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Was macht der Fisch in meinem Ohr

Was macht der Fisch in meinem Ohr

Titel: Was macht der Fisch in meinem Ohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia David u Morawetz Bellos
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zuerst geschrieben. 6 Dasselbe Empfinden, als Autor aus dem Feld geschlagen, schon im Voraus um einen Ruhm gebracht worden zu sein, der vielleicht ihm zugefallen wäre, liegt der seltsamen Art und Weise zugrunde, in der Nabokov mit Puschkins großartigen Versen verfuhr.
    Einige Strophen des Eugen Onegin hatte Nabokov schon in den fünfziger Jahren in englische Verse übertragen – dann aber erschrocken innegehalten. Er sah, dass er nicht Puschkin war. Und wählte später seinen dienenden Weg der pseudowörtlichen Übersetzung nicht deshalb, weil das für die Theorie oder die Praxis des literarischen Übersetzens von Bedeutung gewesen wäre, sondern weil es half, diese peinliche Tatsache zu kaschieren.
    Nabokovs oben zitierte öffentliche Lektion über das Gedichteübersetzen ist dünn und irreführend. Es gibt weit mehr als nur drei Möglichkeiten, gebundene Formen zu übertragen. Die »paraphrastische« ist nicht die einzige Alternative zu einer »lexikalischen« Übersetzung, und zu letzterer wäre nicht einmal heute eine Maschine einfach so in der Lage. Bei der »wörtlichen« Wiedergabe, für die Nabokov sich ausspricht und die er vorzulegen vorgibt, handelt es sich um nichts anderes als das, was jeder andere ungebundene Prosa nennen würde. Aus der Einleitung zu seiner erschöpfenden Analyse aller Anspielungen und Bezüge der von Puschkin verwendeten Wörter erfahren wir zwar viel Interessantes (über Nabokov, über Russland, über Sprache und Stil), aber nichts über das Übersetzen von Formen.
    Der Eugen Onegin hat viele begabte Übersetzer gereizt und wir können heute unter mehreren Fassungen wählen, die eine gute Annäherung an Puschkins Verse ergeben. Eine davon, die 1977 veröffentlichte Übersetzung von Charles Johnson, fiel 1982 in einem Antiquariat einem polyglotten indischen Absolventen der Stanford University in die Hände, der zu seinem Entzücken auf die Weise erfuhr, dass es einen ganzen Roman in 14-zeiligen Strophen mit alternierenden männlichen und weiblichen Reimen nach dem Muster ababccddeffegg und häufig verwendeten Enjambements gab. Vikram Seth wollte sich die Form zu eigen machen. Er schrieb eine Geschichte seines Lebens, verfasst in Onegin-Strophen. Mit The Golden Gate – von Gore Vidal als »The Great California Novel« bezeichnet – hatte Seth den ersten Schritt auf dem Weg zu literarischem Ruhm getan. Fünfzehn Jahre später wiederum fiel dieses Buch Maya Arad in die Hände, einer israelischen Philologin, die entzückt war von der Strophenform, die sie, über Seths Vermittlung, zu Charles Johnsons Puschkin-Version führte, dessen Eugen Onegin sie daraufhin im Original las. Maya Arad übernahm die Form für ihren Versroman Another Place, a Foreign City , der bei seinem Erscheinen auf Hebräisch im Jahr 2003 großen Anklang fand und dessen 355 Strophen von Adriana Jacobs ins Englische übersetzt wurden. Die Reime sind zwar verschwunden, die Lust am Feiern jedoch steht im Tel Aviv des 21. Jahrhunderts der Onegins in Sankt Petersburg in nichts nach:
    Faster! Faster! No dawdling! Eat up!
    Where will we go this time?
    Who knows! The opera? The cinema?
    The theater? Or a restaurant?
    The city’s riches seem endless
    Until it loses consciousness.
    Faster – drainig every minute –
    Until the hour hand strikes midnight.
    Sleep? Too bad! We’re still running
    On full and the night is still young.
    Let’s go party! Let’s find a club!
    The night is tender and inviting.
    December’s here, can you believe?
    It feels like spring in Tel Aviv!
    Schneller! Schneller! Nicht trödeln! Esst auf!
    Wo wollen wir heute hin?
    Mal sehn! In die Oper? Ins Kino?
    Theater? Oder ein Restaurant?
    Die Stadt hat so viel zu bieten
    Bevor ihr die Lichter ausgehen.
    Schneller – jede Minute auskosten –
    Bevor die Uhr Mitternacht schlägt.
    Schlafen? Wär jammerschad, wo wir grad
    so in Fahrt sind! Die Nacht ist noch jung.
    Gehen wir feiern! In einen Klub!
    Die Nacht ist lau und verlockend.
    Und das nennt sich Dezember! Ist alles relativ.
    Es fühlt sich an wie Frühling in Tel Aviv!
    Wenn sich das Formengerüst von Eugen Onegin dazu eignet, Geschichten über Amerika und Israel zu erzählen, warum sollte es sich dann nicht mit gleicher poetischer Wirkung dazu eignen, die Geschichte zu erzählen, die Puschkin erzählt hat? Nabokov behauptet, das sei »mathematisch unmöglich«. Mathematik tut hier aber nichts zur Sache. Gemeint hat er, er wolle es nicht versuchen.
    Die »mathematische Unmöglichkeit« war

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