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Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Titel: Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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mich ein dringendes Ruhebedürfnis. Das Glas rutscht mir aus den Fingern und mein Körper zu Boden, anscheinend fordern die letzte Nacht und die Wochen davor jetzt ihren Tribut.
    Ich versuche, wieder aufzustehen, aber meine Knochen haben sich in Götterspeise verwandelt. Der Blob! Teil zwei. Ich muss kichern. He, reiß dich zusammen. Das ist ein öffentlicher Park, du kannst hier nicht breit herumliegen. Denk an deinen Ruf. Oder besser noch, denk an einen hartherzigen, frustrierten, gewalttätigen Bullen!
    »Ach, wissen Sie, Herr Wachtmeister. Nach acht Stunden Fließband wollte ich nur den Dackel Gassi führen und dann schnell wieder nach Hause zu meiner geliebten Ehefrau und den entzückenden Kindern. Ich konnte ja nicht ahnen, wie gefährlich der Park nach Einbruch der Dunkelheit tatsächlich ist!«
    Der Wachtmeister schaut mich scheel an. Mit jeder Faser bereit, mich zu Blutwurst zu verarbeiten, wenn ich auch nur blinzeln sollte.
    »Hm. Und wo ist der Hund abgeblieben?«
    »Ach, der ...« Ich schaue mich verzweifelt um. »Äh, den hat’s erwischt. Da kam ein Rocker in voller Ledermontur auf mich zugestürmt, ich glaube, er wollte mich vergewaltigen ! Und da hat sich Kohl, so hieß mein Hund nämlich, spontan dazwischengeworfen.«
    »So, so, dazwischen ...«
    Er zieht genüsslich seinen Knüppel hervor, und ich spüre, wie mir der Schweiß ausbricht.
    »Genau! Und wissen Sie, was der Typ dann gemacht hat? Wissen Sie, was dieser über zwei Meter große, Ketten schwingende Rocker dann getan hat?!«
    »Schätze, ich werd’s gleich erfahren«, sagt er und grinst dabei voller boshafter Vorfreude.
    »Er hat ihn gefressen ! Hat ihn einfach runtergeschluckt!«
    »So, so. Möchten Sie mit auf die Wache kommen und versuchen, das meinen Kollegen zu erklären?«
    Er macht keinen Hehl mehr daraus, dass er sich auf das bevorstehende Gemetzel freut.
    » Nein! ... Ich meine ... äh, ich will Ihnen doch nicht Ihre kostbare Zeit rauben. Die Protokolle, der tägliche Papierkrieg – das bringt einen ja noch um ! Es war ja nur ein Dackel. Kein Problem, einen neuen zu bekommen. Ich würde auch nicht so einen Aufstand machen, wenn der Typ zum Schluss nicht noch gesagt hätte, dass er jetzt losgeht und sich ein paar Bul... Polizisten sucht. Er meinte, er hätte diese Schwuchteln noch nie ausstehen können, und heute würde er ein paar von diesen halbseidenen Sahnehäubchen richtig durchwalken ...«
    Sadobulle erstarrt.
    »Er hat was gesagt?«
    »Sagte, er würde sie auf seiner riesigen Kettensäge reiten lassen und sie reihenweise kastrieren. Das würde denen nichts ausmachen, weil sie eh keinen mehr hochbekommen könnten. Läge an der Grundausbildung in der Polizeischule, wo sie sich täglich gegenseitig einen ablutschen, um bei den Razzien im Erotikcenter nicht völlig auszuflippen.«
    » Das hat er gesagt?«
    »So wahr ich hier liege.«
    Er schaut auf mich runter, überlegt sich, ob er mich nicht vorsichtshalber schon mal massakrieren soll.
    »dahinten ist der kerl!«
    Er zuckt zusammen und wirbelt herum.
    » wo ?«
    Ich zeige auf ein weit entferntes Gebüsch.
    »na, da! hinter dem gebüsch!«
    »wo denn?«
    »mein gott! er hat einen blutigen skalp an seinem gürtel hängen!«
    Der Wachtmeister sabbert vor Vorfreude und hat sich jetzt entschieden: Er will den Kettensägenkiller killen und die Beförderung einfahren. Er stürmt los, um seinen Blutrausch zu stillen.
    Langsam gewinne ich wieder die Kontrolle über mich. Noch immer in der Waagerechten, noch immer auf dem Rasen. Junge, Junge ... es wird wohl langsam Zeit, sich mal auszuschlafen. Und vielleicht was zu essen. Ist beides erst ein Jahrhundert her.
    Ich kämpfe mich auf die Beine und setze mich dann vorsichtig in Bewegung. Erinnert an die Schlittschuhversuche eines Grobmotorikers, aber Geschichte wird gemacht, es geht voran, und kurze Zeit später wird mir auch klar, wo es hingeht. Unser aller Wege sind vorgezeichnet, und meiner führt mich stracks zum Haus der Tänzerin. Ich meine, sie hat ja nicht ausdrücklich gesagt, dass ich sie nicht besuchen darf, oder? Dennoch, vor ihrer Haustür beschleichen mich leichte Zweifel, ob es so schlau ist, ihr in meinem Zustand unter die Augen zu treten.
    Neben dem Hauseingang steht eine Betonbank. Ich setze mich darauf und versuche, meine Gedanken zu ordnen. Also, wenn der FC von den letzten Spielen ein paar gewinnt, könnte es reichen, und wenn das E-Werk dreiviertel voll wird, könnte es reichen, und wenn die Tänzerin jetzt zu Hause

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