Was ist koscher - Jüdischer Glaube
Hauptstadt der Juden. Im Jahre 70 d.
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Z. ist es dann so weit: Die Römer erobern unter ihrem Feldherrn und späteren Kaiser Titus Jerusalem. Der Zweite Tempel geht in Flammen auf und brennt bis auf die Westmauer, die »Klagemauer«, völlig nieder. Die Zeloten fl iehen in eine Festung des Herodes, nach Massada am Toten Meer. Dort setzen sie ihren Kampf gegen die Römer fort. Diese benötigen dann noch einmal einige Jahre, ehe sie die Felsenfestung ebenfalls in ihre Hand bekommen.
In der Nacht vor der endgültigen Niederlage entschließen sich die Zeloten zum kollektiven Selbstmord. Sie betrachteten diesen Akt als eine Kiddusch haSchem, eine »Heiligung des Namens« des einzigen GoĴ es. Man will lieber sterben, denn als Sklaven in die römische GefangenschaĞ zu gehen.
Der Mythos von Massada ist im Selbstverständnis des Staates Israel von großer Bedeutung. »Massada darf nicht wieder fallen!« ist die Losung von Zahal, der israelischen Armee. Die Rekruten werden nach ihrer Grundausbildung oben auf der Festung Massada feierlich vereidigt. Zuvor müssen sie den schier unüberwindlich erscheinenden Felsen hinaufsteigen.
Eine letzte Prüfung der Rekruten, die sie zugleich mental ein-binden soll in die Geschichte des jüdischen Volkes.
Massada ist 73 d. Z. gefallen. Rom hat auf ganzer Linie gesiegt.
Einen jüdischen Staat gibt es nicht mehr. Die Juden werden aus Judäa vertrieben oder sie fl iehen – nach Europa, nach Afrika, in den vorderen Orient. Viele kommen als Sklaven nach Rom in die GefangenschaĞ . Sie werden in der Hauptstadt des Reiches im Triumphzug für Titus der johlenden römischen Menge vorgeführt. Auf dem Forum Romanum wird zu Ehren des Feldherrn der Titus-Bogen errichtet. In zahlreichen Reliefs kann man dort das Ende der jüdischen Selbstständigkeit 93
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betrachten. Zu sehen ist auch der siebenarmige Leuchter aus dem Tempel, den die Römer als eines von vielen Beutestü-
cken nach Hause brachten. Dieser Leuchter hat der Menorah, die als Kerzenständer in vielen jüdischen Häusern steht, ihre Form gegeben. Vor dem israelischen Parlament steht heute ebenfalls eine überdimensionale Menorah. Sie ist Teil des Staatswappens, und so knüpĞ das heutige Israel an das alte Israel an.
132 d.Z. kommt es noch einmal zu einem Aufstand der übrig gebliebenen jüdischen Bevölkerung gegen die Römer in Judäa. Doch nach zwei Jahren ist schon wieder alles vorbei. Und Kaiser Hadrian entscheidet sich, Jerusalem zu einer heidnischen Stadt zu machen. Juden wird der ZutriĴ zur Stadt strengstens untersagt, die Stadt heißt nun Aelia Capitolina, und die Provinz Judäa erhält ebenfalls einen neuen, einen rö-
mischen Namen: Palästina! Diese Bezeichnung weist auf die fremden Eroberer der biblischen Zeit hin, auf die Philister.
Nun war die jüdische Geschichte im eigenen Land endgültig vorbei. Es sollte fast 2000 Jahre dauern, bis das jüdische Volk in die alte Heimat zurückkehren konnte. Was in den Jahrhunderten dazwischen wach blieb, war eine unendliche Sehnsucht nach der alten Heimat, die allmählich zu einem utopischen Traum wurde. Doch in allen Gebeten, SiĴ en und Bräuchen, in allen Liedern und Gesängen, in Erzählungen und Gedichten des jüdischen Volkes wurde die Erinnerung an Jerusalem, an Zion, einen Berg von Jerusalem, der bald für das ganze von GoĴ verheißene Land stand, bewahrt. Das jü-
dische Volk war von nun an auf WanderschaĞ , im Exil – doch ihre alte Heimat nahmen sie auf ihre Reise in ihren Herzen, Seelen und in ihren SchriĞ en mit.
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Wer nun mehr über die Anfänge des jüdischen Volkes wissen möchte, dem kann ich ein großartiges Buch empfehlen, das die ganze Frühgeschichte ausführlichst beschreibt. Zugegeben, das Buch beginnt bei Adam und Eva, aber es lohnt sich dennoch: Es ist die Thora, die Fünf Bücher Moses, die Propheten, die Chronik, die Bücher Könige und alles, was sonst noch zu den jüdischen Heiligen SchriĞ en gehört.
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Warum leben Juden überall auf der Welt
verstreut?
Als der Tempel von Jerusalem bereits brannte und kurz vor der Zerstörung war, als also die Römer, 70-69 v.d.Z., kurz davor waren, die Stadt Davids zu erobern und damit dem Judentum den vermeintlichen Todesstoß zu geben, gab es einen Mann, der in weiser Voraussicht
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