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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
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machen, dass diese Frage natürlich nur für die nördliche Hemisphäre gilt, denn in der südlichen ist zu diesem Zeitpunkt ja gerade Sommer.
    Also, mit anderen Worten, es ist alles eine Frage des Standpunktes.
    Und so schreiben wir Juden jetzt, wenn dieses Buch veröf-fentlicht wird, das Jahr 5764.
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    Wo wir mit der Zeitrechnung begonnen haben? Mit der Schöpfung. Das ist unser Ausgangspunkt. Der ist zwar schon Millionen von Jahren her, aber auch das ist einfach zu erklä-
    ren.
    Irgendwann haben sich die Rabbinen hingesetzt und das Zählen begonnen. In der Thora sind verschiedene Generatio-nenabfolgen und auch so manches Lebensalter festgehalten.
    Moses wurde zum Beispiel 120 Jahre alt. Und so rechneten und rechneten und rechneten sie, inklusive der sechs Schöpfungstage plus des ersten Ruhetages, des ersten Schabbates, und kamen so auf diese Zahl. Lächerlich? Wie man‘s nimmt, denn diese Rabbinen errechneten den Anfang der Welt zu einer Zeit, als die WissenschaĞ noch keine Ahnung haĴ e, wann der Urknall gewesen sein kann und dass es so etwas wie Evolution gegeben hat. Ein Instrumentarium, um Knochenfun-de genau datieren zu können, haĴ e man natürlich auch noch nicht.
    Aber selbst orthodoxe Rabbiner haben noch heute kein Problem mit der enormen Diskrepanz zwischen dieser Jahreszahl und der Realität der NaturwissenschaĞ en. Sie betonen nur, dass ihre Vorgänger einen ganz großen gedankli-chen Fehler gemacht haben: Sie zählten die Schöpfungstage wie 24-Stunden-Tage, dabei wurden doch Sonne und Mond erst am vierten Tag geschaff en, und somit häĴ e erst ab da ein
    »normaler« Tag beginnen können. Da aber die Tage bis zum Ruhetag GoĴ es immer gleich gezählt wurden, muss man davon ausgehen, dass sie stets zeitlich gleich waren und doch ganz anders als heute. Ein »göĴ licher« Tag haĴ e also vielleicht viel mehr Stunden als nur vierundzwanzig! Und über die Lebensjahre der frühen Menschen und Patriarchen wissen wir auch nichts Genaues, denn die Lebensbedingungen etwa im Paradies waren wesentlich andere, wer weiß, was eine Zahl 197
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    wie 120 Lebensjahre unter solchen Bedingungen bedeutet haben mag. Dennoch blieb man bei der jüdischen Jahreszahl.
    Tradition ist Tradition, versteht sich.
    Der jüdische Kalender
    Immerhin war auch diese Zählung, die für Juden nun seit etwa dem 9. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung gültig ist, nicht immer selbstverständlich. Erst allmählich entwickelte sich der jüdische Kalender, so wie wir ihn heute kennen.
    Der hat übrigens eine Einheit geschaff en, über die kein Mensch nachdenkt, weil er sie für ganz selbstverständlich hält: Die Woche. Diese Zeiteinheit ist eine Erfi ndung der frü-
    hen Hebräer. Sechs Arbeitstage und ein Ruhetag = eine Woche. Das wurde von allen Völkern gern übernommen. Eine angenehme Einheit, in der sich gut rechnen, denken und leben lässt!
    Aber anders als der christliche Kalender, der sich nur nach der Sonne richtet, und anders als der muslimische Kalender, der sich ausschließlich nach dem Mond richtet, orientiert sich die jüdische Zeitrechnung nach Mond und Sonne. Das macht den Luach, den jüdischen Kalender, kompliziert.
    Ein wenig Astronomie mag hier angebracht sein: Eine Mondphase dauert, von der Erde aus gesehen, 29 Tage, 12
    Stunden und 44 Minuten. In der jüdischen Zeitvorstellung beginnt ein Monat mit dem Neumond. Dadurch gibt es Monate, die 29 Tage dauern, andere sind 30 Tage lang. Ein Mond-jahr, das sind 354 oder 355 Tage. Nun benötigt das Judentum aber einen Kalender, bei dem die FesĴ age immer in derselben Jahreszeit liegen, denn einige Feste haben mit landwirtschaĞ lichen Ereignissen zu tun, und man kann schlecht die 198
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    ersten Früchte im Dezember bejubeln oder das Erntedankfest im Frühjahr feiern. Das ist anders bei den Muslimen: Ihr be-rühmter Fastenmonat verschiebt sich jedes Jahr immer weiter.
    Er ist von den Jahreszeiten unabhängig und läuĞ daher durch das kompleĴ e Jahr. Bei den jüdischen Feiertagen ist das nicht möglich, daher richtet sich der Kalender bei uns auch nach der Sonne. Und insofern gibt es bei uns in einem Zyklus von neunzehn Jahren sieben Schaltjahre. Allerdings wird da nicht nur ein Tag – wie im gregorianischen Kalender –, sondern gleich ein ganzer Monat eingeschaltet. Das ist dann ein Jahr mit dreizehn

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