hast doch nicht etwa Angst, oder?«
    Ohne es zu ahnen, hatte sie die magische Formel gefunden, mit der mich mein älterer Bruder meine gesamte Kindheit über zu allen möglichen Dummheiten angestachelt hatte.
    »Natürlich nicht«, sagte ich. »Ich will einfach nur hierbleiben, das ist alles.«
    »Du hast Angst.« Trudie wirkte belustigt.
    »Nein, habe ich nicht.« Übertrieben sorgfältig markierte ich die Seite in meinem Buch und legte es beiseite. »Wenn du unbedingt willst, dann komme ich eben mit.«
    Ich konnte mich nicht entsinnen, jemals irgendwelche Spaziergänger auf dem Fußweg neben dem Grundstück
gesehen zu haben, und entsprechend war er auch von Unkraut überwuchert. Als wir im Gänsemarsch den Weg entlanggingen, redete ich mir ein, ich hätte mich nur um Trudies willen geweigert, in den Wald zu gehen. Sie war so fantasievoll und labil und würde nur wieder endlos über diese Mordgeschichte schwafeln. Aber weil sie darauf bestanden hatte, war es wahrscheinlich das Klügste, ihr ihren Willen zu lassen. Sobald ihre Neugierde befriedigt wäre, würde sie hoffentlich das Interesse an dieser blöden Geschichte verlieren.
    Aus der Ferne hatte Bettis Wood dunkel und dicht ausgesehen, doch als wir näher kamen, wirkte er gar nicht mehr so unheimlich. Die Bäume  –  die meisten davon Laubbäume  –  standen relativ weit voneinander entfernt, und ihr dichtes Laub verwob sich zu einem grünen, schattigen Netzwerk, das hin und wieder Ausblick auf ein Stück klaren blauen Himmel bot. Nach wenigen Metern im Wald verzweigte sich der Fußweg zu einem Gewirr aus miteinander verbundenen Pfaden, ausgetreten von anderen Spaziergängern und zerfurcht von Kaninchenlöchern. Wir gingen über fadenscheinige Teppiche aus getrocknetem Laub, das von dem gleichen fahlen Orange war wie der harte, sandige Boden darunter.
    Nach kurzer Zeit gelangten wir an eine Lichtung, die einheimische Kinder in eine Art Abenteuerspielplatz verwandelt hatten. Neben einem Schwingseil und einem Brett, das über einem gefällten Baumstamm lag und als Wippe diente, hatte man sich auch mithilfe diverser alter Seile und Plastikwäscheleinen an der ehrgeizigen Konstruktion eines zwischen zwei Bäumen gespannten Kletternetzes versucht.
    »Toll«, rief Trudie und eilte sofort auf das Schwingseil
zu. Sie schob den Knoten zwischen ihre Schenkel und stemmte sich ab.
    Wir schaukelten

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