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Was mit Rose geschah

Was mit Rose geschah

Titel: Was mit Rose geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stef Penney
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keinen Mann heiraten, der hübscher ist als man selbst.«
    »Also waren sie ein ziemlich ungewöhnliches Paar?«
    Margaret schüttelt den Kopf. »Rose war so still. Sie hättejemand … Nettes nehmen sollen. Ivo war nicht nett. Ihm waren andere Menschen gleichgültig.« Sie schaut ihre Schwester an.
    Kizzy wirkt niedergeschlagen und umklammert ihren Teebecher. Sie kaut auf ihrer vollen Unterlippe und spricht so leise, dass ich mich vorbeugen muss, um sie zu verstehen.
    »Ich konnte es nicht glauben, als man sich erzählte, sie sei weggelaufen – ohne dass ich etwas davon erfahren hatte. Ich dachte – wohin soll sie denn gegangen sein? Wen sonst kannte sie? Ich habe auf sie gewartet. Aber sie kam nicht. Irgendwann hatte ich es satt. Ich dachte, soll sie doch kommen, wenn sie will, aber sie wollte nicht. Da hatte ich schon zwei Kinder – was sollte ich machen?«
    Sie schaut mich wieder an. Ihr Gesicht wirkt jetzt lebendiger, die Emotionen machen sie jünger und hübscher. Ich verspüre Mitleid.
    »Was, glauben Sie, ist passiert?«, frage ich.
    »Ich weiß es nicht. Es würde mich nicht überraschen, wenn er sie schlecht behandelt hätte, aber … Es wundert mich trotzdem, dass sie den Mumm hatte, abzuhauen.«
    Beim letzten Satz bricht ihre Stimme, und sie schaut aus dem Fenster. »Ich muss jetzt die Jungs abholen.«
    »Kizzy, haben Sie sich je gefragt, ob Rose tot ist?«
    Sie schaut mich mit offenem Mund an, wirkt aufrichtig schockiert. »Was? Nein! Wie können Sie so etwas Schreckliches sagen! Ich bin mir sicher, sie lebt. Sie musste einfach nur … Vielleicht ist sie im Ausland … Ich weiß es nicht.«
    Margaret wendet sich angewidert von mir ab. »So etwas darf man nicht sagen.«
    »Ihr Vater hält sie für tot. Er denkt, sonst hätte sie Kontakt aufgenommen, als Ihre Mutter starb.«
    Margaret flucht leise. »Vater … Jemine.«
    Kizzy steht auf. In ihren Augen schimmern ungeweinte Tränen. »Ich muss jetzt gehen, sonst stehen sie in der Kälte herum. Sie ist nicht tot.«
    An der Resopalwand hängen gerahmte Porträts von zwei kleinen Jungen, die steif in die Kamera lächeln. Mit ihrem Haarschnitt sehen sie aus wie Miniatursoldaten. Einer von ihnen hat das kräftige Kinn, das so typisch ist für Rose. Ihr Neffe.
    Margaret steht ebenfalls auf. »Mehr können wir Ihnen leider nicht sagen, Mister. Ich hoffe, Sie finden sie, und ich hoffe, Ivo Janko bekommt, was er verdient.«
    Kizzy Wilson greift nach ihrer Lederjacke, und wir verlassen den Wohnwagen. Ich bedanke mich für die Hilfe. Ihre Schwester steht wie ein stämmiger Wächter in der Tür – fürchtet sie etwa, ich wollte mich noch einmal hineinschleichen? Als wir ein paar Meter gegangen sind, bleibt Kizzy kurz stehen.
    »Falls mir noch etwas einfällt, rufe ich Sie an.«
    »Danke. Machen Sie das, auch wenn es unwichtig erscheint.«
    Sie zieht im Nieselregen die Schultern hoch. »Wir hätten das schon vor einer Ewigkeit machen sollen. Ist es noch nicht zu spät?«
    »Nein. Nein, es ist …« Ich suche nach einer tröstlichen Erwiderung. »Ich tue mein Bestes.«
    Sie nickt unglücklich. Meine Worte haben ihre Wirkung anscheinend verfehlt. Schweigend dreht sie sich um und stapft mit gebeugtem Kopf zu ihrem Auto.

9
    JJ
    Endlich sind wir in Lourdes. Alle sind angespannt und fragen sich, was passieren wird. Wir sind gestern spätabends angekommen, nachdem wir uns auf den schmalen Landstraßen inmitten der grünen Hügel dreimal verfahren hatten. Hier unten in Südfrankreich führt wirklich jede Straße zu einem Ort namens Pau. Wann immer wir glaubten, wir wären auf der Straße nach Lourdes, landeten wir stattdessen in Pau. Eigentlich war es ein bisschen lustig, wie in einem Comic. Ich fand das jedenfalls, sagte aber nichts, weil Großmutter langsam sauer wurde. Als wir endlich nach Lourdes kamen, war es schon dunkel, und wir fuhren blind wie die Fledermäuse umher und suchten einen Stellplatz. Außerhalb der Stadt gibt es keine Straßenbeleuchtung, also hielten wir auf einem dunklen Feld, das aussah, als würden wir hier niemand stören.
    Heute Morgen um sechs wurden wir von donnerndem Lärm geweckt. Ich sprang aus dem Bett und schaute aus dem Fenster – wie sich herausstellte, hatten wir auf einem Grundstück direkt neben einer Fabrik geparkt, und dort warfen sie jetzt sämtliche Maschinen an. Wir standen schnell auf, und wie erwartet kam wenige Minuten später ein Mann aus der Fabrik und brüllte uns an. Ich weiß nicht genau, was er gesagt hat, aber wir

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