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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
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eines »Raumrückzuges«, dass also irgendwie »Platz« für die Schöpfung gemacht wurde, damit sie sich überhaupt aus-breiten konnte. In der Kabbala ist es GoĴ , der sich um seiner Schöpfung willen zurückgezogen hat. Dieser göĴ liche Rückzug wird Zimzum genannt. GoĴ wird in der Kabbala stets nur als »Ein Sof«, als »Unendlich«, bezeichnet. Der Unendliche hat also Platz gemacht für seine Schöpfung. Doch dabei kam es zu einem kleinen Betriebsunfall. Er wird in der Kabbala als das Mysterium des »Zerbrechens der Gefäße« bezeichnet.
    An jenem Ort, der nun durch den Rückzug GoĴ es frei geworden ist, hat der Unendliche Gefäße aufgestellt, die das Licht aufzunehmen haĴ en, in dem die Welt entstehen sollte (die Forscher bezeichnen das Licht als Energie – es ist alles nur eine Frage der Sprache!). Diejenigen Gefäße, die der 126
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    Lichtquelle am nächsten standen, waren spiritueller Natur und nahmen das Licht ohne weiteres auf, die weiter entfernt stehenden waren jedoch bereits Materie und zerbrachen, als das göĴ liche Licht eindrang. Diese Funken sind nun durch den Fall der Welten und dadurch, dass Adam und Eva die Frucht vom Baum der Erkenntnis aßen, im Exil und irren sinnlos umher. Zugleich irrt auch die Schechinah umher, denn sie ist eine Gefangene des menschlichen Falles im Paradies und existiert wie abgetrennt von der transzendenten GoĴ heit.
    Daher ist es also Aufgabe des Menschen, diese Funken wieder einzufangen und zu erheben, nur dadurch kann die Schechinah, und somit auch das ganze Volk Israel, ja, die gesamte Welt, erlöst werden.
    Jetzt wird vielleicht klar, warum die AnkunĞ des Messias von so großer Bedeutung ist und warum so häufi g in der Geschichte des Judentums immer wieder Versuche unternommen wurden, um seine AnkunĞ zu erzwingen und zu beschleunigen.
    Und warum immer wieder »falsche« Messiasse auĞ auchten, wie Schabbatai Zwi, aber auch Jesus von Nazareth.
    Doch zurück zu den Anfängen des osteuropäischen Chassidismus im 18. Jahrhundert. Nach der riesigen EnĴ äuschung über den falschen Messias ging es einmal darum, die Mes-siasidee wieder zu entpersonalisieren. Zum anderen musste die KluĞ , die im Laufe der Zeit zwischen den rabbinischen Gelehrten und dem einfachen, weniger geschulten Juden entstanden war, überbrückt werden. Es ging darum, die Wirklichkeit der zu erlösenden Welt jedem Einzelnen erlebbar zu machen. Es ging darum, jeden einfachen Juden an der Erlö-
    sungsarbeit teilhaben zu lassen, sie ihm erlebbar zu machen.
    Der Chassidismus, sein Begründer Israel ben Eliezer, ging 127
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    daran, die Kabbala aus dem abgeschlossenen Raum eines elitären Zirkels herauszuholen und sie in den Alltag zu integrie-ren, sie als aktiv gelebte Mystik erfahrbar zu machen.
    Dafür bedurĞ e es eines »Zaddiks«, eines Gerechten, der als Führer seiner GemeinschaĞ in einem ständigen Parado-xon lebte. Er war einerseits ein Mystiker, der in ständiger Verbindung mit GoĴ , mit der Schechinah stand, der aber gleichzeitig zu jedem HilfsbedürĞ igen seiner Gemeinde he-rabsteigen musste, um diesem seiner Visionen teilhaĞ ig werden zu lassen. Das Bild einer Leiter, deren Fuß auf der Erde steht und deren Ende in den Himmel ragt, bietet sich an und bildet zugleich ein Symbol für das Prinzip der chassidischen GemeinschaĞ und Lebensweise.
    Im MiĴ elpunkt des Chassidismus steht nicht mehr nur die Gelehrsamkeit, sondern die Bindung der Seele an GoĴ .
    Das ist eine permanente Beziehung, die sich nicht nur auf Gebet oder SchriĞ studium beschränkt, sondern das ganze Leben mit einbezieht. Selbst die profansten Dinge müssen mit Dewekut, mit einer »Bindung« der Seele an GoĴ , verrichtet werden. Nur wer so lebt, ist in der Lage, die heiligen Funken emporzuheben und die Mitzwot, die Gesetze GoĴ es, in der entsprechenden spirituellen Haltung so zu vollziehen, dass jede ausgeführte Mitzwah zur Erlösung der Welt beiträgt.
    Um auch den einfachsten und ungebildetsten luden an dieser Erlösungsarbeit teilhaben zu lassen, setzte der Baal Schem Tow den GoĴ esdienst vor das reine SchriĞ studium. Freude, Gesang, Tanz, das rhythmische Hin- und Herschaukeln während des Gebets sind wichtige Elemente chassidischen Lebens. Man dient GoĴ in tiefster Begeisterung, in Ekstase. So und nur so kann die Wiederherstellung der Verbindung Got-tes zu seiner sich auf Erden im Exil befi ndlichen

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