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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
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Viertelmillion Menschen. Für damalige Zeiten eine unvorstellbar hohe Zahl.
    Die meisten jener Juden aber, die unter Zwang und Fol-ter, ja Androhung der Todesstrafe zum Christentum über-traten, blieben ihrem Glauben heimlich treu. Man nannte sie auf Spanisch Marranos, Schweine. Als Kirche und Staat davon erfuhren, haĴ en die Marranos inzwischen bis in den hohen Adel hinein geheiratet. Da entwickelte sich in Spanien ein Wahn, der einer Erfi ndung Adolf Hitlers gleich kam: die Lehre vom »reinen« Blut. Hitler hat sich also, wie auch spä-
    ter bei dem Gelben Stern, der bereits existierenden absurden Ausgeburten kranker Gehirne bedienen können. Die Spanier waren besessen von der Angst, irgendwie von jüdischen Marranos abzustammen. Das galt vor allem für den Adel. Und so mussten Nachweise erbracht werden, die belegten, dass bis zur x-ten Generation kein Jude in der Familie gewesen war!
    Im letzten Jahrhundert, unter den Nazis, nannte sich so etwas dann »Ariernachweis«.
    Neben diesem Irrsinn gibt es allerdings auch wundersa-me Geschichten. Am Freitagabend, also zu Beginn des Schabbats, ist es üblich, mit einem Segensspruch zur Heiligung des Ruhetages zwei Kerzen anzuzünden. Viele Marranos behiel-ten dieses Ritual bei, doch sie zündeten die Kerzen in einem Schrank an, den sie danach sofort schlossen, damit der Schein der Kerzen nicht auf die Straße fi ele und damit die Juden verriete. Elie Wiesel erzählt in einem bewegenden Text von einem Erlebnis während einer Spanienreise, die er irgendwann in den siebziger Jahren gemacht haĴ e. Er lernte damals einen Spanier kennen, der ihn zu sich nach Hause einlud. Dort ent-schuldigte sich der Mann für einen Moment, ging zu einem Schrank, zündete zwei Kerzen an und schloss den Schrank wieder. Wiesel war völlig elektrisiert, denn er wusste von 111
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    diesem Ritual der Marranos und fragte den Mann, was er denn da mache. Seinem spanischen Gastgeber war nicht klar, was das zu bedeuten haĴ e, er erklärte nur, das sei ein alter Brauch seiner Familie, er würde ihn aus Traditionsbewusst-sein weiterführen. Wiesel klärte ihn auf. Der Mann war völlig überrascht. Jahre später trat er zum Judentum über. Vielleicht sollte man in diesem Fall eher sagen, er war zum Judentum zurückgekehrt.
    Was also die katholische Kirche damals unter allen Um-ständen zu verhindern suchte – das Gegenteil hat sie erreicht.
    In der spanischen GesellschaĞ fi nden sich überall jüdische Wurzeln. Es gibt kaum einen Stammbaum, in dem sich heute nicht zumindest ein Marrano fi nden lässt.
    Die anderen jedoch, jene Viertelmillion, die nicht bereit war zu konvertieren und deshalb vertrieben wurde, dieser Rest des spanischen Judentums fl üchtete sich in Regionen, die diese Heimatlosen bereitwillig aufnahmen. Sie gingen nach Nordafrika, nach Italien, nach Holland, in die Türkei, nach Bulgarien und Jugoslawien.
    In den muslimischen Ländern fanden sie bereits existierende jüdische Gemeinden vor. Es handelte sich dabei entweder um Nachkommen jener Juden, die nach dem Ende der Babylonischen GefangenschaĞ nicht nach Judäa zurückgekehrt waren, oder aber um die Kindeskinder der Juden, die nach der Zerstörung des Tempels von Jerusalem Zufl ucht in den orientalischen Ländern gefunden haĴ en.
    Im Orient haĴ e sich inzwischen ein neuer »Ableger« des Judentums entwickelt: Der Islam. Gründer dieser driĴ en abrahamitischen Religion ist der Prophet Muhammad. Er lebte von 590 bis 632 und brachte die Araber, die sich als Nachkommen Ismaels ansehen, des Sohnes Abrahams mit Hagar, zu 112
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    Allah, dem Einen und Einzigen GoĴ . Bei uns Juden gibt es auf Hebräisch viele Umschreibungen von GoĴ . El oder Elohim sind zwei davon. Sie haben dieselbe semantische Wurzel wie das arabische Wort Allah. Was nicht nur die VerwandtschaĞ
    der beiden semitischen Sprachen beweist, sondern auch die enge VerwandtschaĞ zwischen den Nachkommen Ismaels und den Nachkommen Isaaks.
    Muhammad hat in seiner Lehre viel aus dem Judentum übernommen. Den radikalen Monotheismus sowieso, dann aber auch das Bilderverbot, das im Christentum ja nicht existiert. FasĴ age, das Verbot Schweinefl eisch zu essen, rituelle Waschungen, fi xe Gebetszeiten, die GastfreundschaĞ , die religiös motivierten Pilgerreisen – all das erinnert stark an die Halacha, das jüdische Religionsgesetz, aus dem noch viele andere Elemente in den Islam

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