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Was mit Hass begann

Titel: Was mit Hass begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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in Eternity.«

8
    Der Morgen brach an. Ich war heilfroh, daß dies mein letzter Tag bei der Tour sein würde. Ich haßte es zwar, als Versagerin dazustehen, aber noch unangenehmer war, von allen gehaßt zu werden. Ein paar Minuten lang blieb ich noch im Schlafsack liegen und dachte daran, was ich meiner Lektorin in New York für unterhaltsame Geschichten erzählen würde. Ich würde an ihnen allen Rache nehmen, indem ich den ganzen Verlag über die Erlebnisse bei meinem Ausflug in die wilden Berge von Colorado zum Lachen brachte. Oder noch besser: ich würde ein Buch schreiben und den großen Cowboy und seine Verliebtheit in die Frau mit den zwei Gesichtern vor der ganzen Welt lächerlich machen.
    Gleich fühlte ich mich besser und fand mich und das Leben im allgemeinen wieder erträglich. Ich befreite mich aus dem verhaßten Schlafsack, zog die Jeans hoch - gibt es etwas Unangenehmeres, als in seinen Klamotten schlafen zu müssen? - nahm meinen Kulturbeutel und ging zum Bach hinunter, um mir den Dreck vom Gesicht zu waschen. Bei meinem Pech war allerdings damit zu rechnen, daß ich mir selbst im klaren Gebirgswasser einen tödlichen Virus einhandeln würde.
    Ich hatte mich gerade abgeschrubbt, als ich hinter mir schwere Schritte vernahm. Das konnte nur unser furchtloser Anführer oder ein letzter überlebender Dinosaurier sein.
    Wie üblich blieb er neben mir stehen. Bestimmt würde er mich finster anglupschen und im nächsten Moment mitteilen, daß ich wieder mal etwas falsch gemacht hätte. Eine Weile tat ich so, als wäre er Luft. Dann erst drehte ich mich zu ihm um. Zu meiner Überraschung stand ein Mann vor mir, den ich noch nie gesehen hatte.
    »Oh!« sagte ich im ersten Schreck. »Ich dachte, Sie wären jemand anders.«
    Das wiederum schien den Mann zu überraschen. So dumme Kerle gibt es eben nur in Colorado. Sie sind groß, sehen gut aus und sind ausgesprochen VERBLÖDET.
    »Für wen haben Sie mich denn gehalten?« fragte er. Ich setzte mich auf und sagte langsam wie zum Mitschreiben: »Ich weiß nicht, ob Ihnen das schon mal jemand gesagt hat, aber Sie sehen aus wie unser ... Tourführer.«
    Der Mann grinste mich an, als hätte ich etwas Urkomisches gesagt. Es war schon merkwürdig. Ich konnte sagen oder tun, was ich wollte, der eine - Kane - zog immer ein finsteres Gesicht. Dieser hier schien sich dagegen über die geringste Kleinigkeit zu freuen. Allerdings mußte es ihm auch schmeicheln, wenn ich sein Aussehen mit dem unseres Cowboy-Anführers verglich.
    Er reichte ihr die Hand. »Sie müssen Ruth sein. Ich bin Kanes Bruder Mike.«
    Ich schüttelte ihm die Hand, stellte die Dinge aber sofort klar. »Ich bin nicht Ruth. Ich bin Cale Anderson, und Ihr Bruder haßt mich.«
    Ich weiß nicht, was es war, die Bemerkung »er haßt mich« oder die Tatsache, daß ich nicht die schöne Ruth war - irgend etwas schien ihm jedenfalls nicht einzuleuchten. Er klappte den Mund mehrmals auf und zu. Der Anblick erinnerte mich an einen wissenschaftlichen Fernsehfilm, in dem das Schlagen des menschlichen Herzens demonstriert wird.
    »Aber Ruth ist doch ... Ruth und Kane ... ich dachte ...«
    Wau, dachte ich, da hätten wir ja einen richtigen Intellektuellen!
    Als könnte er Gedanken lesen, hörte er auf, den Mund auf und zu zu klappen, und lächelte mich statt dessen an. Ich zog an meiner Hand, aber er ließ sie nicht los.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er, »das war ein Mißverständnis. Kane hat mir erzählt, Ruth und er seien unzertrennlich. Als Sie nicht wußten, wer ich bin, habe ich natürlich gedacht, daß Sie Ruth sind.«
    Na, jetzt war ja alles klar. Wie sinnvoll! Wenn ich einem Mann begegne, den ich noch nie gesehen habe, muß ich Ruth Edwards sein. Klar wie Kloßbrühe. Jetzt wußte ich genau Bescheid.
    Mike lachte laut, ließ meine Hand los und erzählte mir eine langwierige Geschichte, die darauf hinauslief, daß sein Bruder und er eineiige Zwillinge seien. Na, wunderbar. Dann bin ich wohl Kathleen Turners Zwillingsschwester. Wahrscheinlich war ihm mein verständnisloser Blick nicht entgangen. Auf einmal sagte er nämlich, er wolle in den nächsten 24 Stunden so tun, als wäre er Kane. Ich mußte lachen, denn das erschien mir so verrückt, als wollte ich vorgeben, ich wäre Christopher Lee.
    Ich mußte mir seine halbe Lebensgeschichte anhören. Schließlich gratulierte ich ihm zu seinen Babys und erkundigte mich sogar nach Kanes Söhnen. Aber er mußte verrückt sein, wenn er annahm, irgend jemand würde ihn

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