Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Titel: Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
Vom Netzwerk:
geworden, die sich nie verkaufen wollten?«, nervt sie weiter.
    Mittlerweile schaut der ganze Innenhof zu uns herüber, und man kann ein leichtes Summen hören. Fliegen um einen Scheißhaufen.
    Max hebt den Kopf.
    »Soll ich sie umlegen?«, fragt er laut genug, dass sie es hören kann.
    Ich winke ab und lasse die Zeitung sinken. Keine Ahnung, wovon sie redet, aber was es auch immer sein mag, erst mal draufhauen wird das Beste sein.
    »Karin, Schätzchen, es ist ein großer Unterschied, ob man nicht käuflich oder unverkäuflich ist. Das verstehst du nicht, aber ich wollte es dir immer mal sagen.«
    Sie schnappt nach Luft. Max dreht sich zu ihr um. In der Linken ein Brötchen, in der Rechten ein Messer.
    »Ich schmier mir nur ’ne Stulle ...«, flüstert er heiser und hat diesen spezialfiesen Blick drauf.
    Es spricht für ihren Überlebensinstinkt, dass sie die Antennen einfährt und sich zu ihrer Arschkriechercombo verzieht, die ein paar Tische weiter ihren Auftritt verfolgt.
    Kaum hat sie sich hingesetzt, schon stecken sie flüsternd die Köpfe zusammen und lachen laut und falsch. Max rammt das Messer in den Tisch und steht auf. Alles verstummt. Er streckt sich einmal und setzt sich dann langsam wieder hin. Totenstille. Max wirft mir einen Blick zu und Scheiße! – ich bekomme Gänsehaut!
    Mit diesem irren Flackern in den Augen zwinkert er mir kurz zu, dann schmiert er sich seelenruhig sein Brötchen weiter, und der Innenhof findet sein Summen wieder.
    Max nickt zum Scheißhaufen rüber.
    »Hm?«
    »Keine Ahnung.«
    Als ich ein paar Stunden später nach Hause komme, löst sich das Rätsel. Auf dem Anrufbeantworter ist eine Stimme, die mir zu dem tollen Konzert gratuliert und anfragt, ob man sich nicht in den nächsten Tagen mal unverbindlich zusammensetzen sollte, um zu sehen, ob man nicht einen gemeinsamen Weg findet, wie man der Band zu dem Erfolg verhelfen kann, der ihr gewiss zusteht, und so weiter und so unendlich fort.
    Der Name des Anrufers ist mir unbekannt. Das hat den Vorteil, dass mir noch nichts Schlechtes über ihn zu Ohren gekommen ist, und da das Showbiz morgen auch nicht besser sein wird, schnappe ich mir das Telefon. Großes Hallo! Er würde ja gerne mit mir reden, aber ich müsste ein Sekündchen in der Leitung bleiben, da er gerade L. A. auf der anderen hat. Mit diesem obligatorischen Gruß unter Musikfreunden schickt er mich in die Warteschleife. Als ich vor fünfzehn Jahren anfing, mich im Musikgeschäft rumzutreiben, war ich ein vertrauensseliges Kerlchen und hatte von nichts eine Ahnung, daher fragte ich jeden, der mir über den Weg lief, wer denn nun der Beste in diesem Geschäft sei. Ich brauchte nicht lange, um herauszufinden, dass ich! keine Firma ist.
    L. A. ist durch – der Typ spricht wieder mit mir. Wir schaffen es, ein Date für nächste Woche auszumachen, dann hat er London auf der anderen Leitung. Tss ...
    Auf der Maschine ist auch eine Nachricht von Britta. Sie ist wieder da und lädt mich heute Abend auf einen Wiedersehenstrunk ins Connection ein. Bis dahin erteilt sie mir strengstes Onanierverbot. Oh, oh ...
    Zwanzig Uhr. Eine Tür knallt, dann noch eine. Vivi kommt in mein Zimmer gestürmt.
    »War er hier?«, jammert sie.
    »Wer?«
    »Argghhh!«, schreit sie, reißt mir das Telefon aus der Hand und verschwindet in ihrem Zimmer.
    Im selben Moment klingelt es an der Tür. Bevor ich da bin, stürmt Vivi mit dem Telefon in der Hand an mir vorbei und reißt sie auf. Ein kurzes Surren ist zu hören.
    Als Britta sichtbar wird, gibt Vivi wieder so ein seltsames Geräusch von sich und stürmt in ihr Zimmer zurück. Britta schaut ihr hinterher.
    »Was ist mit der los?«
    »Frage ich mich seit Jahren.«
    Ich ernte ein Lächeln. Aus Vivis Zimmer ist wieder ein klagender Laut zu hören. Britta zieht die Augenbrauen hoch.
    »Und was war das?«
    »Sie ist mit dem Telefon zur Tür gelaufen und hat gerade festgestellt, dass das Kabel dafür nicht lang genug ist. Jetzt ist sie von der Außenwelt abgeschnitten. Allein gelassen, hilflos und ohne eine echte Überlebenschance.«
    Britta presst sich an mich.
    »Allein gelassen?«, flüstert sie. »Vielleicht im Sinne von einsam ?«
    Ich erinnere sie schnell daran, dass wir uns vor ihrer Abreise darauf geeinigt haben, nur noch im Notfall zusammen ins Bett zu gehen. Das mag normalerweise schon eine umschiffbare Formulierung sein, aber heute gibt es definitiv nichts zum Umschiffen: Britta hat vier Wochen nicht gevögelt – Britta ist ein Notfall!
    Um

Weitere Kostenlose Bücher