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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
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eingefl ossen sind. Auch eine mündliche Überlieferung gibt es im Islam, ganz so wie im Judentum. Muhammad warb lange um die Juden in seinem Wirkungsgebiet. Er wollte unbedingt, dass sie zu dem von ihm neu geschaff enen Glauben übertreten. Doch wie sagte schon GoĴ am Berg Sinai? Die Juden sind ein hartnäckiges Volk. Und so, wie sie schon bei Jesus und Paulus Nein gesagt haĴ en, so taten sie es auch jetzt wieder. Sie sahen nicht ein, warum sie einem Mann folgen sollten, der ihrer Meinung nach nicht der Messias sein konnte. Denn was geschehen würde, wenn der echte Messias eines Tages käme, das war ja in den Heiligen SchriĞ en genau beschrieben: »Die Schwerter würden zu Pfl ugscharen umgeschmiedet«, »das Zicklein würde neben dem Wolf liegen« und so weiter. Ist das so auf dieser Welt, seitdem Muhammad sein Prophetentum der Menschheit off enbart hat? Na also! Keine Notwendigkeit also, irgen-detwas am Status quo des eigenen Glaubens zu ändern. Die Juden blieben Juden. Punkt. Aus. Basta.
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    Es ist schon fast langweilig zu erzählen – aber dieser Widerstand haĴ e natürlich ein ähnliches Resultat zur Folge wie der gegen die christliche Welt. Der arabische Prophet begann die Juden zu hassen. In der Stadt Medina, heute als zweitwich-tigste heilige StäĴ e des Islam verehrt, wurde die gesamte jü-
    dische GemeinschaĞ vertrieben oder vernichtet. Nichts Neues unter GoĴ es Sonne, also! Dennoch: unter der HerrschaĞ
    der Muslime lebten Juden viel besser als unter christlichen Königen und Kaisern. Sie wurden nicht als Ungläubige angesehen, da sie ja auch an den Einen und Einzigen glaubten, und als »Volk des Buches« wurden sie mehr oder weniger respektiert. Gegen sie musste man keinen »Heiligen Krieg«
    führen (das sehen heute viele Imame gegenüber dem Staat Israel anders). Die islamischen Führer gestaĴ eten ihnen zwar eine begrenzte Religionsfreiheit, doch speziell gekennzeich-nete Kleidung mussten die Juden auch im Orient tragen. Und obendrein noch höhere Steuern zahlen als die anderen.
    Auf diese orientalischen Juden stieß also 1492 jener Teil der sefardischen, der spanischen Juden, der nirgendwo in Europa Zufl ucht gefunden haĴ e. Heutzutage unterscheidet man ge-nerell zwei große jüdische Gruppen: die Aschkenasim (oder: Deutsche), also all jene, die aus Deutschland und Nordfrankreich stammten und später nach Osteuropa gewandert waren, und die Sefardim (oder: Spanier), die sich heute aus den Nachkommen der spanischen Flüchtlinge von 1492 und den orientalischen Juden zusammensetzen. Ein irakischer Jude, dessen Familie seit Jahrtausenden dort und nur dort ansässig war, wird heute auch als Sefarde bezeichnet. In Marokko übrigens, einem der Länder, wohin spanische Juden einwanderten, konnte man bis in die fünfziger Jahre mehr oder weniger leicht erkennen, wo die Wurzeln einer jüdischen Familie lagen. Jene, die sefardischen Ursprungs waren, sprachen zu 114
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    Hause Spanisch, jene, die quasi immer schon in Marokko waren, sprachen und sprechen bis heute Arabisch oder Franzö-
    sisch, die Sprache der einstigen Kolonialmacht.
    Obwohl sefardisches und aschkenasisches Judentum sich über weite Strecken unabhängig voneinander entwickelten, blieben beide Gruppen in ihren religiösen Grundfesten identisch.
    Die Texte waren dieselben. Talmud und Thora sowieso, aber auch die Gebete waren überwiegend gleich, selbst wenn sie in anderer Reihenfolge und, natürlich, mit anderen Melodien gesungen wurden. Generell kann man sagen, dass die Melodien der aschkenasischen Juden aus dem osteuropäischen Raum mit slawischen Elementen, die sefardischen Melodien natürlich mit andalusischen oder orientalischen Elementen versetzt waren. Auch sprachen europäische und sefardische Juden ihr Hebräisch mit unterschiedlichen Vokallauten aus.
    Da Hebräisch ja eine reine KonsonantenschriĞ ist, war das kein Wunder. Ein Beispiel: während osteuropäische Juden das hebräische Wort für Neujahr etwa »Roisch haSchunu«
    aussprechen, klingt dasselbe Wort in der westeuropäischen Sprechweise etwa wie: »Rausch haSchono«. Bei den Sefardim heißt der Feiertag schließlich »Rosch haSchana«. Diese Sprechweise gilt heute als die »richtige«. Denn die Zionisten haĴ en sich früh darauf geeinigt, die Sprechweise der Sefardim zur allgemein gültigen Aussprache auf Neuhebräisch in Israel zu erklären. Heute spricht jeder

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