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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
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Nathan von Gaza beeilte sich, diese Konversion als Teil des göĴ lichen Erlösungsplanes und andauernden Kampf mit den »Mächten des Bösen« kundzutun. Der gute Nathan würde heute wahrscheinlich sofort einen Job als Re-gierungssprecher bekommen!
    Tatsächlich gab es einige Juden, die Nathan auch diesen Quatsch noch abnahmen und sich ebenfalls zum Islam be-kehrten, um ihrem Herrn und Meister auf allen Wegen folgen zu können. Sie wurden später Dönmeh genannt, »Apostaten-sekte«, und bis ins 20. Jahrhundert konnte man sie in Istanbul fi nden.
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    Die Dönmeh folgten dem falschen Messias in den Islam.
    Für die große Mehrheit der Judenheit aber war der ÜbertriĴ das Ende. Nicht nur das Ende ihrer Träume, sondern auch das Ende ihrer psychischen, religiösen und teilweise sogar physischen Existenz, sie haĴ en alles für ihre Hoff nung auf Erlösung aufgegeben. Die jüdischen Gemeinden Osteuropas standen spirituell vor dem Ruin. Das traditionelle Judentum jener Zeit, die talmudische Gelehrtheit ebenso wie die rabbinische Gesetzesstrenge, haĴ e auf ganzer Linie versagt und den jüdischen Massen nichts mehr anzubieten. Wenn das Judentum überleben wollte, so musste es sich radikal und tief greifend erneuern.
    Die Kabbala
    Während das klassische, rabbinische Judentum sich strikt auf das rationale Studium der heiligen SchriĞ en und der Erfüllung der rituellen Gesetze konzentrierte, haĴ en viele Schar-latane in der Periode Schabbatai Zwis ebenfalls ihr Unwesen getrieben. Kabbalistische Kreise, also jüdische Gruppen, die sich dem Studium der esoterischen Lehre des Judentums, der Kabbala, widmeten, haĴ en versucht, die seit Jahrtausenden überfällige Erlösung durch magische Riten und Beschwö-
    rungsformeln zu beschleunigen. Sie verteilten obskure Amu-leĴ e und merkwürdige SpruchzeĴ el, eine Art »Mantras«, die
    – so sagten sie – Heilung und vollständige Erlösung brächten.
    Alles Humbug, wussten die Juden am Schluss.
    Kabbalisten, Messianisten, Rabbiner – sie alle erwiesen sich als Lügner, als Versager. Wie aber sollte es weitergehen?
    In diesem verzweifelten politischen Klima entstand im frü-
    hen 18. Jahrhundert in Podolien, Galizien und Wolhynien der Chassidismus als eine Volksbewegung, die den Juden wieder 122
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    Hoff nung und spirituelles Erlebnis ermöglichte. Israel ben Elieser, später Baal Schem Tow, der »Meister des guten Namens«, eignete sich talmudische und kabbalistische Kenntnisse an, ohne jedoch den Wissensstand zu erreichen, den die damaligen Talmudhochschulen vermiĴ elten.
    Er zog nach Brody, heiratete dort die Schwester des Gelehrten Rabbi Abraham Gerschom, der ihn jedoch nicht besonders mochte, weil sich Israel als einfacher Bauer ausgab. Mit seiner Frau wanderte er darauĢ in in den Karpaten umher (das ist die Gegend, aus der auch die Vampire stammen!) und zog sich immer wieder in die Einsamkeit der Berge zurück.
    Nach sieben Jahren kam das Ehepaar erneut nach Brody und pachteten eine SchankwirtschaĞ , die jedoch die Frau führte, während sich Israel die ganze Woche in eine Klause im Wald zurückzog, um dort über die Geheimnisse der Thora und der jüdischen Gebete zu meditieren. Lediglich am Schabbat kam er heim. Er erwarb sich naturheilkundliche Kenntnisse und heilte damit Patienten.
    Schon bald wurde ihm seine geistige Größe bewusst, doch er verbarg sie weiterhin vor seinen Mitmenschen. Er wartete auf den richtigen Zeitpunkt für seine Off enbarung. Als er 36
    Jahre alt war, haĴ e er das Gefühl, es wäre soweit. In Kotow haĴ e er seine ersten AuĞ riĴ e, und sein Ruf als Tröster, Helfer und inspirierter Geist verbreitete sich schnell. Baal Schem Tow kam dabei nicht einen Augenblick auf den Gedanken, er könnte der Messias sein. Es ging ihm lediglich darum, den Juden neuen Glauben an GoĴ zu geben, ihnen zu helfen, nach der Zeit des völligen spirituellen Zusammenbruchs, dem die Rabbiner jener Zeit hilfl os zusahen, ihnen neue Hoff nung zu geben.
    Bald scharten sich Schüler um ihn, um seine Lehre und seine Lebensweise kennen zu lernen und zu übernehmen. Als 123
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    Israel ben Elieser 1760 starb, hinterließ er eine Lehre, die sich auf die Kabbala, die jüdische Mystik, beruĞ und heute allgemein als »Chassidismus« bezeichnet wird.
    Das Wort Kabbala bedeutet so viel wie »empfangen«. In den

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