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Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Titel: Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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damit den Grammy für Lyrics verdient, dennoch bin ich mit den Jungs im Underground verabredet, um unseren fünfundzwanzigsten Song zu begießen.
    Auf dem Anrufbeantworter blinkt die Fünf. Ich spule das Band zurück und höre, wie es fünf Mal in Folge piepst. Jemand hat fünf Mal angerufen und jedes Mal nach der Ansage wieder aufgelegt, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Juhuuu ... Sie wollte meine Stimme hören und hat nichts draufgesprochen, weil sie es zu unpersönlich fand, sich auf einer Maschine zu entschuldigen.
    Aufgemuntert springe ich unter die Dusche. Als ich meinen Schwanz wasche, steigt mir ihr Geruch in die Nase, und die Erinnerung schenkt mir einen Ständer. Ich streichele mich probehalber ein paarmal. Fühlt sich an, als hätte er die Nacht in einem Piranhabecken verbracht. Hindert ihn allerdings nicht daran, im Weg herumzustehen. Mit den lädierten Resten meiner Stimmbänder trällere ich ein Liedchen und drehe das kalte Wasser auf. Das hilft.
    Wieder in meinem Zimmer, setze ich mich auf das Bett, um mir die Schuhe anzuziehen. Unter meinem Hintern raschelt es leise. Ha! Ein Brief! Den muss ich heute früh übersehen haben. Eine schöne Nacht, ein neuer Text und die Jungs, die im Underground auf mich warten, um einen Deckel zu machen, den einer alleine nicht tragen könnte. Und jetzt noch das! Scheint eine Glückssträhne zu werden ...
    Tach,
    ich habe gerade keine Lust zu reden, dennoch gibt es ein paar Dinge, die du wissen solltest. Ich habe mich von Frank getrennt. Er ist gut für mich, aber dennoch fehlt mir etwas bei ihm. Wie bei dir.
    Du weißt, dass ich dich begehre, aber ich habe keine Lust, mir von dir Vorschriften machen zu lassen, wie ich zu leben habe. Ich will Spaß, und den habe ich nicht, wenn ich mich ständig rechtfertigen muss. Du sagst, dass du mich gern hast, wieso kannst du mich dann nicht akzeptieren, wie ich bin? Du willst klare Ansagen, und hier ist eine: ich. bin. ich. Und wenn du mich willst, musst du damit klarkommen. Genau das kannst du aber nicht, also lassen wir es besser wieder sein.
    Es war schön, dich wiederzusehen. Ich brauchte ein paar unkomplizierte Stunden, um aufzutanken. Die hatte ich.
    Danke.
    Ernestine
    Die Flasche Wodka steht noch immer unberührt im Kühlschrank. Als sie viertel leer ist, lasse ich mich aufs Bett fallen, um in aller Ruhe zu überlegen, was zu tun ist.
    Frage eins: Will ich sie?
    Antwort: Ja.
    Frage zwei: Will sie mich?
    Antwort: Jain.
    Frage drei: Was zum Teufel bedeutet Jain?
    Dr. Tacheles antwortet: Zeit lassen. Keinen Druck ausüben.
    Randbemerkung: Scheiße!
    Frage vier: Was würde meine Mutter jetzt sagen?
    Antwort: Warum hast du so lange nicht mehr angerufen?
    Frage fünf: Was würde mein Dad jetzt sagen?
    Antwort: Du willst nicht warten? Okay, Junge, dann lass dir was Besseres einfallen. Wozu habe ich dich denn immer mit zum Angeln genommen?
    Frage sechs: Wozu, zum Teufel, hat mein Dad mich immer mit zum Angeln genommen?

7. Auf der anderen Leitung
    Z wei Tage später sitze ich mit Max im Underground und frühstücke. Die Köpfe hängen tief. Gestern endete wie vorgestern. Ich begegne meinem Spiegelbild in einer Fensterscheibe und muss an einen Ex-Trommler denken, der, egal nach welcher Sauftour, morgens immer einen wunderschönen Teint hatte. Das hatte den Nachteil, dass es im Catering nie Gurken und Joghurt gab, aber seine Eitelkeit hatte auch was Gutes – er pustete jedes Zeug vom Spiegel, um bessere Sicht zu haben.
    »Hm«, sagt Max.
    Er hält mir die Tageszeitung hin und zeigt auf eine Spalte unten links. frau zerstückelt ihren liebhaber und isst ihn anschliessend auf !
    »Und?«, frage ich ihn.
    »Gurke«, sagt er.
    »Gurke ...«
    Er nickt und sieht mich erwartungsvoll an, aber ich bin viel zu perplex, um zu lachen. Grundgütiger, hänge ich schon so offensichtlich durch, dass Max sich genötigt sieht zu reden? Ich will ihm gerade was dazu sagen, als er das Gesicht verzieht, als würde ihm ein Skinhead seine Lebenseinstellung erklären. Ich drehe den Kopf und sehe, dass Karin S. die Szenerie betritt. Sie wartet am Eingang, bis sie die gesamte Aufmerksamkeit hat, dann kommt sie zu unserem Tisch gestiefelt.
    »Die Vögel pfeifen es von den Dächern: Die ach so idealistischen Herren lassen sich jetzt von der Industrie subventionieren.«
    Ihre Nägel-über-Glas-Stimme treibt mir Splitter in die Gehörgänge. Ich versenke mich demonstrativ in die Sportseite. Der FC hat schon wieder verloren.
    »Was ist aus den Heiligen

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