Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
Vom Netzwerk:
Studiums.
    Wer nun aber glaubt, dass dieser Gesetzestext genauso trocken ist wie etwa das Bürgerliche Gesetzbuch, der irrt. Im Talmud sind nicht nur die DebaĴ en der Gelehrten festgehalten, sondern auch weiteres »jüdisches« Wissen aus den Bereichen der Geschichte, des Ackerbaus, der WissenschaĞ , der Medizin, der Literatur und der Volkskunde. Es gibt Legenden und Märchen, Sprichwörter und Benimmregeln.
    Der Talmud ist die schriĞ liche Fixierung der mündlichen Tradition. Er ist also das Erbe der Pharisäer, die das mündli-103
    PюѢљ Sѝіђєђљ
    WюѠ іѠѡ јќѠѐѕђџӓ
    che Gesetz für ebenso entscheidend hielten wie das schriĞ liche, wie die Thora.
    Die Sadduzäer waren da anderer Meinung. Sie, die zur Zeit des Tempels die PriesterschaĞ stellten, hielten sich nur an die Thora und akzeptierten den Talmud nicht. Alles sei in der Thora zu fi nden, glaubten sie, man bedürfe der rabbinischen Interpretation nicht. 760 d. Z. entstand aus dieser Überzeugung eine eigene Glaubensrichtung. Anan ben David war der Begründer der Karäer, wie sie sich nannten. Man fand Karäer eigentlich nur in orientalischen Ländern und bis zur deutschen Besatzung auf der Krim. Diese Gruppe überlebte rund 800 Jahre, danach begann sie allmählich bedeutungslos zu werden.
    Juden, Christen, Muslime
    Eine andere jüdische Sekte wurde dagegen sehr bedeutend: Die Nazarener, die sich inzwischen Christen nannten. Im vierten Jahrhundert wurde das Christentum zur Staatsreligion des Römischen Reiches. Die neue Theologie behauptete, dass nun die Christen – und nicht mehr die Juden – GoĴ es auserwähltes Volk seien, da sie ja schließlich Jesus als König und Messias erkannt und anerkannt häĴ en. Das war der Beginn von bis heute andauernden Auseinandersetzungen zwischen den beiden Religionen. Denn solange es Juden gab und gibt, steht das Christentum unter Beweisnot, dass es wirklich das »auserwählte Volk« ist. Dieser Hass der Kirche auf die Synagoge existiert in Teilen bis heute. Auch im 21. Jahrhundert ist der Antij udaismus der Kirche noch nicht gänzlich verschwunden, selbst wenn sie sich spätestens seit der Shoah bemüht, das Christentum als eine Lehre zu begreifen, die aus 104
    PюѢљ Sѝіђєђљ
    WюѠ іѠѡ јќѠѐѕђџӓ
    den Wurzeln des Judentums stammt und im Judentum eine
    »ältere« Schwester hat.
    Schuld an den zwei Jahrtausenden christlicher Judenverfolgung haĴ en ursprünglich einige Autoren der Evangelien und später viele Kirchenväter. Sie beschrieben Juden als blind, verstockt und hartherzig, weil sie Jesus nicht als Messias anerkennen wollten. Die Evangelien beschreiben Juden gar als dämonisch und schließlich sogar als »Mörder GoĴ es«: »Sein Blut komme über uns und unsere Kinder ...« – Das nahmen viele Anhänger jenes Mannes, der die Nächstenliebe gepre-digt haĴ e, sehr ernst. Besonders ernst wurde diese BotschaĞ
    dann im 20. Jahrhundert genommen. Dem fortschriĴ lichsten Zeitalter, das wir bisher kennen.
    Die Schwierigkeiten mit der Christenheit begannen bald.
    Nach der Zerstreuung erlaubten die christlichen Länder in Europa den Juden zunächst überall zu siedeln. Sie blieben unter sich und durĞ en nach ihren Regeln und Gesetzen leben.
    Im 10. Jahrhundert gab es bereits große jüdische Gemeinden in Nordfrankreich und entlang des Rheins. Nachdem der Normanne William 1066 England erobert haĴ e, kamen auch Juden hinüber auf die Insel. Kleinere Gemeinden existierten im gesamten Heiligen Römischen Reich bis in jene Gegend, die heute Österreich heißt. Doch wirklich sicher waren die Juden nicht. Schließlich lehrte die Kirche, die Juden seien die Mörder ihres GoĴ es. Und so kam, was kommen musste: Die Gemeinden wurden überall in Europa immer wieder von Überfällen und kleinen Pogromen heimgesucht (dieses Wort, das aus dem Russischen stammt, gibt es natürlich erst seit Ende des 19. Jahrhunderts).
    Die Kreuzzüge waren der AuĞ akt der ersten länderüber-greifenden und systematischen Judenverfolgungen in Europa. Im 11. Jahrhundert stand das Heilige Land, wie Christen 105
    PюѢљ Sѝіђєђљ
    WюѠ іѠѡ јќѠѐѕђџӓ
    Israel bis heute nennen, unter muslimischer HerrschaĞ – und damit auch die heiligen StäĴ en des Christentums. Dann sta-chelte die Kirche die Herrscher Europas an, das von »Un-gläubigen« beherrschte Land zu »befreien«, und die Kreuzzüge begannen. Eine riesige Welle so genannter KreuzriĴ er schwappte über Europa in Richtung Naher Osten

Weitere Kostenlose Bücher