Was nicht passt, wird kuessend gemacht
dass jemand verletzt war – was ihrer Freude jedoch keinen Abbruch tat. Sie war wirklich eine fürchterliche Person.
Sich zu sagen, dass sie daran ja nicht schuld war, half nicht. Den Abend mit ihrer Schwester zu verbringen hingegen schon. Sie hatten das meiste aus Montanas kleinem Haus für den kommenden Umzug ins Max‘ Haus in Kisten verpackt. Nevada war spät und erschöpft nach Hause gekommen und hatte dennoch nicht schlafen können.
„Wir haben über sie gesprochen“, sagte sie zum wohl tausendsten Mal.
„Ja, Cat redet gern über sich selbst.“
„Das ist nicht hilfreich.“
„Tut mir leid.“
Er sah aber nicht so aus, als wenn es ihm leidtäte. Vielmehr schien er sich sehr zusammenreißen zu müssen, um nicht laut loszuprusten.
„Ich könnte dich umbringen, weißt du“, sagte sie. „Das hier ist meine Stadt. Sie würden mir helfen, deine Leiche zu entsorgen.“
„Du würdest mich vermissen.“
„Nicht so sehr, wie du glaubst.“
Er ging zu ihr und legte die Hände auf ihre Schultern. „Ich denke, Cat hat einfach nur ihre normale narzisstische Seite gezeigt. Es ging nur um sie, und irgendwie hast du das falsch interpretiert.“
„Vielleicht.“ Sie war sich zu dem Zeitpunkt jedoch so sicher gewesen. Hatte sogar ein wenig Angst gehabt. „Du warst nicht da. Sie spricht ständig davon, sich in ihrer femininen Phase zu befinden. Vielleicht ist das ein Teil davon.“
Um seine Mundwinkel zuckte es erneut. „Warst du versucht, ihr nachzugeben?“
Sie schlug seine Hände weg. „Habe ich schon erwähnt, dass ich dich hasse?“
„Kann ich zuschauen?“
„Igitt. Was ist nur mit dir los? Ich habe hier ein ernsthaftes Problem.“
„Eine wunderschöne Frau will dich. Das ist wirklich ein Problem.“
Sie stieß einen verächtlichen Laut aus und stapfte dann zu ihrem Schreibtisch. „Du nimmst das nicht ernst.“
„Und du nimmst es zu ernst. Selbst wenn sie versucht hat, dich zu küssen – wir reden hier über Cat. Sie hat nur einen neuen Weg gefunden, Aufmerksamkeit zu erregen. Das bedeutet noch lange nicht, dass sie wirklich Sex mit dir haben will.“
Das ergab jetzt endlich mal Sinn. „Das könnte sein“, gab sie zu. „Ich habe ihr mein Mitgefühl gezeigt. Ich bin sicher, daran lag‘s. Es war nur ihre Reaktion darauf.“
„Genau. Aber wenn sich herausstellt, dass sie es doch ernst gemeint hat, machst du dann ein Video?“
Sie nahm die Mappe, die auf ihrem Tisch lag, und öffnete sie, um den darin liegenden Bericht zu studieren. „Spricht da jemand? Ich höre nur so ein Summen. Ganz seltsam.“
Er kam zu ihr, drehte sie auf ihrem Stuhl herum und gab ihr einen Kuss. „Tut mir leid, dass sie dich aufgeregt hat. Und es tut mir leid, dass dir unbehaglich war.“
Sie lehnte sich gegen ihn. „Ich habe nichts dagegen, wenn Frauen sich küssen“, flüsterte sie. „In der Theorie. Ich möchte nur nicht Teil davon sein.“
„Cat hat gespielt. Wenn du sie das nächste Mal triffst, wird sie sich schon wieder etwas anderem zugewendet haben.“
„Das hoffe ich.“
„Vertrau mir.“
Nachdem ein Tag, in dem sie schwere Baumstämme abtransportiert und den Ort der Sprengung genau inspiziert hatte, ihre Laune nicht gehoben hatte, nahm Nevada dankbar die Einladung ihrer Freundinnen an, sich nach der Arbeit in Jo‘s Bar zu treffen. Heidi hatte versprochen, Annabelle und Charlie anzurufen, und als Nevada ankam, warteten die drei Frauen schon auf sie – genauso wie ein großer eiskalter Wodka-Tonic.
„Ihr habt meine Gedanken gelesen“, sagte sie und glitt auf den Platz in der Nische, den sie ihr freigehalten hatten. „Danke.“ Sie trank einen Schluck. „Wie geht es euch?“
„Gut“, sagte Heidi grinsend. „Keine flüchtigen Ziegen mehr. Und die wilden Kühe halten sich auch fern.“
Annabelle lachte. „Du bist der einzige Mensch, den ich kenne, der Angst vor Ziegen hat.“
„Ich habe keine Angst. Sie üben nur einen schlechten Einfluss aus.“
Annabelle schüttelte den Kopf. „Red dir das nur weiter ein. Mir geht es auch gut. Ich liebe die Bücherei, ich liebe die Stadt. Habt ihr am Wochenende auf das Laub geachtet? Das nenne ich mal schön.“
„Laub fängt leicht Feuer“, grummelte Charlie.
„Ah, die Romantikerin“, neckte Nevada sie.
Charlie schaute sie über den Rand ihrer Margarita hinweg an. „Deine Schwestern heiraten.“
Nevada trank noch einen Schluck und seufzte. „Das klingt mehr wie eine Anschuldigung als wie eine Frage.“
„Das sollte es nicht.
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