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Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition)

Titel: Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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ist, dann ... ja, was dann? Alles wieder gut? Oh Mann, wenn ich bedenke, welche Meinung ich von den Typen habe, die wegen ein bisschen Möse vor Vivi herumkriechen, dann ... Na gut, die Tänzerin küsst gut und, Himmelherrgottnochmal – sie vögelt phä-no-me-nal! Aber ist das gleich ein Grund, seine Selbstachtung in die Tonne zu kloppen? Sag jetzt nichts Falsches! Mach dir nichts vor, hier wohnt keine Freundin von dir. Denk an den Brief, denk an letztes Jahr, verdammt nochmal – denk!
    Meine Füße tragen mich zur Party zurück, wo Vivi mich mit der Frage aufmuntert, ob sie sich morgen meinen Farbfernseher ausleihen kann. Sie will Casablanca gucken, und ihre Kiste ist nur schwarz-weiß ... Hätte sie nicht diese Hülle erwischt, würde sie tief in der Scheiße stecken. Das tut sie so vielleicht auch, aber dass ihr ständig irgendwelche Typen unter dem Rock kleben, lenkt sie davon ab. Apropos: Neben ihr steht Marco, die perfekte Rückseite. Er muss eingetroffen sein, während ich spazieren war, und wie ich sehe, hat er einen Koffer mitgebracht. Scheint, dass er bei Vivi einziehen will. Schade, ich fing gerade an, mich an ihn zu gewöhnen.
    Die Wohnung platzt mittlerweile aus allen Nähten, und dementsprechend ist der Lautstärkepegel in Führung gegangen. Die Ordnungshüter tauchen auf. Nachbarn, Lärmbelästigung und das übliche Blabla. Ich kann sie kaum verstehen, weil die Jungs die Gesangsanlage aufgedreht haben und ihre größten Hits abjammen, aber ich verspreche artig, die Anlage leiser zu stellen, und gehe dann wieder zurück an den Ort des Verbrechens, wo verbotene Substanzen die Runde machen und man gelegentlich beeindruckend illegale Gesprächsfetzen aufschnappt. Das Paradies eines Zivilbullen.
    Der Sturm nimmt zu. Ich muss mein Glas zweimal füllen, bevor es voll bleibt, dann suche ich mir eine windgeschützte Ecke Nähe Ananas und richte mich auf den Hurrikan ein, der im Eiltempo näher kommt und schon erste Küstenstriche verwüstet hat.
    Britta wird vorbeigeweht und hält sich an mir fest.
    »Na?«
    »Was, na?«
    »Wo warst du?«
    »Draußen.«
    Sie zieht eine Grimasse.
    »Ach nee. Und?«
    »Was, und?«
    »Wie war es draußen?«
    »Schön.«
    Sie greift mir ins Haar und dreht meinen Kopf zu sich.
    »Du kannst manchmal so unglaublich blöd sein«, sagt sie und hebt wieder ab.
    Heike kommt vorbei und nimmt Kurs auf mich. Bevor sie etwas sagen kann, grinse ich breit von einem Ohr zum anderen. Sie hält erst gar nicht an.
    Dann kommt Max.
    »Hm?«
    »Was, hm?«
    »Wie, was hm?«
    »Na ja, was hm?«
    »Was, hm?«
    »Genau.«
    »Nichts.«
    Lubitsch würde uns erschießen.
    »Hm?«, macht Max und nickt zu Britta rüber.
    »Ich und Sex?«, sage ich empört.
    Er sieht mich schräg an und wird zu Stein. Sex ...? Sex ...? Da war doch was ... Sechs! Die sechste Frage!
    Ich stupse den Felsen an.
    »Kann ich dich mal was Ernsthaftes fragen?«
    Er guckt misstrauisch. Vielleicht aber auch, weil aus der Küche gerade eine ungestimmte Stadionversion von Ideals Blaue Augen zu uns dringt.
    »Hm?«
    »Warum hat mein Vater mich immer zum Angeln mitgenommen?«
    Max geht.
    » teleeefooon «, brüllt jemand.
    » komme !«, schreie ich in den Nebel.
    Wenn Annette Humpe dran ist, werde ich auflegen, bevor sie mitkriegt, was Brunner gerade mit ihrem Hit anstellt. Künstler sind sensibel.
    Ich schnappe mir den Hörer.
    »Verein für aktive Sterbehilfe. Hören Sie zwei Minuten zu und vererben Sie uns alles.«
    Irgendjemand redet am anderen Ende. Verstehe kein Wort.
    »Sekunde ...«
    Ich klettere auf die Dachrinne raus und ziehe das Fenster hinter mir zu.
    »Okay, das Ganze nochmal.«
    »Warum bist du nicht hochgekommen?«
    baff ! Herzrasen ... Diese Frau weiß echt, wie sie mich auf dem falschen Fuß erwischen kann.
    »War kein Notfall.«
    »Schade.«
    Schade?
    »Was zum Teufel meinst du mit schade?«
    »Ich hab Lust auf dich«, sagt sie so selbstverständlich, dass mir die Sicherungen rausspringen.
    »Ach, sieh an! Soweit ich mich erinnere, habe ich dich nicht davongejagt, oder? Das Letzte, was ich von dir zu sehen bekam, war dein Orgasmus, und als Nächstes finde ich diesen ... Zettel in meinem Bett, und das findest du jetzt schade? Wenn du damit meinen solltest, dass es schade ist, dass du einfach abgehauen bist, ohne ein Wort zu sagen, gut, dem stimme ich zu. Wenn du damit meinen solltest, dass es schade ist, dass du letzten Sommer schon mal abgehauen bist, ohne ein Wort zu sagen, gut, dem stimme ich auch zu. Und wenn du

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