Was ist koscher - Jüdischer Glaube
oben und nach unten schüĴ elt (also den ganzen Kosmos umarmt), besteht aus vier Zutaten: dem Lulav, einem ganz langen Palmwedel, der den »Vier Arten«
(»Arba Minim« auf Hebräisch) seinen Namen gegeben hat, außerdem drei Myrthenzweigen, zwei Bachweidenzweigen und einer Zitrusfrucht, die auf Hebräisch Etrog heißt, und im Deutschen gar keinen richtigen Namen hat. Der Etrog sieht aus wie eine Zitrone, dieselbe Form und ebenso gelb, ist jedoch etwas größer und hat einen sehr intensiven DuĞ . (NaturwissenschaĞ lern unter den Lesern sei verraten, dass die Frucht von einem Baum stammt, der auf Lateinisch »citrus medica cedra« heißt.)
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Die Rabbinen deuteten die »Vier Arten« als das Volk Israel, das aus vier Teilen besteht, stets zusammenhalten muss und nur gemeinsam KraĞ hat, aller Unbill dieser Welt zu trotzen.
Der Etrog mit seinem Geschmack und seinem DuĞ entspricht den Menschen, die Thora lernen und gute Taten vollbringen, der Palmwedel duĞ et zwar nicht, hat aber Geschmack und entspricht somit Juden, die Thorakenntnisse haben, aber keine guten Werke vollbringen. Die Myrte duĞ et, schmeckt aber nicht. Das sind also Juden, die Gutes tun, aber keine weiteren Kenntnisse der Thora haben. Und schließlich die Weide. Sie duĞ et nicht, sie schmeckt nicht. Die Analogie, welche Art von Juden gemeint sind, dürĞ e klar sein.
Hoschana-Rabba, Schemini Azeret, Simchat Thora Sukkot endet mit dem Hoschana-Rabba-Fest. Hier fi nden sich Anklänge an den einstigen Priester-Umzug. In der einen Hand die Thora, in der anderen den Lulav, umrundet man siebenmal den Innenraum der Synagoge und spricht
»Hoschanot«, Hosianna, BiĴ gebete, für das begonnene Jahr.
Schließlich werden die Zweige wie einst in Jerusalem auf den Boden geschlagen, bis alle BläĴ er abgefallen sind.
Doch die Festlichkeiten sind noch nicht zu Ende. An Hoschana Rabba schließt sich Schemini Azeret an, ein achter Feiertag. An diesem Tag liest man das Buch »Kohelet« und den
»Prediger Salomo«. Und man biĴ et um Regen – selbst wenn es in Strömen schüĴ et. Warum, dürĞ e inzwischen klar sein!
Und wie an Jom Kippur, so wird auch an Schemini Azeret ein Jiskor-Gebet, ein Totengebet, nach dem Morgengebet einge-schoben, ebenso wie auch am letzten Tag von Pessach und an Schawuot. Viermal jährlich gedenkt man der Toten gemein-247
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sam, am JahrzeiĴ ag des jeweiligen Toten dann individuell im Rahmen der Totengebete und ganz persönlich.
Und dann kommt nach Schemini Azeret »Simchat Thora«, häufi g übersetzt als »Gesetzesfreude«, besser vielleicht ist
»Freude über die Thora«. Schon an Schemini Azeret hat man Freudentänze in der Synagoge aufgeführt, jetzt, an Simchat Thora, gibt es nur noch Freude und Tanz – ganz ohne Toten-gedenken.
Man feiert das Ende des Jahreszyklus der Thoralesung. Die Thora, die »Fünf Bücher Moses«, sind in Wochenabschnit-te unterteilt, und jede Woche, am Montag, Donnerstag und Samstag, wird aus der Thora gelesen, so dass man nach einem Jahr einmal »durch« ist und sofort wieder von vorne beginnen kann. Denn die Weisheit der Thora ist unendlich. Immer wieder wird man neue Off enbarungen in ihr fi nden. Die eigene Entwicklung, das Älterwerden, die Erfahrungen, die man in seinem Leben sammelt, lassen immer neue Einsich-ten zu. Was sich in einem Jahr noch als mystisches Geheimnis dargestellt hat, kann schon im nächsten Jahr als Off enbarung begriff en werden.
Zur Feier dieses Zyklus werden sämtliche Thora-Rollen, die eine Synagoge in ihrem »Aron haKodesch«, ihrem Thoraschrank an der Ostwand der Synagoge, auĠ ewahrt, herausgenommen. Das können vier oder fünf, aber auch zehn, zwanzig und mehr SchriĞ rollen sein. Gemeindemitglieder werden aufgerufen, eine Thora in den Arm zu nehmen und damit in den so genannten Hakafot, den Umzügen, mit den schweren Rollen durch die Synagoge zu tanzen, ausgelassen zu singen und zu hüpfen. Man begeht am Abend und am Tag, während des GoĴ esdienstes, jeweils sieben Hakafot, wobei eine Hakafa unterschiedlich lange dauern kann, je nachdem, wie viel Ausdauer, Freude und Spaß die jeweiligen Träger 248
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der Thorarollen haben. Ist eine Hakafa beendet, werden neue Gemeindemitglieder aufgerufen, um die Thorarollen zu nehmen und dann wiederum in der Synagoge herumzutanzen.
In Israel ist es ganz
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