Was ist koscher - Jüdischer Glaube
»geschaff en«.
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Wir feiern nicht Weihnachten, weil Jesus eine wichtige Voraussetzung für uns Juden nicht erfüllt: Er ist nicht der Messias, auf den wir inbrünstig immer noch warten. Er ist für uns nicht der Erlöser, für den die Christen ihn halten. Unsere SchriĞ en sagen klar, was geschieht, wenn der Messias endlich kommt. Dass Zicklein und Wolf nebeneinander friedlich lagern werden, dass die Schwerter zu Pfl ugscharen umgeschmiedet werden, zum Beispiel. Doch wenn ich mir in diesem Augenblick die Welt anschaue, mit all ihren Kriegen und Konfl ikten in Nordirland, in Israel, im Irak, in Afghanistan, Nordirland, in Nordkorea, Kaschmir und in vielen, vielen anderen Ländern, dann hat sich die Prophezeiung aus jüdischer Sicht noch lange nicht erfüllt.
Und: Der Messias wird den Beit haMikdasch, das jüdische Heiligtum, den DriĴ en Tempel in Jerusalem, wieder auĠ au-en. Auch davon sind wir noch sehr weit entfernt. Einstweilen glänzen auf dem Tempelberg die Kuppeln des Felsendomes und der Al-Aksa-Moschee, und das wird wohl noch lange so bleiben. Jesus, der Messias? Nicht für uns. Und daher feiern wir auch nicht Weihnachten.
Dass wir gern auch unsere Witzchen über Jesus, den Messias, machen, ist wohl verständlich. Wir mussten unter seinem Leidenszeichen, dem Kreuz, so sehr leiden, die Kirche hat das Leben von Millionen von Juden auf dem Gewissen, sie ist eine so starke irdische Macht gewesen, dass uns, als Minderheit, wieder einmal nur der Humor blieb, etwa so: Ein Jude eilt weinend in die Synagoge. Dort lamentiert und weint er ununterbrochen, schlägt sich an die Brust, rauĞ
sich sein Haar und schreit:
»GoĴ , GoĴ , mein Sohn hat sich taufen lassen, er ist zum Christentum übergetreten!«
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Plötzlich hört er eine dunkle Stimme von ganz oben, eine schreiende, weinende, verzweifelte Stimme: »Mein Sohn auch!«
»Und, was hast Du getan?«, fragt der verzweifelte Jude seinen verzweifelten GoĴ . Und wieder ertönt die Stimme GoĴ es: »Ich habe ein neues Testament geschrieben!«
Oder:
Ein Jude betriĴ eine Kirche, setzt sich vorne auf eine Bank und betrachtet neugierig den Altar mit dem Kreuz. Nach einer Weile kommt ein Priester auf ihn zu: »Es tut mir sehr Leid. Wir haben bald GoĴ esdienst. Juden haben hier keinen ZutriĴ , würden sie biĴ e die Kirche verlassen?« Der Jude würdigt den Priester keines Blickes, geht vor zum Altar, schaut hoch zum Kreuz und sagt nur: »Komm Jeshua, wir müssen gehen!«
Chanukkah
Wir feiern also nicht Weihnachten. Dennoch müssen unsere Kinder nicht neidisch sein auf ihre christlichen Freunde, denn auch wir haben ein Lichterfest. Es ist stiller, weniger pompös, aber doch voller Würde und – auch voller Geschenke für unsere Jüngsten. Das Fest heißt Chanukkah, was auf Hebräisch soviel wie »Weihe« bedeutet. Es ist ein nachbiblisches Fest und basiert auf einem historischen Ereignis, das tatsächlich geschehen ist.
Alexander der Große haĴ e mit seinem Sieg bei Issos (333
v.d.Z.) den östlichen MiĴ elmeerraum erobert und damit auch Israel. Unter seiner HerrschaĞ ging es der jüdischen Bevöl-253
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kerung sehr gut, und das sollte sich auch nach seinem Tod zunächst nicht ändern. Als er zehn Jahre später starb, wurde das Makedonische Reich aufgeteilt. Die ägyptischen Ptolemä-
er wurden die neuen Herrscher über Israel, und auch sie re-spektierten die kulturelle und religiöse Autonomie der Juden, die Hohepriester durĞ en weiter ihres Amtes walten. Doch als die syrischen Seleukiden, ebenfalls hellenisiert, Israel eroberten, änderte sich alles.
König Antiochus III. haĴ e einen Vielvölkerstaat unter sich, und so versuchte er, den Hellenismus überall gewalĴ ätig durchzusetzen, um seinem Staat eine Einheit zu verleihen.
Unter seiner HerrschaĞ begann die Hellenisierung Israels, die sich nicht nur durch zahlreiche Bauten wie Tempel und SportstäĴ en bemerkbar machte, sondern auch durch Philo-sophenschulen, die im ganzen Land entstanden. Die jüdische Bevölkerung war zweigeteilt: Die Patrizier und die Handel-selite waren gerne bereit, die hellenistische Kultur mehr oder weniger anzunehmen, die gläubige Landbevölkerung weigerte sich massiv und blieb dem Glauben der Vorväter ohne Wenn und Aber treu.
Unter Antiochus Epiphanes IV. wurde die Hellenisierungs-politik Israels noch
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