Was Menschen gutes tun
blickte ihn einfach nur interessiert an und machte keine Anstalten, auf sein Gesprächsangebot einzugehen. Nach etwa dreißig Sekunden öffnete sie schließlich den Mund, als wollte sie etwas sagen, schloss ihn wieder und sprach dann doch: »Wollen Sie damit sagen, dass Sie der Ansicht sind, es gebe etwas Vertrauliches, das ich Ihnen mitzuteilen wünsche?«
Phlox neigte den Kopf und erwiderte ihren Blick in gleicher Weise. »Das habe ich nicht gesagt, Commander, aber
wenn
es ein Geheimnis gäbe, das Sie belastet, wäre ich bereit, Ihnen zuzuhören – und ich wäre verpflichtet, darüber Stillschweigen zu bewahren.« Er faltete die Hände vor dem Bauch und wartete ab. Neben seiner aufrichtigen Sorge um T’Pols Zustand hoffte er auf diese Weise herauszufinden, wie viel T’Pol wirklich über die Wahrheit hinter Trips »Tod« wusste oder vermutete.
T’Pol senkte den Kopf, und als sie sprach, war ihre Stimme merklich leiser als gewöhnlich. »Nach Trips Tod hatte ich Schwierigkeiten, meine Gefühle zu kontrollieren.« In einer offensichtlich unbewussten Geste begann sie, ihre Hände zu kneten. »Letzte Woche habe ich einen sehr schweren … Zusammenbruch meiner emotionalen Schutzwälle erlebt. Es geschah, während ich Trips persönliche Dinge einpackte.«
»Das ist nicht verwunderlich«, sagte Phlox sanft. »Einen Kameraden zu verlieren, ist schlimm genug, und einen … Geliebten zu verlieren, zerreißt einem förmlich das Herz. Wenn man darüber hinaus bedenkt, unter was für außergewöhnlichem emotionalen Stress Sie in letzter Zeit gestanden haben – auf Vulkan und auf dem Mars –, könnte dieses … Ereignis der bei den Menschen sprichwörtliche Tropfen gewesen sein, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.«
Sie versteifte sich, als habe er sie beleidigt. »Ich bin eine Vulkanierin.«
»T’Pol«, sagte er. »Vulkaniern mangelt es ganz sicher nicht an Gefühlen, so geübt sie auch darin sein mögen, sie zu unterdrücken. Vulkanier erleben Gefühle genauso intensiv und vielfältig wie jede andere Spezies. Doch das Unterdrücken dieser Emotionen setzt sie unter besonderen Druck. Und wenn etwas zu lange unter zu viel Druck steht, kann es mitunter völlig unerwartet und mit erschreckenden Folgen ausbrechen.«
Er drehte sich um und griff nach einem seiner tragbaren medizinischen Scanner. Dann trat er auf T’Pol zu. »Heben Sie bitte den Kopf.« Er fing an, sie zu untersuchen, indem er das blinkende, surrende Gerät direkt neben ihre Schläfe hielt. »Ging Ihr … Zusammenbruch mit irgendwelchen körperlichen Beschwerden einher? Abgesehen von den Problemen mit Ihren Augen?« Ihm war aufgefallen, dass in ihrem inneren Augenlied mehrere Äderchen aufgeplatzt waren, was den normalerweise durchsichtigen Membranen eine schwach lindgrüne Färbung verlieh.
»Ironischerweise habe ich Schwierigkeiten, Schlaf zu finden«, erwiderte T’Pol.
Phlox verstand, dass sie damit auf die Zeit vor mehr als einem Jahr anspielte, als Trips Schwester beim Xindi-Angriff auf die Erde gestorben war. Damals hatte Trip nicht schlafen können. Phlox hatte ihm zu einer vulkanischen Neuropressur geraten und ihn an T’Pol verwiesen. Von diesem Moment an hatten die beiden eine – wenn auch manchmal schwierige – Beziehung zueinander aufgebaut.
»Ich kann Ihnen ein mildes Beruhigungsmittel verschreiben«, sagte er und ging damit dem Thema Neuropressur aus dem Weg. Er trat einen Schritt zurück, um die Ergebnisse von seinem Scanner abzulesen. Anschließend legte er das Gerät auf eine Arbeitsplatte und wandte sich wieder T’Pol zu.
»Abgesehen von den jüngsten Ereignissen in Ihrem Leben, kann ich mir noch einen weiteren Grund für Ihren kürzlich aufgetretenen … emotionalen Aussetzer vorstellen«, sagte er. »Es könnte sich um Nachwirkungen des Trelliums handeln.« Während die
Enterprise
in einer gefährlichen unbekannten Raumregion namens Delphische Ausdehnung nach den Xindi gesucht hatte, war T’Pol einem Mineral namens Trellium verfallen. Dabei handelte es sich um eine Substanz, die es ihr erlaubt hatte, den Zwängen der Logik zu entkommen, zumindest für eine Weile. Phlox hatte T’Pol dabei geholfen, ihre Sucht zu überwinden, aber die körperlichen Auswirkungen ihrer chemischen Abhängigkeit waren noch immer erkennbar.
»Ich
war
seitdem imstande, meine Gefühle zu beherrschen«, gab T’Pol in leicht defensivem Tonfall zurück. »Bis jetzt.«
Phlox wiegte den Kopf. »Ist das so? Oder haben Sie darum
gerungen
, sie auf
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