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Was Liebe ist

Was Liebe ist

Titel: Was Liebe ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Woelk
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Bässen vorbeifährt. Alles soll so sein, wie es ist.
    »Eine meiner Freundinnen«, sagt sie, »hat sich damals in teuren Hotels ansprechen lassen. Sie ist nur mit Männern ins Bett gegangen, mit denen sie auch ohne Geld geschlafen hätte – das hat sie jedenfalls immer behauptet. Aber sie fand: Warum etwas umsonst tun, wofür man auch Geld kriegen kann.« Sie drückt die Zigarette aus und stellt den Aschenbecher auf den Boden neben das Bett. Danach dreht sie sich auf den Rücken, verschränkt die Arme hinter dem Kopf und heftet ihren Blick nachdenklich an die Zimmerdecke. »Irgendwann hatte sie ein paar Stammkunden, und einer hat sie gefragt, ob sie nicht Lust hätte, mal eine Freundin mitzubringen. Natürlich ohne jede Verpflichtung. Alles auf freiwilliger Basis, Hauptsache keine Professionelle. Kennenlernen bei einem gepflegten Dinner, ein paar Drinks und so weiter, und dann könnte man sehen, was sich im weiteren Verlauf des Abends so ergibt …«
    »Und du warst die Freundin?«
    »Ja, war ich. Ich war neugierig.«
    Im Kühlschrank neben dem Schleiflackschrank finden sich ein paar kleine Flaschen Bier, Sekt, Wasser, Coca-Cola, eine Packung gesalzener Erdnüsse. Bei geöffneter Tür ist das kleine Kühlschranklämpchen neben den Flaschen die hellste Lichtquelle im Zimmer.
    »Möchtest du ein Bier?«
    »Ja, meinetwegen …«
    Er betrachtet die Flasche.
    »Heineken. Das kriegst du auch in Mexiko.«
    Er nimmt sich selbst auch eins. Sein Tablettenproblem ist nach wie vor ungelöst. Eine Topamax hat er noch. Sie ist imMünzfach seines Portemonnaies. Er ist nackt. Es wäre sonderbar, jetzt mit dem Portemonnaie ins Bad zu gehen und die Tür hinter sich zu schließen. Er selbst fände das sonderbar.
    »Danke«, sagt sie und nimmt das Bier entgegen.
    »Ich finde, so schlecht, wie immer behauptet, ist es nicht.«
    »Was?«
    »Heineken.« Aber er kennt sich mit Bier nicht aus.
    »Willst du nicht wissen, was sich an diesem Abend im Hotel ergeben hat?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich will’s nicht wissen.«
    »Hast du Angst vor der Antwort?«
    »Wieso sollte ich?«
    Er hat noch nie Geld für Sex bezahlt. Sie streckt sich auf dem Bett aus, nackt. Ein bisschen haftet noch der Geruch der Boutiquen und der neuen Kleidungsstücke an ihrer Haut. Es ist ein unpersönlicher Geruch, aber nicht unangenehm, nicht ohne Reiz. Ihm wird bewusst, dass es ihm auf dem Dam gefallen hat, alles zu bezahlen. Vielleicht war es ja dasselbe, nur subtiler als dort unten im Rotlichtbezirk.
    Sein Telefon klingelt. Es ist Rolf – und es ist nicht Rolfs erster Versuch, ihn heute zu erreichen. Er nimmt den Anruf nicht an, weil er nicht weiß, was er sagen soll. Dass er einer Frau verfallen ist? So ist es ja wohl. Aber es ist ihm nicht gleichgültig, dass er nicht in Frankfurt ist. Ein Teil von ihm sagt ihm, dass er dort sein sollte. Dass er nicht das Recht hat, seine Überzeugungen für ein paar Stunden des Glücks aufzugeben.
    Zoe rollt sich auf ihn. Ihre Haut streicht über seine. Ihre Schamhaare kitzeln ihn sanft und warm.
    Er sagt: »Noch nicht.«
    Sie sieht ihn an, nicht gekränkt, aber überrascht. »Das hat mir noch keiner gesagt, auf dem ich nackt gelegen habe.«
    »Ich will dabei nicht an irgendwelche Dinge denken.«
    »An welche Dinge?«
    »Ich muss eine Entscheidung treffen …«
    »Aber nicht jetzt.«
    »Gib mir noch etwas Zeit. Mir geht zu viel durch den Kopf. Es fällt mir schwer, auf andere Gedanken zu kommen.«
    Mit einer glühenden Zigarette zwischen den Lippen geht sie dorthin, wo sie sich ausgezogen hat. Die Glutspitze zeichnet eine rötliche Spur in die Dunkelheit. Sie beugt sich hinunter, angelt den Slip vom Boden und streift ihn über. In den Lichtern von draußen sieht sie aus wie auf einer Bühne – rauchend, nackt, schön.
    » Das fällt dir schwer? … Wir sind in Amsterdam!«
    Eine Viertelstunde danach sitzen sie an einer Bar auf Edelstahlhockern mit roten Sitzpolstern. Er trinkt Kaffee. Trotz der schlechten Erfahrungen, die sie vor ein paar Tagen damit gemacht hat, hat Zoe sich wieder einen Flying Dutchman mixen lassen. Links wölbt sich eine Bühne in den Raum, davor Sitzreihen wie in einem Theater. Es ist ein Theater. Vier Stufen führen auf das glänzende Bühnenplateau, das von farbigen Scheinwerfern beleuchtet wird. Das Licht ist so wie auf der Bühne des A-Trane , in dem Zoe You don’t know what love is gesungen hat. In einer Live-Sex-Show war ernoch nicht. Tatsächlich ficken auf der Bühne. Vielleicht

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