Was Menschen gutes tun
Valdore letztes Jahr womöglich Erfolg damit gehabt, die
Enterprise
mit seinen ferngesteuerten Drohnenschiffen zu zerstören.
»Wer hat Sie entführt?«
Shran beugte sich etwas nach vorne. »Ein paar, gemeinsame Freunde‘ von uns. Orionische Sklavenhändler. Eine lange Geschichte. Ich erkläre Ihnen alles, wenn wir uns persönlich treffen. Sie müssen den Kurs ändern.«
Archer blickte zu T’Pol hinüber. Keine der Begegnungen mit dem Orion-Syndikat waren in letzter Zeit sonderlich gut ausgegangen. Es war noch gar nicht so lange her, dass sie T’Pol sogar als eine ihrer Sklaven verkauft hatten.
Er seufzte, dann wandte er sich an Mayweather, der ihn erwartungsvoll anblickte. »Rendezvouskurs setzen.«
»Danke, Pinky-Haut«, sagte Shran. Einen Augenblick später wurde sein Bild auf dem Schirm durch das der Sterne vor ihrem Bug ersetzt.
Archer fragte sich, in welchem Ärger der Andorianer
wirklich
steckte und in welche Gefahr sich die Besatzung der
Enterprise
begeben würde, wenn sie ihm half. Andererseits war Shran, ungeachtet gelegentlicher Raufereien, diplomatischer Missverständnisse und
Ushaan
-Kämpfe bis zum Tod am Ende immer auf Archers Seite gewesen.
Archer konnte nur hoffen, dass es diesmal nicht anders sein würde.
»Und ich dachte, dass die Dinge für die Vissianer kompliziert sind. Aber die haben nur drei Geschlechter«, sagte Trip, während er die Ellbogen auf den Tisch in der Messe des Captains stützte, die soeben spontan zum Konferenzraum ernannt worden war. »Es tut mir leid, aber diese Sache mit den vier Geschlechtern will mir einfach nicht in den Kopf. Warum haben wir nicht bereits früher davon erfahren?«
Vor einer halben Stunde hatte Shran mit seinem kleinen, heruntergekommenen Zivilschiff an der
Enterprise
angedockt, und der Andorianer war mit einem männlichen Aenar namens Theras an Bord gekommen. Während der letzten zehn Minuten hatten sie versucht, Archer, Trip, T’Pol und Malcolm die Grundzüge andorianischer Ehebünde verständlich zu machen, während sie ihnen gleichzeitig von der Massenentführung der Aenar aus ihrer unterirdischen Stadt auf Andor berichtet hatten.
Vier Geschlechter zur Fortpflanzung. Thaan, chan, zhen und shen. Bündnispartner
. Shelthreth-
Zeremonien
. Archers Gedanken wirbelten in seinem Kopf herum, während Theras mit unsicherer Stimme sprach. Es schien, als wäre er ungeübt darin, sie zu verwenden. Aber aus Rücksicht auf ihre nicht telepathisch begabten Gastgeber sah er davon ab, geistigen Kontakt zu suchen. Unterdessen trug Shran eine Miene kaum verborgener Ungeduld zur Schau.
»Warten Sie«, sagte Archer und hob eine Hand. »Sie sagten, dass Jhamel Ihre Bündnispartnerin sei, Theras, und dass die anderen beiden Ihr dritter und vierter Partner gewesen seien.«
Der weißhäutige Aenar wandte sich Archer zu, und seine blinden Augen starrten in die Richtung, aus der er die Stimme des Captains vernommen hatte. »Ja. Shenar und Vishri.«
Verwirrt wandte sich Archer an Shran. »Vergeben Sie mir, Shran, aber das letzte Mal, als ich Sie und Jhamel gesehen habe, kam es mir so vor, als würden Sie beide …« Er hielt inne, als er peinlich berührt bemerkte, dass er im Begriff war, ein Thema anzusprechen, das für beide seiner Gäste unangenehm sein musste.
Theras überraschte ihn mit einem Lächeln. »Sie müssen keine Sorge haben, uns zu verletzen, Captain«, sagte er. »Alle Bündnispartner Jhamels wissen sehr wohl um die Gefühle, die sie und Shran füreinander empfinden. Da wir alle Telepathen sind, wäre es auch ziemlich schwer, solche Gefühle zu verbergen. Wir missgönnen sie ihnen nicht.«
Shran dagegen schien seine Beziehung zu Jhamel weit weniger gelassen zu sehen als Theras. Der Andorianer wirkte einen Moment lang schuldig. Seine Antennen senkten sich zu beiden Seiten. »Ich habe mich in Jhamel verliebt, Captain. Aber die Biologie und Kultur unserer Völker – Andorianer und Aenar gleichermaßen – diktiert gewisse Realitäten. Schon lange zuvor war Jhamel einer
Shelthreth-
Gruppe versprochen worden, und um ihren Stammbaum fortzuführen, musste sie dort sein. Doch das machte es nicht leichter für uns, unsere Gefühle füreinander zu verleugnen.«
Er blickte zu T’Pol hinüber. »Vulkanier haben auch arrangierte Ehen. Selbst gewisse menschliche Volksgruppen hatten sie. Doch manchmal geht die Liebe zwischen zwei Wesen über das hinaus, was die Gesellschaft oder die Biologie diktieren, ganz gleich, ob es ein Tabu ist oder nicht.«
Archer
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