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Was kostet die Welt

Titel: Was kostet die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagel
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das ist ja klar, aber auch nichts von meinem Vater und Silvia, als die noch ein Herz und eine Seele waren, oder Holger und seinem Alten, oder Onkel Uli und Rico, seinem Sohn, meinem Cousin. Hubert und Flo wirken eher wie zwei gleichberechtigte Partner, die sich schon lange ein Geschäft teilen und sich perfekt ergänzen. Oder wie Gitarrist und Schlagzeuger einer Rockband, die sich im Interview gegenseitig die Bälle zuspielen. Oder, und ich glaube, das trifft es
ziemlich genau: wie zwei gute Freunde, die sich schon lange kennen.
    Und diese Feststellung finde ich ziemlich … ich weiß nicht. Ungewohnt vielleicht.
    Â 
    Eine längere Pause entsteht, bis Judith schließlich mit einem neuen Gesprächsthema die Lücke füllt, die Hubert hier im Raum hinterlassen hat.
    Â»Was ist denn eigentlich mit deiner Freundin?«, fragt sie in meine Richtung.
    Â»Welche Freundin?«, frage ich zurück.
    Ihre Augen suchen Unterstützung bei Flo. »Na, wie hieß sie denn noch … Verena?«
    Â»Verena, ja«, sage ich.
    Â»Und?«
    Â»Was, und ?«
    Â»Ja, wo ist sie gerade?«
    Â»Zu Hause. In Hannover.«
    Â»Ach, die wohnt in Hannover?«
    Â»Ja.«
    Â»Fernbeziehung?«
    Â»Na ja.«
    Â»Ich hab dir ja gesagt, dass sie hier herzlich eingeladen ist«, sagt Flo.
    Es stimmt, er hat es gestern am Telefon gesagt. Ich bin einfach nicht weiter drauf eingegangen.
    Â»Hatte sie keine Lust, mitzukommen, oder keine Zeit?«, fragt Judith.
    Â»Ich weiß nicht«, sage ich.
    Â»Du weißt es nicht?«
    Â»Nein. Ich mein, ich hab sie nicht gefragt.«
    Â»Wieso nicht?«

    Â»Wie, wieso nicht ?«
    Â»Wieso hast du nicht gefragt, ob sie mitkommen will?«
    Â»Keine Ahnung.«
    Â»Keine Ahnung?«
    Â»Ja, keine Ahnung. Ich war zwar mit ihr unterwegs, aber meine Freundin ist sie nicht direkt.«
    Â»Das sah auf dem Hausdach in New York aber ganz anders aus!«, sagt Flo.
    Â»Na ja«, sage ich.
    Judith lässt nicht locker. »Habt ihr euch getrennt?«
    Â»Eigentlich waren wir nie so richtig zusammen.«
    Â»Aber du warst doch mit ihr im Urlaub.«
    Â»Ich war nicht im Urlaub, ich bin gereist.«
    Â»Ja gut, dann halt gereist«, sagt Judith und rollt mit den Augen. Mein bockiger Ton erschreckt mich selbst. Leute, die darauf beharren, zu reisen , statt Urlaub zu machen , sind fast so schlimm wie Menschen, die im Urlaub unaufhörlich über die Scheißtouris herziehen. Andererseits, wie kommt sie plötzlich dazu, mich so auszuquetschen? Erst sagt sie den ganzen Tag keinen Ton, und jetzt tut sie so, als müsste hier dringend etwas Wichtiges geklärt werden.
    Â»Aber du bist schon mit ihr gereist, oder nicht?«
    Â»Nicht die ganze Zeit, nur in den USA.«
    Â»Und wie lang war das?«
    Â»Neun Wochen.«
    Â»Neun Wochen! Das sind ja fast zweieinhalb Monate!«, ruft Flo. »Wo wart ihr denn überall?«
    Â»Ach, so einmal quer durch, bisschen rauf und runter«, sage ich.
    Â»Hast du gar nicht erzählt. Ich dachte, ihr wärt auch nur auf einem kurzen New-York-Trip gewesen, so wie Judith und ich.«

    Â»Ja, nee.«
    Â»Wir waren nur eine Woche da. Haben meine Ellies mir geschenkt.«
    Â»Wer?«
    Â»Meine Eltern. Zur bestandenen Abschlussprüfung. Neun Wochen ist natürlich eine ganz andere Nummer. Ich glaube, das wäre mir schon fast zu lange.«
    Â»Also, nur damit ich das richtig verstehe«, sagt Judith, »du und diese Verena, ihr fahrt neun Wochen zusammen durch die USA, aber ihr seid nicht zusammen?«
    Â»Ja. Also nee. So was richtig Festes war das nicht.«
    Â»Was denn dann?«
    Ich zucke mit den Schultern.
    Â»Sieht sie das genauso wie du?«
    Ich zucke wieder mit den Schultern. Langsam komme ich mir vor wie ein unartiger Junge im Kreuzverhör seiner Eltern.
    Ist das der Alkohol, der ihre Zunge lockert?
    Oder wartet sie den ganzen Tag schon auf den richtigen Moment, um mich zu löchern?
    Will sie mich testen?
    Aufs Glatteis führen?
    Hält sie mich für einen Aufschneider?
    Kann sie mich nicht leiden?
    Oder was?
    Â 
    Flo nimmt die Flasche und füllt unsere Gläser auf.
    Â»Ich sag mal so, manchmal muss man jemandem einfach mal reinen Wein einschenken!« Wie immer, wenn er jemanden zitiert, etwas ironisch meint oder eine seiner Redewendungen bringt, verstellt er die Stimme und imitiert einen norddeutschen Dialekt. Er deutet auf mein Glas
und lacht. Ich tue so, als

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