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Was sich kusst das liebt sich

Was sich kusst das liebt sich

Titel: Was sich kusst das liebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manning Sarra
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Kombination, die bewirkte, dass man nur noch möglichst nah an diesen Mann mit dem teilnahmsvollen Blick heranrücken und ihm das Herz ausschütten wollte. Sie hätte auch bei Neve ihre Wirkung nicht verfehlt, wenn sie nicht das Bedürfnis verspürt hätte, die Erinnerung an die schmerzlichen Ereignisse, die dazu geführt hatten, dass Celia nach New York gegangen war, krampfhaft zu unterdrücken.
    Doch Celia war aus einem weniger harten Holz geschnitzt, und während Neve das Geschirr spülte und verräumte und Kaffee machte, unterhielten Celia und Douglas ihren Besucher mit der tragischen Geschichte von jenem Sonntag, an dem sie das letzte Mal alle vereint gewesen waren.
    Es war ein herrlicher, sonniger Tag gewesen, und durch die offenen Fenstertüren hatte eine leichte Brise hereingeweht. Beim Mittagessen hatten Margaret und Barry Slater ihren drei verantwortungsbewussten, erwachsenen Kindern die Mitteilung machen wollen, dass jedes von ihnen eine eigene Wohnung im Haus ihrer Großmutter bekommen würde, während sie selbst sich zur Ruhe zu setzen gedachten und künftig einen Teil des Jahres in Yorkshire und den Rest ihrer Zeit in Malaga verbringen wollten, wo sie sich ein Haus gekauft hatten. Es war eine große Feier geplant, denn jedes der drei Slater-Kinder hatte einen großen Schritt in Richtung Erwachsenenwelt gemacht: Neve hatte ihr Studium in Oxford abgeschlossen, Celia hatte die Schule beendet, und Douglas hatte einen Teil des Familienbetriebs übernommen.
    Allerdings hatte sich just in der Woche zuvor herausgestellt, dass Celia beim Abitur durchgefallen war, weil sie in der Vorbereitungszeit lieber mit ihren Freundinnen ausgegangen war und Jungs angegraben hatte, statt zu lernen. Und Douglas hatte einen wichtigen Auftrag vermasselt, worauf er im Pub seinen Kummer ertränkt hatte und wegen Trunkenheit am Steuer und Widerstand gegen die Staatsgewalt verhaftet worden war. Es war eine turbulente Woche gewesen, in der viel gestritten, geweint und mit Türen geschlagen wurde.
    Neve hatte die meiste Zeit in ihrem Zimmer verbracht und noch einmal sämtliche Romane von Jane Austen gelesen (was für ein Genuss, sie endlich nur zum Vergnügen zu lesen!). Dazwischen hatte sie geheult, weil William ein paar Tage davor nach Kalifornien geflogen war, und in Vanilleeis getunkte Schokoladenkekse gefuttert. Und sie hatte am Esstisch direkt neben ihrem Vater gesessen, als dieser rotgesichtig und betrunken aus dem Hat and Fan nach Hause getorkelt war.
    Ihre Mutter hatte noch nicht einmal den verkohlten Lammbraten auf den Tisch gestellt, da hatte er sich schon auf Celia und Douglas gestürzt. » Ihr macht mich krank, ihr zwei!«, hatte er getobt und das elektrische Messer hingepfeffert. » Am liebsten würde ich euch beide vor die Tür setzen.«
    Douglas hatte zurückgebrüllt, Celia hatte geheult, ihre Mutter hatte immer wieder » Hör auf, Barry. Das reicht jetzt, Barry«, gemurmelt, und Neve hatte danebengesessen und darauf gewartet, dass es vorbei war, damit sie sich wieder in ihrem Zimmer verbarrikadieren und in eine Welt flüchten konnte, in der es kein Geschrei gab, sondern höchstens spitze Kommentare, die auf Regimentsbällen hinter Fächern geäußert wurden.
    » Es war furchtbar«, sagte Celia. » Aber das ist typisch Dad. Er ist immer so ruhig und frisst alles in sich rein, und dann explodiert er plötzlich. Hinterher hat es ihm total leidgetan. Er hat sich entschuldigt und mir einen riesigen Blumenstrauß an Tante Catherines Adresse in New Jersey geschickt. Hat ihn bestimmt eine Stange Geld gekostet.«
    » Ja«, pflichtete Douglas ihr bei. » Er hat seinen Rausch ausgeschlafen, sich entschuldigt, und dann ist er mit mir in den Pub gegangen und hat mir einen Vortrag gehalten; von wegen erwachsen werden und Verantwortung übernehmen. Es wäre mir lieber gewesen, er hätte mich weiter angeschrien.«
    » Und was war mit dir?« Max sah zu Neve, die mit einer Tasse Pfefferminztee in den Händen schweigend dasaß. » Bist du dem väterlichen Zorn entgangen?«
    » So halb. Nein, eigentlich nicht«, sagte sie leise.
    » Wenigstens hat er dich nicht angebrüllt«, bemerkte Douglas. Aber das hatte es auch nicht besser gemacht. Im Gegenteil.
    Neve hatte damals einfach nur dagesessen und der Tirade ihres Vaters mit halbem Ohr gelauscht. Sie hatte sich sogar ein wenig überlegen gefühlt, schließlich hatte sie ihr Bachelorstudium mit Bestnote abgeschlossen und sich einen Studienplatz für ihr Masterstudium gesichert, inklusive

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