Was sich kusst das liebt sich
prüfend, um herauszufinden, ob er sich wirklich freute oder nur so tat als ob. Dann öffnete er das letzte Päckchen. Es enthielt eine kleine Espressotasse, auf die sie ein Foto von Keith hatte drucken lassen. » Die ist ja der Hammer!«
» Ich hatte ein paar Fotos von Keith auf meinem iPhone, die musste ich bloß auf CD brennen und damit in diesen Laden gehen… Freust du dich wirklich darüber, Max?«
» Und wie! Du hast seinen indignierten ›Also, hör mal!‹-Blick perfekt eingefangen.« Er nahm die Tasse noch einmal zur Hand, um sie etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. » Ich finde alle deine Geschenke toll.«
» Ich weiß nie so genau, was ich anderen Leuten schenken soll. Mir macht man ja mit einem Buchgutschein am meisten Freude«, erklärte Neve nervös. » Ich kann alles zurückgeben bis auf die Tasse. Die musst du behalten, fürchte ich.«
» Neve! Ich habe gesagt, ich finde sie toll, und das tue ich wirklich. Könntest du dir deine selbstkritischen Bemerkungen für den Rest des Abends bitte sparen?«
» Niemals. Spätestens nach einer halben Stunde schlägt die Macht der Gewohnheit wieder zu. Hast du eine DVD dabei?«
» Ja, ich dachte, du freust dich bestimmt, wenn ich meine Bruce-Lee-Sammelbox mitbringe.«
» Bruce Lee?« Puh, ein Kung-Fu -Film-Marathon war nun doch etwas viel verlangt, Geburtstag hin oder her, fand Neve.
» Wie viele Filme sind das denn?«
» Keine Sorge, ich hab sie zu Hause gelassen.« Max erhob sich, und sie machte sich breit, damit er nicht sehen konnte, was hinter ihr auf der Arbeitsfläche stand. » Was versteckst du denn da vor mir?«
Sie hob ein Bein und stellte ihm den Fuß aufs Knie, um ihn auf Abstand zu halten. » Keinen Schritt weiter, sonst ist es keine Überraschung mehr«, befahl sie. » Geh ins Wohnzimmer und such eine DVD aus. Ich komme in zehn Minuten nach.«
Max spähte ihr über die Schulter. » Ist diese Überraschung ungefähr so groß wie ein Brotkasten, oder was machst du da? Außerdem isst du doch gar kein Brot, Neve.« Max trat einen Schritt näher, worauf sie das Bein durchdrückte. Wie gut, dass sie so viel trainierte! » Okay, okay, ich geh ja schon.«
Zwölf Minuten später schob Neve mit dem Fuß die Wohnzimmertür auf, denn sie trug die Sektflasche unter dem einen und die Schachtel Pralinen unter dem anderen Arm, und außerdem zwei Gläser und einen Mini-Schokokuchen, in dem eine einzelnen Kerze steckte.
» Ich würde ja Happy Birthday singen, aber ich bin total unmusikalisch«, sagte sie und stellte den selbst gebackenen Minikuchen vor Max auf den Sofatisch. » Aber du musst die Kerze ausblasen und dir etwas wünschen.«
» Wie hast du es geschafft, in zehn Minuten einen Schokoladenkuchen zu backen, und warum ist er in einer Tasse?« Max betrachtete Neves bescheidene Opfergabe argwöhnisch. » Und er läuft aus– gehört das so?«
» Er läuft nicht aus, das ist geschmolzene Schokolade.« Neve ließ sich neben ihm nieder. » Ich habe das Rezept von Rose. Man macht ihn in der Mikrowelle, und angeblich schmeckt er gar nicht übel. Los, los, blas die Kerze aus.«
Max schloss die Augen und pustete, und dann hielt er ein paar Sekunden regungslos inne, als wollte er seinen Geburtstagswunsch nicht für irgendeinen trivialen Unsinn verschwenden– etwa dafür, dass Manchester United die Premier League gewann. » Willst du nicht wissen, was ich mir gewünscht habe?«, fragte er, als er die Augen wieder aufschlug.
» Wenn du es mir erzählst, geht der Wunsch nicht in Erfüllung.« Sie mühte sich mit dem Sektkorken ab. » Also, was willst du dir ansehen?«
» Was hältst du davon, wenn wir zur Abwechslung etwas spielen?« Er hielt eine dunkelgrüne Schachtel hoch, die ihr nur allzu bekannt vorkam. » Das hier stand ganz unten in deinem DVD -Schrank… Wenn du das Glas schräg hältst, schäumt es weniger.«
Neve füllte die zwei Sektflöten, die sie für fünfzig Pence das Stück im Billigladen um die Ecke erstanden hatte, und wartete ab, bis Max das seine mit zwei großen Schlucken zur Hälfte geleert hatte.
» Ich muss dich warnen: Du wirst es nicht glauben, aber ich bin äußerst ehrgeizig, und ich verfüge über ein erstaunliches Vokabular, weil ich nämlich jahrelang kein Sozialleben hatte und deshalb viel gelesen habe… Also, wenn du mit mir Scrabble spielst, werde ich dir in den Arsch treten.«
Max, der sich gerade den ersten Löffel Schokokuchen in den Mund hatte schieben wollen, erstarrte mitten in der Bewegung. » Du wirst
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