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Was scheren mich die Schafe: Unter Neuseeländern. Eine Verwandlung

Was scheren mich die Schafe: Unter Neuseeländern. Eine Verwandlung

Titel: Was scheren mich die Schafe: Unter Neuseeländern. Eine Verwandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Richter
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Immi-Test – Taugen Sie zum Auswandern?‹«, lese ich vor.
    Sie werden von einem TV -Sender angefragt, der Ihre Familie für eine Reality-Serie über Auswanderer filmen will. Was machen Sie?
     
Das muss ich erst mit meiner Agentin besprechen. Unter 10 000 Euro stehe ich gar nicht erst auf.
Ich sage zu in der Hoffnung, dass meine Eltern endlich Geld schicken, wenn sie sehen, wie schlecht es uns geht.
Ich biete dem Kamerateam uneingeschränkten Zugang zu meinen selbst gedrehten DVD s (Top-Qualität!) und bringe Spiegel im Schlafzimmer an, um zu üben.
    Stefanie und ich schauen uns ungläubig an. »Lies weiter!«, sagt sie.
    Sie sind bei Ihren ausländischen Nachbarn zu einer Stehparty eingeladen. Das Essen kommt Ihnen seltsam vor. Was machen Sie?
     
Ich koste es und spucke den Bissen unauffällig in den Hundenapf.
Ich bringe das nächste Mal Dackel als Spezialität meiner Heimat mit.
Ich stelle den Hundenapf, von dem ich gekostet habe, demonstrativ auf den Boden zurück und hüstele mit verdrehten Augen.
    Sie stehen an einer Bar Ihres neuen Wohnortes und hören, wie am Tresen jemand über Deutsche herzieht. Was tun Sie?
     
Ich gebe der ganzen Runde einen aus, damit mich jeder mag.
Ich verlasse still das Lokal.
Ich drohe dem Provokateur Prügel an / verübe einen Brandanschlag auf die Kneipe (wahlweise)
Ich weise den Mann zurecht, dass mein Land noch viel faschistischer ist, als er meint, verwickle ihn in eine langwierige Diskussion, bei der ich ihn ständig unterbreche, und nötige ihn zu einer Unterschriftenaktion.
    »Das durchschaut doch jeder«, sagt Stefanie. »Lass hören, was dabei rauskommt.«
    »Okay, die Auswertung:
    Überwiegend a): Herzlichen Glückwunsch! Sie werden sich schnell einleben. Überwiegend b): Öffnen Sie sich etwas mehr der fremden Kultur. Überwiegend c): Das wird nichts. Drehen Sie bloß um, falls Sie schon abgereist sind. Einmal d): Sie sind hoffnungslos deutsch. Machen Sie das Beste daraus.«
    Die Rhabarberkuchenrunde löst sich auf. Claude und ihre Freundin turteln auf dem Sofa in der Ecke. Eva räumt Teller weg und zieht die Schürze aus. Irgendwas ist anders an ihr. Sie trägt nicht mehr Crocs, sondern silberfarbene Schlappen von Havaiana. Und die Dreadlocks sind jetzt schwarz statt flammend rot. Das übliche Tiermotiv auf ihrem T-Shirt ist dem Antlitz einer Kuh mit Panzerknackermaske gewichen, darunter der Schriftzug FONTERROR . Auf dem Rücken steht ›Milking the land for all it’s worth‹. Ein Protest gegen den Milchmogul Fonterra, der die Flüsse mit Gülle versaut.
    Ich lege die Zeitschrift weg und blättere durch ihr neuseeländisches Gegenstück. Auch hier ein Test: Woran man erkennt, ob man ein echter Kiwi ist. Das hilft mir schon eher. Die Liste ist lang.
     
Trägst du Flip-Flops?
Hast du dir jemals durch Sonnenbrand Verbrennungen zweiten Grades zugezogen?
Besitzt du einen Morris Minor, einen Rasenmäher und Gummistiefel?
Wenn dir jemand erzählt, dass er gerade mit George Clooney und Angelina Jolie auf einer Yacht war, fängst du dann an, über Segelboote zu fachsimpeln?
Hast du schon mal in einer Wanderhütte oder in einem Marae neben einem Schnarcher genächtigt?
Betrachtest du das Wetter als sportlichen Wettbewerb und rühmst vor Leuten aus anderen Städten das hervorragende Klima deiner Heimat?
Warst du schon mal dem Tod nahe, weil du von einer großen Welle erfasst wurdest oder einen Fluss durchqueren musstest?
Besitzt du (oder leihst du dir zumindest) eine Kettensäge?
Hast du eine Halskette mit Jade-Anhänger oder Knochenschnitzerei?
Hast du Kiwis an entlegenen Orten der Welt kennengelernt und festgestellt, dass ihr über zwei Ecken gemeinsame Bekannte habt?
Bist du nachts von Possums aufgeweckt worden, die weiß der Teufel was auf deinem Dach trieben?
Ist das Dach aus Wellblech?
Hast du jemals in Europa in einer Bar oder einem Restaurant gekellnert?
Hast du während der Zeit so getan, als ob du Maori sprichst, indem du Ortsnamen wie »Taumarunui, Whanganui, Taranaki, Hokitika, Taupo« aneinanderreihst (mit Haka-Bewegungen untermalt)?
Hast du mal selber einen Fisch gefangen und ihn gegrillt? (Wer sich beim Anfassen des Köders anstellt, muss die Frage automatisch mit ›Nein‹ beantworten.)
Besitzt du ein kariertes Buschhemd von Swanndri und kennst den Geruch feuchter Wolle?
Hast du einen Freund, von dem du dir einen Anhänger leihen kannst?
Kannst du damit rückwärts einparken?
Hast du schon mal Essen aus dem hangi oder umu (Erdofen) gegessen?
Weinst du

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