Was Menschen gutes tun
ernsthaft in Erwägung ziehst, das Sternenflottenhauptquartier zu stürmen und deine Karriere zu ruinieren«, sagte er mit gesenkter Stimme, »denke ich, solltest du besser jemanden anrufen, den ich kenne.«
Trip hielt mitten im Schluck inne und setzte sein nur halb geleertes Glas wieder ab. »Wen?«
Verstohlen sah sich Reed in der schwach erleuchteten Messe um und versicherte sich, dass niemand außer ihnen anwesend war. Als er den Blick wieder auf Trip richtete, war seine Stimme kaum mehr als ein Wispern. »Jemand, der deinen Warnungen womöglich sehr aufmerksam zuhören wird. Und der vielleicht sogar imstande ist, entsprechend zu handeln.«
Auch wenn es sich um jemand handelt, mit dem ich eigentlich nie wieder zu tun haben wollte, wenn es sich vermeiden ließe
, dachte Reed.
Aber verzweifelte Zeiten erfordern verzweifelte Maßnahmen
.
Trip schob die Flasche und seinen halb geleerten Drink erneut von sich. »Ich bin ganz Ohr.«
Reed nickte, holte tief Luft, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sagte, an wen er dachte. Dabei hoffte er die ganze Zeit über, dass er nicht soeben den größten Fehler seines Lebens gemacht hatte.
Müde ließ sich Trip auf dem Stuhl hinter dem Schreibtisch in seinem Quartier nieder und blickte mit trüben Augen auf das Wandchronometer, das über der Tür hing. In weniger als drei Stunden begann seine Schicht.
Er drehte das Datenterminal vor seiner Nase so, dass er es direkt anschaute, aktivierte es und schob die Datenkarte, die Malcolm ihm gegeben hatte, ins Laufwerk. Mehrere Sekunden vergingen. Der schwarze Schirm leuchtete kurz himmelblau auf, während das Kommunikationssystem des Schiffes den Protokollen der Datenkarte folgte, um eine sichere Verbindung zu einer bestimmten Subraumfrequenz herzustellen, die er von dem taktischen Offizier bekommen hatte.
Ein dunkelhaariger Mann mittleren Alters tauchte auf dem Schirm auf. Dem Anschein nach saß er in einem völlig nichtssagenden Büro. Trip konnte den Mann nur von der Brust aufwärts sehen, und ihm fiel auf, dass er eine maßgeschneiderte dunkelbraune Jacke aus lederartigem Material trug. Der Mann machte einen viel zu ausgeruhten Eindruck, um völlig glaubwürdig zu wirken, was in Trip die Frage aufwarf, in welcher Zeitzone er wohl zu Hause war.
Als der Mann Trips Gesicht sah, erschien ein Ausdruck milde überraschten Erkennens auf seinen Zügen. »
Commander Tucker
.«
Trip nickte. »Harris, nehme ich an?«
»
Genau der, Commander. Was kann ich für Sie tun? Und warum kontaktieren Sie mich?
«
»An Malcolms Stelle, meinen Sie?«
»
Lieutenant Reed und ich kennen uns schon sehr lange. Da Sie seine Frequenz benutzen, nehme ich an, dass er Sie über mich ins Vertrauen gezogen hat
.«
»Malcolms Worten zufolge gehört Ihre ‚Bekanntschaft‘ strikt der Vergangenheit an, Harris.«
Harris’ Lippen verzogen sich zu einem ironischen Lächeln.
»Das habe ich schon mehr als einmal von ihm gehört. Der Satz ist mir mittlerweile ziemlich vertraut.«
Gleich darauf verengten sich seine Augen und richteten sich auf Trip. Es war, als säße er ihm direkt gegenüber, ohne einen Subraumtransmitter dazwischen. »
Aber ich bin mir sicher, dass Sie mich nicht während Ihrer Bordnacht kontaktieren, um über die Vergangenheit zu sprechen. Genau genommen weiß ich sogar, dass Sie viel eher besorgt um die Zukunft sind
.«
»
Besorgt« ist eine nette Untertreibung
, dachte Trip. Laut sagte er: »Es geht um die Romulaner.«
Harris’ Miene wurde ernst, während Trip versuchte, seine Gedanken zu ordnen. »
Fahren Sie fort, Commander
.«
Jetzt gilt’s
, dachte Trip und holte tief Luft. »Die Erde und alle andern Planeten der Koalition befinden sich in großer Gefahr. Die Romulaner planen einen entscheidenden Schlag gegen uns. Und das bald.«
Harris blieb so ruhig, dass T’Pol ihn womöglich dafür bewundert hätte. »
Teilen Ihre Kollegen an Bord der
Enterprise
Ihre Meinung?
«
»Malcolm auf jeden Fall. Und Captain Archer auch.«
»
Aber nicht das Sternenflottenkommando, wenn ich das richtig verstehe?
«
»Haben Sie uns etwa ausgehorcht, Harris?«
Sein Gegenüber lächelte gütig. »
Sie schmeicheln mir, Commander. Aber es ist nicht so schwer zu erraten, dass die Lamettaträger in den nächsten Wochen lieber die Augen vor allen unbequemen Wahrheiten verschließen. Zumindest so lange, bis die Koalitionscharta fertig und unterzeichnet ist. Ich bin mir sicher, dass Admiral Gardner nicht dafür verantwortlich sein möchte, irgendwelche
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