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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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Friseur und lackierte sich die Nägel. Wahrscheinlich war sie zu dem Zeitpunkt jünger, als ich es heute bin.
    Trotz unseres vorgeblichen Status als radikale Freidenker waren wir unter unseren ausgefransten Jeans und den mit irgendwelchen Sprüchen bedruckten T-Shirts ungeheuer konventionell. Als Danny mich zu seinen Eltern einlud, war ich vorher entsprechend nervös und voller Sorge, was sie wohl über mich denken würden. Die Einladung sollte an einem Sonntag zum Tee stattfinden  –  damals ein Ritual, das bei der Mehrheit der Haushalte im Land mal im größeren, mal im kleineren Rahmen zelebriert wurde. Als wir am Eingangstor ankamen, stellte ich mit Schrecken fest, dass Dannys Eltern in einem ausgesprochen gediegenen, frei stehenden Haus wohnten, das ein Stück von der Straße zurückversetzt war. Dies signalisierte Geld und eine gewisse Etikette. Ich glitt neben Danny ins Haus und registrierte mit einem flauen Gefühl die massiven Möbel, die gestreiften Vorhänge und die Drucke an den Wänden, die sicher nicht von Woolworth stammten. Hier schien nichts selbst angefertigt oder aus einem billigen Katalog bestellt zu sein.
    Ich hatte schreckliche Angst davor, mich zu blamieren, indem ich vielleicht das falsche Besteck benutzte oder bei irgendwelchen exotischen Leckerbissen nicht wissen würde, wie ich sie essen sollte. Aber tatsächlich wurden zum Tee nahezu die gleichen Speisen serviert, die Danny eine Woche zuvor bei meinen Eltern erhalten hatte: Weißbrot mit Schinken, Cocktailzwiebeln, Tee mit Milch. Dazu
drei Sorten Kuchen: Schweizer Schokoladenbiskuitrolle, Battenburg-Kuchen mit Marzipanüberzug und Wiener Gebäck mit Buttercreme und Himbeermarmelade  –  kontinentale Namen, um unsere durch und durch britische Identität zu demonstrieren.
    Mr und Mrs Ivanisovic waren sehr nett zu mir, und nach dem Tee ermunterten sie Danny, seine Gitarre zu holen und für uns zu spielen. Sie waren offensichtlich von Dannys Brillanz in jeder Phase seines Könnens überzeugt  –  was eine Gemeinsamkeit zwischen uns darstellte.
    Ob sie sich wohl noch an diese erste Begegnung beim Sonntags-Tee erinnert? Fragt sie sich vielleicht auch, wie sie mich erkennen soll?
    Ich finde Broadoaks ohne Probleme. An den offenen Toren ist ein großes Schild angebracht  –  sehr geschmackvoll, nur der Name in dunkelbraunen, goldumrandeten Lettern auf cremefarbenem Untergrund; nichts von »Heim« oder »Alte«.
    Die Zufahrt führt um eine riesige Rasenfläche herum, auf der hohe Eichen stehen, die dem Anwesen den Namen geben und es nach außen hin abschirmen. Es ist ein sonniger Tag, ungewöhnlich warm für die Jahreszeit  –  ein Umstand, den sich zwei Bewohnerinnen zunutze machen: eine Dame im Rollstuhl mit einer gehäkelten Decke über den Beinen und eine Frau mit gekrümmtem Rücken, die, auf zwei Metallstöcke gestützt, langsam die Zufahrt hinuntergeht. Ich hoffe, keine der beiden ist Mrs Ivanisovic. Es wäre zu peinlich, ohne ein Zeichen des Wiedererkennens einfach vorbeizufahren. Aber da keine der Damen meinem Auto mehr als einen flüchtigen Blick schenkt, scheinen sie niemanden zu erwarten.
    Ich stelle den Wagen auf dem Besucherparkplatz ab und
gehe zur offen stehenden Eingangstür. Die Eingangshalle erinnert an den Empfangsbereich eines altmodischen Landhotels. Ich hatte damit gerechnet, eine ähnliche funktionelle Modernität vorzufinden wie in dem Heim, in das ich Hilly einige Male begleitet habe, aber Broadoaks ist weitaus gediegener und hat vermutlich auch entsprechend gesalzene Preise. Warum auch nicht? Mrs Ivanisovic hat niemanden, dem sie ihr Geld vermachen könnte.
    Ich sehe keinen Empfangstresen, um mich anzumelden, aber noch ehe ich über mein weiteres Vorgehen nachdenken kann, taucht eine Frau auf und fragt, ob sie mir helfen könne. Ich hätte mit Twinset und Perlen gerechnet, doch sie trägt einen modischen Rock mit schickem Oberteil und dazu klobigen Modeschmuck.
    »Ich möchte Mrs Ivanisovic besuchen«, sage ich.
    »Ah, dann müssen Sie Katy Mayfield sein.« Das Lächeln wird breiter. Dazu ausgebildet, Besucher aufmerksam zu empfangen, kann sie natürlich nicht ahnen, wie sehr mich diese Begrüßung verunsichert. »Nehmen Sie doch bitte Platz. Ich werde nachsehen, ob Betty schon für Sie bereit ist.« Mit einer Handbewegung geleitet sie mich zu einer Gruppe Ohrensessel, die an der Stelle stehen, wo sich die Eingangshalle unterhalb der Treppe verbreitert. Erst als ich in einem der Sessel Platz genommen

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