Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
Vom Netzwerk:
habe, verschwindet sie durch eine Tür rechts vom Haupteingang.
    Mein Besuch ist offenbar angekündigt worden  –  und ich nehme zur Kenntnis, dass ich für heute Katy zu sein habe. Und Betty  –  jetzt fällt es mir wieder ein: Ihr Vorname ist Elizabeth, er hieß Stan  –  wohl eine Kurzform von Stanislaus oder etwas in der Art.
    Während ich warte, betrachte ich die cremefarbenen Wände, die Messingtürgriffe, die verräterischen Geländer,
Treppenlifts und Rampen. Wie kann ein Mensch, der hier leben muss, irgendeine Bedrohung für mich darstellen?
    Die Empfangsdame mit der klobigen Kette ist zurück und nickt mir von der Tür aus auffordernd zu. »Wir wären dann so weit.«
    Sie selbst betritt das Zimmer nicht, sondern hält mir die Tür auf und macht sie dann hinter mir wieder zu. Das kommt für mich unerwartet. Mir war nicht klar gewesen, dass die Tür direkt in Mrs Ivanisovics Zimmer führt. Ich bin nicht vorbereitet, bleibe einen Moment erschrocken stehen.
    Mrs Ivanisovic sitzt auf dem Bett, gestützt von einem kleinen Berg Kissen. Ihr weißes Haar ist frisch gekämmt, und sie ist vollständig bekleidet  –  ein lila Cardigan, der farblich zu den Adern auf ihren Handrücken passt, ein grauer Rock, der kurz unterhalb der Knie endet und deshalb nicht die knochigen Schienbeine und Knöchel verdeckt, die mich in ihrer Zerbrechlichkeit an das Porzellan erinnern, aus dem wir einst zusammen Tee getrunken haben. All dies nehme ich mit einem Blick auf, wie auch die Sauerstoffflasche neben dem Bett  –  ein hässlicher Störenfried inmitten der pastellfarbenen Bettbezüge und dem niedlichen Nippes  –, während Mrs Ivanisovic gleichzeitig mich in Augenschein nimmt. Ihre bleichen Lippen formen ein Lächeln, das ihre Augen jedoch nicht erreicht. Sie streckt die Hand aus: »Katy?«
    Ihre Haut lässt mich an zerknittertes Seidenpapier denken, doch als ich ihre Hand ergreife, fühlt sie sich zu meiner Überraschung weich und warm an. Ich drücke sie nur ganz leicht, aus Angst, ihre Fingerknöchel könnten unter meiner Berührung zerbrechen.

13
    Als Trudie und ich von unserem Waldspaziergang zurückkamen, waren die Jungs gerade im Aufbruch nach Leominster begriffen. Empört darüber, dass sie uns beinahe zu Hause gelassen hätten, schafften wir es gerade noch, rasch auf die Rückbank zu klettern. Durch die geöffneten Fenster kam ein wohltuender Luftzug, aber sobald wir in der Stadt waren, roch es nach Staub und Auspuffgasen, und ich wünschte beinahe, wir wären nicht mitgefahren. Während sich Simon und Danny im Plattenladen vergnügten, zog es Trudie und mich in Richtung Dorothy Perkins. In meinem Fall beschränkten sich Ladenbesuche auf bloßes Herumstöbern, weil ich zu wenig Geld hatte, um mir etwas kaufen zu können. Meine Eltern hatten mich zwar mit dem Fahrgeld nach Frankreich ausgestattet, doch das war in den Pool eingeflossen, aus dem wir unsere Lebensmitteleinkäufe tätigten. Gleichwohl hielt mich dieser Mangel an Bargeld nicht davon ab, zusammen mit Trudie die Kleiderständer zu durchwühlen und die Kosmetikartikel an der Biba-Theke zu begutachten. Ich testete gerade verschiedene Lippenstifte, als ich merkte, dass Trudie nicht mehr neben mir war. Es war nur eine kleine Abteilung  –  ein Ort, an dem man sich unmöglich verlieren konnte, es sei denn, man hatte es darauf abgesehen.
Ich lungerte noch ein paar Minuten in dem Glauben herum, sie habe sich vielleicht entschlossen, irgendetwas anzuprobieren, doch als ich schließlich die Umkleidekabinen überprüfte, fand ich sie alle leer vor. Also ging ich nach draußen, blickte die Straße in beide Richtungen hinunter und fragte mich, was ich nun tun solle. Wir blieben bei unseren Stadtbesuchen zwar nicht immer zusammen, aber in der Regel verließen wir den anderen auch nicht einfach, ohne ein Wort zu sagen. Am Rande meines Gesichtsfelds nahm ich wahr, wie am Ende der Straße jemand aus einer der Telefonzellen schlüpfte. Ich erhaschte nur einen flüchtigen Blick auf die Person, als sie über den schmalen Gehweg huschte und zwischen den angrenzenden Läden untertauchte, doch ich wusste, es war Trudie.
    Langsam ging ich auf die Telefonzellen zu. Es gab mehrere Läden, in die sie gegangen sein könnte  –  ich brauchte nur zu warten, bis sie wieder herauskäme. Tatsächlich trat Trudie wenige Minuten später aus einem Antiquitätenladen und verstaute geschäftig irgendetwas in ihrer griechischen Hirtentasche.
    »Hast du etwas gekauft?«,

Weitere Kostenlose Bücher