Was Menschen gutes tun
aus unverständlichem Schreien und Rufen überhaupt so nennen durfte – verlief genauso schlecht, wie Archer es befürchtet hatte.
Wir können es uns nicht leisten, Coridan zu verlieren
, dachte er bedrückt.
Vor allem nicht während die Romulaner alles daransetzen, die Koalition zu zerschmettern
. Ein Gefühl vollkommener Hilflosigkeit überkam ihn, als er zusah, wie sich Botschafter Lekev umdrehte und den Raum durch eine der unten liegenden Türen verließ.
»Es scheint mir, als wären Sie einmal mehr im sprichwörtlich letzten Moment eingetroffen, Captain«, meldete sich Doktor Phlox zu Wort, der ein wenig hinter Archer stand. Er lehnte sich nach vorne, dem Ohr des Captains entgegen und musste beinahe schreien, um sich über die erhobenen Stimmen der Diplomaten verständlich zu machen.
Archer reagierte beinahe instinktiv unwillig auf die Bemerkung des Denobulaners. »Phlox, erwarten Sie von mir, dass ich einfach dort hineinspringe und alles richte?«
Phlox wirkte von Archers mürrischem Tonfall gänzlich unbeeindruckt. »Sie
haben
es zuvor schon getan, Captain.«
»Ich bin ein Forscher, Phlox, und manchmal ein Soldat. Aber ich bin kein Diplomat.« Allerdings fragte er sich, ob er den Job wirklich schlechter machen würde als irgendeiner dieser angeblichen Diplomaten, die sich im Augenblick alle Mühe gaben, einander in Grund und Boden zu schreien, während der Vorsitzende der Versammlung nur ohnmächtig zusehen konnte.
»Offen gestanden glaube ich, Admiral Gardner erwartet, dass Sie irgendetwas Wesentliches zu diesem Treffen beitragen«, sagte Phlox, allem Anschein nach unbeirrt.
Archer verzog das Gesicht. »Wie kommen Sie darauf? Er befahl mir, zur Unterzeichnung der Koalitionscharta anwesend zu sein. Das ist erst am Mittwoch.«
»Nun, natürlich hat er Ihnen nicht befohlen,
heute
hier zu sein, Captain«, sagte Phlox, und sein onkelhaftes Grinsen verbreiterte sich, bis es leicht beunruhigende Dimensionen annahm. »Er wusste, dass es nicht nötig sein würde. Er hätte Sie wegsperren müssen, um zu verhindern, dass Sie hier auftauchen.«
Archer begann sich zu fragen, ob Phlox womöglich recht hatte. Schließlich hatte er im Grunde erwartet, dass Gardner ihn, kaum dass die
Enterprise
in den Erdorbit eingetreten war, in sein Büro zitieren würde, um ihn für den unautorisierten Versuch zu rügen, Coridan Prime vor der Katastrophe zu erreichen, die den Planeten mittlerweile getroffen hatte. Doch nichts dergleichen war geschehen.
Aber vielleicht ist Gardner auch nur deshalb nicht hinter mir her, weil er jetzt bedauert, die
Enterprise
zur Erde statt nach Coridan befohlen zu haben
. Archer für seinen Teil würde sich sein Leben lang fragen, ob es ihm irgendwie gelungen wäre, das Schiff, das für den Angriff auf Coridan verantwortlich gewesen war, abzufangen, wenn er nur ein bisschen mehr Zeit gehabt hätte. Es war leicht, sich vorzustellen, dass sich der Admiral, der weit mehr zu verantworten hatte als Archer, in diesem Moment genau die gleiche Frage stellte.
Er musste an Trip denken, der mehr als jeder andere riskiert hatte, um das, was Coridan widerfahren war, aufzuhalten. Vermutlich wurde er gerade von unangebrachter Schuld und Selbstvorwürfen innerlich aufgefressen.
Vorausgesetzt, er ist noch am Leben.
Der einzige Trost, den Archer Gardner, Trip und sich selbst bieten konnte, war die felsenfeste Überzeugung, dass die Katastrophe auf Coridan, so furchtbar sie auch gewesen war, noch um ein Vielfaches schlimmer ausgefallen wäre, wenn Trip seine Warnung nicht gefunkt und Archer besagte Warnung nicht so schnell an die Coridaniten weitergeleitet hätte, wie er es getan hatte.
»Ich kann nicht glauben, dass Kanzlerin Kalev wirklich annimmt, es wäre eine gute Idee, sich aus der Koalition zurückzuziehen«, sagte Malcolm Reed, der neben Hoshi Sato und Travis Mayweather auf den Stufen unmittelbar hinter und über Phlox stand.
»Kalev hat mehr Probleme als nur diese planetare Katastrophe«, warf Travis ein. »In ihrem Volk brodelt schon seit Jahren ein Bürgerkrieg.«
»Vielleicht wird das Unglück, dem sie sich jetzt gegenübersehen, dabei helfen, die Coridaniten wieder zusammenzubringen«, meinte Hoshi. »Sie politisch einen – als ein Volk. Und vielleicht sind sie danach bereit, langfristige Allianzen mit anderen Welten einzugehen.«
Archer blickte auf das andauernde und noch immer ziemlich laute Gezänk auf dem Debattierparkett und fragte sich, wie diese »Bereitschaft« eigentlich aussah – und ob
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