Was nicht passt, wird kuessend gemacht
Ihr Blut war dick, floss jedoch immer noch rasend schnell durch ihren Körper und trug ihr Verlangen in jede einzelne Zelle.
Schnell zog sie sich zurück und starrte ihn an. Der Ausdruck seiner dunklen Augen war undefinierbar.
„Mehr hast du nicht zu bieten?“, fragte er leise.
„Nein.“
Erneut beugte sie sich vor und neigte leicht den Kopf zur Seite. Ihr Mund berührte seinen. Die Hitze kam erneut, und Nevada überfiel das dringende Bedürfnis, sich die Kleidung vom Leib zu reißen, nicht nur, um ihrem Körper Abkühlung zu verschaffen, sondern vor allem, damit Tucker sie berühren konnte.
An den interessantesten Stellen begann es zu kribbeln. Sie wollte ihre Arme um ihn schlingen, ihn eng an sich ziehen. Sie wollte die Finger über seine Brust nach unten gleiten lassen und herausfinden, ob er das Gleiche empfand wie sie.
Doch sie tat es nicht, sondern blieb ganz still stehen. Weder bewegte sie ihre Lippen, noch versuchte sie, den Kontakt zu vertiefen. Sie hatte vorgehabt, ihm einen Kuss zu geben, den er niemals vergessen würde. Nur konnte sie das nicht. Zu groß war ihre Angst vor der eigenen Reaktion.
Sie richtete sich auf und zog sich zurück. Ihr war bewusst, dass er sie vermutlich wieder aufziehen würde. Doch dieses Mal wusste sie nicht, wie sie sich verteidigen sollte, denn ihn noch einmal zu küssen kam nicht infrage. Nicht wenn ein einfacher Knutscher sie derart verwirrte. Was würde erst passieren, wenn Tucker sich auch ein wenig anstrengte?
„Zufrieden?“ Sie drehte sich um und ging an ihren Tisch zurück.
„Sehr.“
Tief atmete sie ein und ermahnte sich, stark zu bleiben. „Es geht immer nur um dich und dein Ego, oder?“ Sie schaute ihn an.
Er sah amüsiert, aber auch ein wenig erstaunt aus. „Damals schon. Jetzt ist es etwas anderes.“
Sie schauten einander an. Sie fragte nicht, warum, weil sie vor der Antwort genauso viel Angst hatte wie davor, ihn noch einmal zu küssen. Wenn er es auch fühlte, wenn er auch kurz davor gewesen war, die Kontrolle zu verlieren, dann steckten sie in großen Schwierigkeiten. Beim letzten Mal …
Nein, rief sie sich energisch zur Ordnung. Genug mit den Erinnerungen. Damit musste jetzt endlich einmal Schluss sein.
„Wir müssen den Sprengplan noch mal durchgehen“, sagte sie und zog irgendein Papier aus dem Stapel von ihrem Schreibtisch, von dem sie hoffte, dass es damit etwas zu tun hatte. „Die Sprengung bedarf der Koordination mehrerer Firmen einschließlich der Feuerwehr von Fool‘s Gold. Ich würde das gerne übernehmen, wenn du möchtest.“
„Sicher. Das wäre toll.“
„Das ist mein erstes Mal.“ Bei ihrer Wortwahl verdrehte sie innerlich die Augen. „Ich meine, ich war noch nie zuvor bei einer Sprengung dabei.“
„Das ist ein Ereignis, das deine Welt erschüttern wird.“
Obwohl sie sich unbehaglich, komisch und ein wenig unsicher fühlte, lachte sie. „Ich bin mir nicht sicher, ob meine Welt erschüttert werden muss.“
„Probier es aus. Vielleicht gefällt es dir.“
Sein Blick war ruhig, seine Miene offen. Sie wollte zu ihm hinübergehen und ihn erneut küssen, wollte wissen, wie viel mehr sie in seinen Armen fühlen könnte, herausfinden, was er mit ihrem Körper noch anzustellen wüsste.
Nur wäre das mehr als dumm. Erst der Job, dann die Fantasien, sagte sie sich. Sie ließ sich in ihren Stuhl sinken und widmete sich wieder ihrem Computer. Aber statt des Berichts auf dem Bildschirm sah sie das Feuerwerk, das eben in ihr explodiert war, und die schwarze Wolke drohenden Unheils, sollte sie ihren Gefühlen jemals nachgeben.
Tucker war nicht das Problem. Sie war das Problem. Schon vor zehn Jahren hatte sie ihm nicht widerstehen können, obwohl er es damals nicht mal darauf angelegt hatte. Was sollte sie tun, wenn er beschloss, mehr zu wollen, als nur mit ihr zu spielen?
Er zieht in einem Jahr wieder weiter, sagte sie sich. Wichtiger noch, er hatte eindeutig zu verstehen gegeben, dass er kein Interesse daran hatte, sich jemals auf Dauer irgendwo niederzulassen. Doch ihr bedeutete ihr Zuhause alles. Er hatte ihr schon einmal das Herz gebrochen. Brauchte sie wirklich noch eine zweite Lektion von jemandem wie Tucker Janack? Logisch betrachtet war er eine ganz schlechte Wahl. Sie fragte sich nur, wie lange sie sich das noch würde einreden müssen, bevor sie anfing, es zu glauben.
6. KAPITEL
Nach einer langen Woche auf der Baustelle war Nevada mehr als bereit für einen ruhigen Abend, an dem sie nicht an Tucker denken
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