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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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ich mir nicht vorstellen«, sagte Simon. Sie sprachen in einem leisen, drängenden Ton. Ich bemerkte mit Entsetzen, dass Simon noch in der Grube stand. Mittlerweile hatten sie den Grund mit einer Lage Sand bedeckt und arbeiteten nun an den Seiten. Simons Füße standen nur wenige Zentimeter von Trudie
entfernt. Wir hatten sie dorthin geschafft, um das Augenmerk nicht auf die Ermittlungen im Mordfall Rachel Hewitt zu lenken, doch jetzt sah es so aus, als wären wir von den Ermittlungen eingeholt worden. Irgendwo über unseren Köpfen stieß eine junge Dohle einen rauen Schrei aus, der sich wie ein heiseres Lachen anhörte. Allmählich begann ich, diese grässlichen Vögel zu hassen.
    »Was immer der Grund für den Besuch sein mag«, sagte Danny, »du solltest besser losgehen und mit ihnen sprechen.«
    »Ja«, drängte ich. »Sonst tauchen sie auf der Suche nach dir womöglich noch im Garten auf.«
    »Hier gibt es nichts zu sehen«, sagte Danny. »Aber sie hat recht  –  du musst jetzt reingehen. Meinst du, ich sollte mitkommen?«
    »Keine Ahnung.« Simon stieg aus der Grube und stellte sich neben mich. »Vielleicht lieber nicht, solange sie nicht nach dir fragen. Wie dem auch sei  –  wir haben jedenfalls noch eine Menge Arbeit vor uns, bevor dieser Typ morgen kommt.«
    Bevor dieser Typ morgen kommt. Bis vor wenigen Minuten hatte ich fast vergessen, dass ihr Arbeitstempo von der unmittelbar bevorstehenden Ankunft eines Bauarbeiters diktiert wurde, dessen Aufmerksamkeit sich voll und ganz auf den Ort konzentrieren würde, wo wir Trudie begraben hatten. Mit einem flauen Gefühl im Magen folgte ich Simon zum Haus. Während Simon die Stiefel auszog und sich die Hände in der Küchenspüle wusch, kehrte ich ins Wohnzimmer zurück, um anzukündigen: »Simon ist gleich da. Er wäscht sich nur noch die Hände.«
    Ich hatte erwartet, dass die beiden Polizisten im Zimmer umherstreifen, sich alles ansehen und nach Hinweisen
suchen würden; doch sie saßen lammfromm auf dem Sofa. »Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?«, fragte ich.
    »Ja, das wäre nett, Kindchen«, sagte Sergeant Mathieson. »Milch, kein Zucker.«
    »Für mich zwei Löffel Zucker«, warf sein Kollege ein.
    In diesem Moment tauchte Simon auf. Er hatte wieder etwas Farbe bekommen und auch Zeit gefunden, sein verstrubbeltes Haar zu kämmen. Seine Kleidung war schlampig  –  sogar schmutzig im Vergleich mit der Kleidung der beiden Polizisten –, aber die hatten ja auch nicht im Garten gearbeitet. Mit ausgestreckter Hand ging er auf Sergeant Mathieson zu (der ihm zufällig am nächsten saß). »Simon Willis, was kann ich für Sie tun?«
    Das war der Vorteil, wenn man eine so gute Erziehung wie Simon genossen hatte, dachte ich  –  man hatte sich unter Kontrolle. Ich hingegen hüpfte wie ein Floh im Hintergrund herum und fühlte mich, als müsste ich gegen eine spezielle Art des Tourettesyndroms ankämpfen  –  nur waren es statt Obszönitäten Sätze wie Sie ist im Garten und Sie ist im Teich begraben, die ich hinausbrüllen wollte.
    Ich entsann mich meines Tee-Angebots. »Ich werde jetzt den Tee aufbrühen«, sagte ich. Sie waren mit der Begrüßung fertig, und Simon setzte sich auf den Stuhl, der der Tür am nächsten stand. Keiner von ihnen nahm in irgendeiner Form Notiz von mir.
    Ich beschloss, die guten Teetassen zu nehmen, doch als ich im Schrank danach griff, fiel mir ein, wer die Tassen zuletzt gebraucht hatte, und meine Hände begannen so heftig zu zittern, dass ich beinahe einen Stapel Untertassen fallen gelassen hätte. Ich musste einen Augenblick ruhig stehen bleiben und mich am Rand der Arbeitsplatte festhalten, ehe ich weitermachen konnte. Als ich den
Wasserkessel aufgesetzt und vier Tassen mit Untertassen auf ein Tablett gestellt hatte, fiel mir plötzlich ein, dass wir keine Milch hatten. Auf der Suche nach Kondensmilch riss ich wie wild die Schränke auf und zu und kramte durch die Vorräte in der Speisekammer  –  aber die Mühe war vergebens. In meiner Verzweiflung erwog ich einen Moment lang, den Milcheffekt mit Salatsoße herzustellen, bis mir dann einfiel, dass wir auch keine Salatsoße hatten.
    Kleinlaut kehrte ich ins Wohnzimmer zurück und wartete auf eine passende Gelegenheit, um die Neuigkeit zu verkünden.
    »Sie haben also keine plausible Erklärung dafür, wie er in ihr Zimmer gelangt sein könnte?«, fragte Mathieson gerade.
    Simons Gesichtsfarbe näherte sich nun einem anderen Extrem. War er zuvor

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