Was ist koscher - Jüdischer Glaube
der Tieropfer, nicht mehr existiert, muss man zeitgemäße Alternativen entwickeln. Aus jener Zeit stammt die Gewohnheit der Weisen, regelmäßig zusam-menzukommen und über die Thora und deren Gesetze zu diskutieren. In Babylonien, in den Städten Pumbedita, Ne-hardea und Sura, sollen später zwei herausragende Lehrhäuser entstehen. Was in diesen beiden Schulen diskutiert wird, soll anhand der mündlich überlieferten Protokolle später den Grundstein dessen bilden, was schließlich als »Babylonischer Talmud« zur wichtigsten Anpassung der biblischen Gesetzgebung an die veränderte Lage in der jüdischen Geschichte wird. Es gibt zwar auch einen Jerusalemer Talmud, doch der hat bei weitem nicht die gleiche religionshistorische und -ide-ologische Bedeutung und das gleiche Gewicht wie das riesige Kompendium aus Babylonien.
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Das Schicksal, dass die Juden durch die Babylonier in deren Land erleben mussten, ereilt auch diese. Sie werden von den Persern erobert. Die Perser aber gestaĴ en den Juden, in ihre Heimat zurückzukehren. Doch wer meint, dass sich das ganze Volk aufmacht nach Jerusalem, irrt. Viele genießen das Leben in ihrer neuen Heimat, fi nden ein Leben in der Diaspora anregender als die Vorstellung, in ein verwüstetes Land zurückzukehren und wieder von vorn anzufangen. Und so macht sich nur ein Teil in Richtung Israel auf.
Unter der Führung von Zerubabel, einem Nachkommen von König David und dem Hohepriester Haggai, wird der Tempel an derselben Stelle, wo schon der salomonische Tempel gestanden hat, wieder aufgebaut. Er ist wesentlich kleiner als der einst prächtige Tempel des Salomon. Doch immerhin hat das Judentum wieder sein geistiges Zentrum; die Tieropfer, gepaart mit Psalmgesängen der Leviten, können wieder aufgenommen werden. Doch von nun an gab es zwei jüdische Zentren: Judäa mit seiner Hauptstadt Jerusalem und Babylon.
Das Leben ist tatsächlich nicht einfach für die Heimkehrer, doch alles ändert sich, als Nehemiah 445 v.d.Z. zum Verwalter des Landes bestimmt wird. Gleichzeitig triĴ eine zweite, für den Gang der religiösen Entwicklung des Judentums besonders wichtige Figur, hervor: Der SchriĞ gelehrte Esra sammelt das Volk um sich herum und liest ihm die gesamte Thora vor.
Er überzeugt die Juden davon, die Feiertage, die die Thora nennt, sofort wieder zu feiern: Pessach, Schawuot und Sukkot. Es sind dies Feiertage, von denen einer ein Erntedankfest ist, die anderen, vielleicht wichtiger noch, an die Güte GoĴ es erinnern, daran, wie GoĴ die Juden aus der Sklaverei befreite, wie er Moses das Gesetz gab und wie er die Israeliten in der Wildnis beschützte. Doch Esra geht noch weiter. Er besteht 86
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darauf, dass jüdische Männer sich von ihren nichtjüdischen Frauen scheiden lassen, damit das Land nicht von fremden Kulturen beeinfl usst werde.
Bis heute sehen Juden ihre Treue zum Glauben vor allem durch das Lernen der Thora und das Leben in einer jüdischen Ehe und Familie als Grundfesten ihrer Identität an.
Als die Babylonier die Israeliten in die GefangenschaĞ entführt haĴ en, waren sie schlau gewesen: Sie haĴ en nicht das ganze Volk mitgenommen, sondern lediglich dessen Führer, die Elite und die Reichen. Alle anderen haĴ en sie im zerstörten Land zurückgelassen.
Jetzt treff en die Heimkehrer aus dem Exil auf die Nachkommen jener, die im Lande geblieben waren. Sie haben sich längst mit anderen Volksgruppen gemischt, die die Babylonier aus ihrem Land anstelle der Israeliten ansiedeln ließen, doch den Glauben an den Einen und Einzigen GoĴ beibehalten haben. Sie nennen sich Samaritaner und bieten den Zu-rückgekehrten sofort an, ihnen beim Bau des Tempels zu helfen. Das lehnen diese jedoch ab, und so entwickeln Juden und Samaritaner fortan ihre Traditionen parallel und unabhängig voneinander.
Es gibt heute noch Samaritaner in Israel. Sie bestehen darauf, dass ihre Version der Thora die einzig richtige ist.
Auch behaupten sie, dass ihr Hohepriester ebenfalls ein Sprössling von Aaron sei. Sie haben später auf dem Berg Ge-rizim ein eigenes Heiligtum gebaut, in dem sie Tieropfer dar-brachten. Jüdische Truppen zerstörten das Heiligtum irgendwann einmal, doch bis heute kehren die Samaritaner auf den Berg zurück und praktizieren dort ihre Form eines antiken Judentums.
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Judäa blieb lange Zeit
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