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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
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im tiefsten Dunkel heidnischer Mythen lebende, christianisierte Europa mit ihrem Wissen und Können erleuchteten. Arabische Autoren brachten den Hellenismus wieder nach Europa, Platon und Aristoteles wurden erst via Spanien, häufi g durch jüdische Übersetzer, in Europa bekannt. Auch Astronomie, Physik, Chemie und Medizin waren bei den Muslimen auf dem Höchststand des damaligen Wissens. Wesentlichen Anteil daran haĴ en die Juden, die ebenfalls wesentlich gebildeter und belesener waren als das Gros der christlichen GesellschaĞ , die vor allem vom Klerus gerne unwissend und klein gehalten wurde, um die Macht der Kirche zu mehren. Denn der Klerus war sehr gebildet, wie die Bibliotheken der Klöster aus jener Zeit beweisen.
    Doch dieses Wissen wollte man nicht teilen.
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    In Spanien entwickelte sich damals eine eigene jüdische Tradition, die später als »sefardisches«, als spanisches Judentum berühmt werden sollte. Es gab zum Beispiel den Dichter und Philosophen Judah Halevi, dessen Lyrik von bestechender Schönheit ist und dessen wichtigstes philosophisches Werk, der »Kusari«, bis heute im Unterricht religiöser Juden gelesen wird. Der Kusari ist ein wirklich einzigartiger Text. Geschrieben aus der Erfahrung der so genannten Disputationes, fi ngierter Streitgespräche, bei denen sich jüdische Gelehrte mit christlichen Gelehrten messen lassen mussten, um zu beweisen, dass ihr Glaube der richtige sei (was völlig umsonst war, denn die christlichen Gerichte haĴ en den Ausgang dieser Disputationen von vornherein festgelegt), nahm Halevi im »Kusari« einen Vergleich der drei abrahamitischen Religionen vor, um zu zeigen, warum das Judentum die Wahrheit für sich beansprucht.
    Halevis Sehnsucht nach Zion war so groß, dass er sich auf den Weg nach Jerusalem gemacht haben soll, um die Stadt Davids mit eigenen Augen zu sehen. Der Legende nach soll er vor den Toren der heiligen Stadt von einer Horde reitender Krieger zertrampelt und getötet worden sein.
    Neben anderen großen jüdischen Philosophen wie Solomon Ibn Gvirol, Josef ibn Pakuda oder Moses ibn Esra, die mit ihren muslimischen Kollegen in regem Meinungsaustausch standen, ragte in jener Zeit vor allem ein Mann heraus, der bis heute einer der wichtigsten jüdischen Gelehrten aller Zeiten ist: Mosche ben Maimon, besser bekannt als Maimonides. Er lebte von 1135 bis 1204.
    Hauptberufl ich Arzt, verfasste er zahlreiche Werke, die bis heute zum Standard der rabbinischen Literatur gehören, wie 109
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    etwa die »Mischne Thora«, eine umfassende Kodifi zierung des gesamten jüdischen Gesetzeswerkes, sowie den »Führer der Verwirrten«, einen philosophischen Text, der Zweifl ern und Unschlüssigen helfen sollte, sich miĴ els des jüdischen Glaubens GoĴ zu nähern.
    Maimonides‘ herausragende Leistung lag unter anderem darin, dass er als Kenner der Werke des Aristoteles, dessen Gedankengebäude er mit jüdischer Philosophie zu verbinden wusste, ebenso wie er durch die Kenntnis der Texte des berühmten muslimischen Philosophen Averroes auch arabisches Gedankengut verarbeitete.
    Heute, angesichts des Nahost-Konfl iktes, kann man sich überhaupt nicht mehr vorstellen, dass es tatsächlich einmal eine Zeit gegeben haben könnte, in der sich Juden und Muslime prächtig verstanden haben. Doch damals, im so genannten Goldenen Zeitalter des islamischen Spanien und in der osmanischen Türkei, war es so. In der Person des Maimonides wird das besonders deutlich: Denn seine Werke sind nicht etwa auf Hebräisch, sondern auf Arabisch geschrieben!
    Und sein Ruf als Arzt war so hervorragend, dass er weit über die Landesgrenze hinausreichte. So wurde der Jude Maimonides in seinen späten Jahren Leibarzt des größten arabischen Führers aller Zeiten, Salah al-Din, bei uns besser bekannt als Saladin. Er diente dem arabischen Herrscher treu an dessen Hof in Ägypten. Was ihn nicht im Geringsten davon abhielt, sich weiter seinem Glauben verpfl ichtet zu fühlen und seine religionsphilosophischen Texte zu verfassen.
    Doch wie schon angedeutet – das Goldene Zeitalter war zu Ende, als die Christen, als die katholische Kirche sich Spanien zurückeroberte. Sämtliche Juden, die im Rahmen der be-rüchtigten Inquisition nicht bereit waren, zum Christentum zu konvertieren, wurden aus Spanien vertrieben. Das waren 110
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