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Was man so Liebe nennt

Was man so Liebe nennt

Titel: Was man so Liebe nennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baddiel
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Geschäft verstand. Genauso schlimm wie die Anoraks waren diese Waldheinis, die eine verdammte Laute oder Zither haben wollten, oder gar dieser Typ neulich, der seine Mundharmonika repariert haben wollte, und sich dann rausstellte, daß er einen Pflaumenkern reingespuckt hatte. Und dann gab es noch die Wichser, die in keine dieser Schubladen paßten, die einfach... Wichser waren, wie dieser dämliche Journalistenarsch.
    Aber genaugenommen paßte er doch in eine Kategorie. Er gehörte zu den Wichsern, die in den Laden kamen und auf jedem verdammten Instrument rumklimperten, aber nie was kauften. Das Problem war nur, dieser Wichser hier, der paßte auch noch in alle möglichen anderen Kategorien.
    »Ähmm... also ich finde, die hier ist ein bißchen dünn in den hohen Tönen, Francis«, sagte Chris Moore und reichte ihm die Les Paul zurück. Es war eine golden funkelnde Les Paul 1967, von der das, wenn auch ziemlich vage Gerücht umging, daß sie einst Jerry Garcia gehört hatte. Dünn, du Arsch, dachte Francis.
    »Was ist mit...?« fragte Chris Moore, erhob sich von dem VOX AC30Verstärker, auf dem er gesessen hatte, und musterte hochherrschaftlich die an den Wänden hängenden Sechs- und Zwölfsaitigen, »...Moment, ja, der da!« Er zeigte auf eine kirschrote halbakustische Gretsch: 2.300 Pfund. Francis mußte sich überwinden, den Arm auszustrecken und sie runterzuholen; er wußte, jetzt würde sich Chris Moore durch »Teenage Kicks« stümpern und dann sagen, die Tonabnehmer dröhnten ein bißchen viel. Warum sparte er sich nicht einfach Zeit und gab dem glatzköpfigen Vollidioten eine von den billigen Japsen-Kopien?
    »Wenn ich nicht irre...«, sagte Chris Moore und legte sich das schöne Instrument auf seinen über den Eiern spannenden Latz, »hat Jeff Buckley so eine gespielt?«
    Francis schob seine Unterlippe vor und schüttelte den Kopf, seine Geste für keinen Schimmer. Aber was jetzt als nächstes kam, wußte er genau.
    »Ein toller Typ, dieser Jeff. Wirklich. Ein echt...«, Chris Moore machte mit den Fingern Gänsefüßchen in die Luft, »>guter Mensch<. Selten in der Branche.«
    Francis nickte und wappnete sich für die nächste Runde Namedropping. Wie er es oft bei seinen Kunden tat, stellte er sich Chris Moore auf einem Plattencover vor — sein grinsendes Gesicht unter dem Titel: Die vielen Seiten von Chris Moore...s Wichsertum. Strum, strum, haute Chris Moore mit der rechten Hand gegen die Saiten: » Every time she walks down the Street. ..«
    »Ich weiß noch, wie ich damals mit Jeff und Moe rumgezogen bin, als sie in England waren.«
    »Moe?«
    »Moe Tucker. Von den Velvet Underground.«
    Francis nickte wieder, nicht die Bohne interessiert, wie diese Persönlichkeitsanordnung wohl zustande gekommen war.
    »Und beide sind ganz klar Rockstars, ich meine, echte Profis, aber so nett, weißt du, daß ich...«, und hier lachte Chris Moore das Kaum-zu-glauben-Lachen der ostentativ Bescheidenen, »...ich der Partylöwe von uns dreien war.«
    Francis unterdrückte ein Gähnen. Draußen ging eine Gruppe von Jungen vorbei, ohne einen einzigen Blick in das Fenster zu werfen. Ich muß mehr blöde Keyboards reinstellen, dachte er: Sequenzer und so Zeugs.
    »Welche Gruppe hatten wir uns wieder angehört? Ah ja, jetzt fällt’s mir ein: Pathology!«
    Francis drehte sich zu ihm um.
    »Pathology? Vic Mullans alte Band?«
    »Ja genau, erinnerst du dich? In der Garage damals.« Er strich sich übers Kinn. »Ich glaube, sie waren die Vorgruppe der Cranes...«
    »Er hat die Wohnung oben gemietet«, sagte Francis mit einer kleinen Spur Triumph in der Stimme. Chris Moore fuhr hoch, witterte Konkurrenz.
    »Wirklich? Na ja.« Er kramte in seinem Gedächtnis. »Jaah. Apropos Vic, vor ein paar Monaten war ich mit ihm einen trinken.« Dann runzelte er die Stirn, hatte den Verdacht, daß Francis log, um Eindruck zu schinden: Aber solche Lügen durchschaute Chris Moore sofort. »Was... er wohnt oben?«
    »Nein, er hat die Zimmer bloß zum gelegentlichen Gebrauch gemietet.« Francis wurde leicht rot, weil ihm diese verklemmte Wohnungsmaklerphrase über die Lippen gekommen war. » Sehr gelegentlichem in letzter Zeit. Ich hab ihn eine Ewigkeit nicht gesehen.«
    Chris Moore, der das »Wer kennt Rockstars besser«-Pendel wieder in seine Richtung ausschlagen sah, nickte und schlug noch ein paar Akkorde an.
    »Also, wenn du weißt, wo er steckt, dann könntest du mir einen Gefallen tun«, sagte Francis.
    »Kein Problem«, rief Chris

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