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Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Was ist koscher - Jüdischer Glaube

Titel: Was ist koscher - Jüdischer Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Spiegel
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die ein Ägypter oder ein Philister, ein Hellene oder Römer nicht verstanden häĴ en. Schlimmer noch, die alten Griechen, die immerhin einen Platon und Aristoteles hervor-gebracht haben, machten sich lustig über die »faulen« Juden, weil die sich weigerten, an einem bestimmten Tag in der Woche zu arbeiten.
    Es dauerte mehrere Jahrtausende, bis die Menschheit allmählich zu begreifen begann, welchen Wert ein »Ruhetag«
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    darstellt, welche enorme Bedeutung der Schabbat für das soziale Gefüge einer Zivilisation hat.
    Die Überlieferung
    Der Schabbat spielt im Judentum vielleicht die zentrale Rolle innerhalb des Glaubens. Schließlich wird er schon in den Zehn Geboten erwähnt! Er ist damit wichtiger und heiliger als alle anderen Feiertage. Selbst Jom Kippur, der Versöhnungstag, der allgemein als wichtigster jüdischer Feiertag angesehen wird, erhält seine bedeutende Rolle nur dadurch, dass er auch als »Schabbat aller Schabbate« bezeichnet wird, selbst wenn er nicht auf einen Schabbat, das heißt auf einen Samstag fällt. Denn alle Verbote, die für den Schabbat gelten, sind auch für Jom Kippur gültig – und noch einige mehr dazu.
    In der jüdischen Tradition gibt es viele kleine Geschichten, die die Bedeutung des Schabbats hervorheben. Eine Überlieferung besagt, dass der Messias – auf den wir Juden ja immer noch warten – erst dann kommen wird, wenn alle Juden zweimal hintereinander die Schabbatgebote einhalten, oder aber, wenn alle Juden zweimal hintereinander die Schabbatgebote nicht einhalten!
    Beide Fälle beschreiben zwei völlig entgegengesetzte Möglichkeiten: Im ersten Fall geht die Überlieferung davon aus, dass alle Juden wirklich fromm geworden sind und die Gebote GoĴ es in all ihren komplexen Anforderungen erfüllen. Damit wäre das gesamte jüdische Volk wahrhaĞ ig und wirklich gesetzestreu, es würde auf GoĴ es Wegen wandeln und häĴ e all die Niederungen der menschlichen Schwäche, der Niedertracht, des Bösen und des Gemeinen hinter sich gelassen. Dann käme, fast zwangsläufi g, die Erlösung in Ge-205
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    stalt des Messias, der nach der Überlieferung nicht nur das jüdische Volk, sondern die gesamte Welt erlösen wird. Das ist dann die Zeit, wenn »Schwerter zu Pfl ugscharen geschmiedet« werden.
    Bei der zweiten Möglichkeit ist das genaue Gegenteil der Fall: Kein einziger Jude hält sich an die göĴ lichen Gebote.
    Das jüdische Volk ist also ein »abgefallenes« Volk, abtrünnig geworden von GoĴ , goĴ los, es lebt auf allertiefstem Niveau, fern jeglicher Spiritualität, fern jeglicher Ethik, jeglicher Moral – dann muss der Messias ebenfalls kommen, denn dann steht es ganz schlimm um das »auserwählte Volk«. Es muss dringend gereĴ et werden, ebenso wie der Rest der Welt.
    Es wäre also alles ganz einfach: Die Lösung für alle Probleme auf der Erde ist so nah! Um Krieg und Hass, Hunger und Elend, Mord und Totschlag, Rassismus und Fanatismus zu überwinden, müssten alle Juden sich nur darauf verständigen, ein einziges Mal in ihrer Geschichte gänzlich einig zu sein. Ein Aufruf müsste erfolgen, der besagt: Lasst uns zweimal hintereinander den Schabbat einhalten – oder eben nicht.
    Und schon wäre alle menschliche Qual für immer vorbei. Zu schön, um wahr zu sein! Lautet doch der alte jüdische Spruch:
    »Zwei Juden, drei Meinungen!« Und insofern wird sich die AnkunĞ des Messias wohl noch ein wenig verzögern.
    Diese kleine Geschichte zeigt, wie wichtig der Schabbat für das jüdische Volk ist. Achad Ha‘am, der große zionistische und gänzlich areligiöse SchriĞ steller aus Odessa, schrieb im 19. Jahrhundert: »Nicht die Juden haben den Schabbat gehalten, sondern der Schabbat hat die Juden gehalten!«
    Wenn man die jüdische Geschichte betrachtet, so wird deutlich, dass immer dann, wenn Juden aufgehört haben, den Schabbat zu heiligen, diese Menschen auĢ örten, Juden zu sein – durch Assimilation.
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    Welche Bedeutung Schabbat in der jüdischen Tradition hat, geht allein daraus hervor, dass dieser Feiertag personifi -
    ziert wurde: Man spricht von ihm als »Schabbat haMalkah«, dem Schabbat-Königin oder -Braut. Eine Braut wird in der poetischen Tradition fast aller Kulturen als besonders schön und strahlend empfunden, sie ist obendrein ein Symbol der Reinheit und der Herrlichkeit, die besondere

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