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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
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»Sprüchen der Väter«, einer der wichtigsten Textsamm-lungen der mündlichen Lehre des Judentums, heißt es:
    »Moses empfi ng die Lehre vom Sinai und überlieferte sie dem Josua, Josua den Ältesten, die Ältesten den Propheten, und die Propheten überlieferten sie den Männern der großen Versammlung [dem Sanhedrin].«
    Nach jüdischem Glauben empfi ng Moses von GoĴ am Berg Sinai eben nicht nur die schriĞ liche, sondern auch die mündliche Lehre – dieser Glaube basierte auf der Überzeugung jener Pharisäer, die nach der Zerstörung des Tempels das rabbinische Judentum in Javneh entwickelt haĴ en. Neben der schriĞ lichen und mündlichen Lehre, die zusammen die exoterische, allgemein verständliche Lehre des Judentums ausmacht, empfi ng Moses am Sinai aber auch die esoterische Lehre, eben die Kabbala. Das heißt, zwei »TraditionskeĴ en«
    durchlaufen die jüdische Geschichte, die »äußere« für die All-gemeinheit und eine »innere«, die nur für bestimmte, gereiĞ e Persönlichkeiten bestimmt ist. So lässt sich ein Bibeltext buchstäblich und geschichtlich auslegen, aber möglich ist auch eine »transzendente« Interpretation.
    Um zu begreifen, was der Chassidismus im 18. Jahrhundert intellektuell und spirituell geleistet hat, um das Judentum am Leben zu erhalten, muss ich jetzt ein wenig ausholen und im Instant-Verfahren kurz die Kabbala – es handelt sich dabei ja »lediglich« um Zehntausende von Textseiten – in wenigen Sätzen »erklären«. Es dürĞ e jedem Leser klar sein, dass al-124
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    WюѠ іѠѡ јќѠѐѕђџӓ
    les, was jetzt folgt, eine sehr vereinfachte Darstellung höchst komplexer Gedankengänge ist.
    Stürzen wir uns also kurz hinein in diese Welt: Zentrale Bedeutung hat in der Kabbala der so genannte Se-fi rot-Baum mit seinen zehn Emanationen GoĴ es. Diese zehn Aspekte der GoĴ heit fi nden eine Entsprechung in der exo-terischen Lehre: in den Zehn Geboten der Bibel. Im Judentum ist GoĴ stets verborgen, wir normalen Sterblichen können ihn nicht sehen. Dazu kommt noch die Unbenennbarkeit des Einen und Einzigen, wir dürfen also den Namen GoĴ es nicht aussprechen und fi nden daher stets Umschreibungen um Ihn irgendwie zu benennen. »Unser Herr« oder »Herr der Heerscharen« sind nur zwei Begriff e, die in den hebräischen Texten immer wieder auĞ auchen. GoĴ , so der Glaube, kann nur von Auserwählten, wie etwa Moses, gesehen werden und dann auch nur in einer »Verkleidung«, etwa als brennender Dornbusch.
    Die zehn Sefi rot stehen nun in einem wechselhaĞ en und spannungsgeladenen Bezug zueinander. Sie symbolisieren in der Kabbala aber nicht nur die GoĴ heit, sondern auch die Schöpfung. Eine dieser Emanationen ist die »Schechinah«, die »göĴ liche Gegenwart unter den Menschen«. Diese göĴ liche Gegenwart ist mit dem Volk Israel gemeinsam verbannt: Sie teilt mit dem Volk den Galut, das Exil. Zur Zeit des Tempels befand sich die Schechinah in jenem Raum des Tempels, der als das »Allerheiligste« bezeichnet wurde und den selbst der Hohepriester nur einmal im Jahr betreten durĞ e: An Jom Kippur, dem Versöhnungstag, dem höchsten jüdischen Feiertag. Mit der Zerstörung des Tempels ist die Schechinah sozusagen mit den Juden auf WanderschaĞ ins Exil gegangen. Das klingt natürlich ein wenig merkwürdig, dass ein Teil GoĴ es 125
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    ins »Exil« geschickt werden kann, aber so ist der Glaube. Vielleicht ist es leichter verständlich, wenn man sagt, dass diese göĴ liche Gegenwart die Juden überallhin begleitet hat und damit ihren eigentlichen Ort, den Tempelberg von Jerusalem, also dort, wo sie hingehört, zeitweilig aufgegeben hat.
    Es ist die Schechinah, diese göĴ liche Gegenwart auf Erden, über die allein sich der Kabbalist oder Chassid mit GoĴ verbinden kann, die anderen neun Sphären oder Emanationen GoĴ es sind dem Menschen unzugänglich. Indem man sich aber mit der Schechinah verbindet, ist man automatisch auch mit den anderen neun Sphären GoĴ es verbunden, wenngleich nur indirekt. Hier und jetzt setzt die Thematik der Erlösung in der Kabbala, wie sie Jitzchak Luria im MiĴ elalter weiter-entwickelt hat, ein. Erlösung heißt auf Hebräisch: Tikkun. Es geht um Tikkun Olam, um die Erlösung der Welt.
    Was ist aber mit Tikkun Olam gemeint? Es ist interessant, dass die kabbalistische Vorstellung der Schöpfung den modernen Urknall-Theorien ähnelt. In beiden Welten gibt es die Idee

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