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Was man so Liebe nennt

Was man so Liebe nennt

Titel: Was man so Liebe nennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baddiel
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stand. »Sogar das Glas macht einen Unterschied.« Er fuhr sich mit der Hand ans Kinn. »Es hat... como se dice... Auswirkungen?« Er sah sie fragend an, und sie nickte. »Es... beeinflußt den Geschmack des Weins.«
    In der Ferne war das Geräusch eines heranfahrenden Autos zu hören. Señorita Carroll blinzelte und schob sich die Sonnenbrille wieder vor die Augen. »Na gut, Jesus. Ich probiere aus allen drei Flaschen ein Glas. Nur für den Fall«, sie hob ihr Glas, »daß der Kontakt dieses Weins hier mit dem Glas der Flasche dort bewirkt, daß er tatsächlich anders als all der andere Tempranillo aus demselben Faß schmeckt.«
    Jesus lächelte und nickte, obwohl er wieder nicht recht wußte, was er von ihrem Ton halten sollte. Er erinnerte ihn an die Art, wie sie seinen Namen sagte, so als würde sie etwas anderes damit meinen.
    Das Motorengeräusch wurde lauter. Señorita Carroll erhob sich und ging über den Hof auf die in der Hitze flimmernde Auffahrt zu. Jesus schloß daraus, daß die Weinprobe, oder zumindest seine Rolle dabei, vorüber war. Eine Minute vertrieb er sich noch die Zeit damit, die drei Flaschen auf dem Tisch hin und her zu schieben, dann wandte er sich ab und überquerte selbst den Hof. Durch den weißen Hofbogen sah er einen Fiat Panda vor dem Tor Vorfahren und einen Mann aussteigen, ebenfalls mit Sonnenbrille — und eindeutig auch Engländer: Nur die hatten so eine blutleere, teigige Haut. Aus seinem Blickwinkel erschien die Señorita dann wie von der linken Bühnenseite her im Bild und ging auf den Mann zu. Jesus erwartete, daß sie ihn freudig umarmen würde — wahrscheinlich war er ein alter Freund von ihr, den sie eine Ewigkeit nicht gesehen hatte, oder womöglich gar ein Exgeliebter, aber daß er derlei Gedanken hatte, beschämte Jesus gleich wieder. Doch die Señorita blieb sowieso einen halben Meter vor dem Mann stehen und gab ihm nur kurz die Hand. Diese Engländer, dachte Jesus, als er durch den Torbogen zur Abfüllanlage im Nordflügel ging — so was Leidenschaftsloses!

TESS

    I m kühlen Castillo-Salon, der wie alle Innenräume im Süden so gebaut war, daß er die Hitze abhielt, und dessen Marmor wie eine mittelalterliche Klimaanlage wirkte, reichte Tess Joe ein Glas Txacoli.
    »Ich dachte, du magst keinen Weißwein«, sagte er.
    Sie zuckte die Achseln und schenkte sich selbst ein Glas ein. »Hab hier kaum eine andere Wahl. Auf dem Gut werden drei Rote angebaut, und ich versuche mein Bestes, sie hochzubringen, aber das hier ist die Spezialität der Region. Txacoli. Klingt wie was, das schottische Rentner immer kriegen, wenn sie ein Stück angegammeltes Fleisch essen.«
    Joe trank einen Schluck: Der Wein war herb und kalt und erinnerte ihn ein wenig an Cidre, aber das behielt er für sich.
    »Ich kann mich gar nicht erinnern, daß ich dir erzählt hätte, daß...«
    Joe sah zu ihr hin: Es war wirklich schräg, dachte er, wie sie hier auf diesen Rokokostühlen saßen, inmitten all des roten Samts und der Goldtroddeln ringsherum, während über ihnen Engel und bärtige Männer über einen Himmelsspalt hinweg kämpften. Lieber Gott, sie waren schließlich beide aus Südlondon.
    »...ich mir nichts aus Weißwein mache.«
    Joe stellte sein Glas auf dem Marmortisch zwischen ihnen ab.
    »Ich glaube, Vic hat es mir einmal erzählt«, sagte er bemüht beiläufig und verfluchte sich innerlich, daß er schon so früh seinen Namen fallenließ. Sie nickte und zog ihr loses weißes Top nach vorn, so als hätte die Kühle des Raums ihre Haut noch nicht erreicht.
    »Schön braun bist du...«, sagte Joe, der sich lieber noch eine Weile innerhalb der Grenzen vom Smalltalk aufhalten wollte.
    »Danke.« Sie betrachtete ihn; an manchen Stellen, wo er offenbar beim Aufträgen seiner Sonnenschutzcreme nicht hingekommen war — und keine Frau hatte, die ihm half —, leuchtete seine Haut rot. »Hast du abgenommen?«
    Joe lächelte, auch innerlich. »Ja, habe ich tatsächlich. Also... und was zum Teufel machst du hier?«
    »Ich glaube, das sollte ich wohl eher dich fragen, meinst du nicht?«
    Er lächelte wieder, ein bißchen nervös allerdings, weil er noch nicht wußte, wie er darauf antworten sollte, wenn der Zeitpunkt gekommen war.
    »Du zuerst...«
    Tess atmete aus, stülpte ihre Lippen dabei vor.
    »Dieses Weingut hier gehört seit Generationen den Vaqueros, einer großen katalanischen Winzerfamilie. Aber im Grunde haben sie bisher nur für die Region hier produziert. Und dann, vor zwei Monaten,

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